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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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weiteren Personen, die Angestellte der Streitkräfte seien -, wurde einige Zeit darauf verwandt, ein paar beruhigende Erklärungen abzugeben. Von seiten der Streitkräfte wurde kategorisch versichert, es liege keine Situation vor, die auch nur entfernte Ähnlichkeit mit einem »Kriegszustand« habe, nicht einmal die Phantasie eines Expressen -Reporters rechtfertige eine so tollkühne Bezeichnung. Darauf versicherten die beiden Säpo-Chefs, auch in ihrer Abteilung bestehe nicht der leiseste Verdacht, es könne sich um eine Vendetta oder ähnliches handeln, und man könne sich ganz einfach nicht vorstellen, daß Expressen in der Abteilung überhaupt irgendwelche Quellen habe.
    Dann zerfloß die Konferenz nicht unerwartet in Spekulationen, die wiederum zu neuen kleinen Streitigkeiten führten.
    Die erste Frage, die gestellt wurde, lautete, wer im voraus von einem konspirativen Treff zwischen einem KGB-Offizier und einem bezahlten schwedischen Agenten gewußt haben konnte.
    Lennart Borgström meinte, das GRU, und hob dann ab wie eine Rakete und erging sich in Phantasien, das GRU könne sowohl hinter den Morden in Linköping als auch hinter denen in Näsbypark stecken.
    Der Alte merkte zunächst nur trocken an, daß schon eine minimale Kenntnis der Gepflogenheiten der sowjetischen Nachrichtendienste absolute Klarheit darüber verschaffen könne, daß das GRU von den Operationen des KGB weder Kenntnis haben könne noch dürfe - und umgekehrt. Das sei elementar. Schon deshalb könne das GRU als Auftraggeber der Mörder ausgeschlossen werden. Ferner wäre es wohl reichlich tollkühn, aus rein theatralischen Gründen einen KGB-Offizier zu ermorden, und überdies müsse man sich die Frage stellen, ob das GRU mitten in der Glasnost-Ära das Bedürfnis verspüren könne, eine politische Katastrophe zu riskieren, und zwar sowohl für sich selbst als auch für die Sowjetunion.
    Als es dem Alten nicht zu gelingen schien, die seiner Meinung nach einfachen Gedankengänge verständlich zu machen, unter anderem, weil der Briefträger und der Zivilist dazu neigten, Lennart Borgström recht zu geben, wies er säuerlich darauf hin, außer dem KGB gebe es nur eine einzige Stelle, an der man von konspirativen Treffs dieser Art Kenntnis haben könne, nämlich die schwedische Säpo. Allerdings sei zweifelhaft, daß das KGB Bescheid wisse.
    Da explodierte Näslund.
    Er fragte zunächst, ob diese letzte Bemerkung als Unterstellung gemeint sei. Dann leistete er sich einen unfreiwilligen Scherz, indem er darauf hinwies, daß es der Säpo noch nie gelungen sei, einen schwedischen KGB-Agenten auf frischer Tat zu ertappen. Und wenn sich wie in diesem Fall eine solche Gelegenheit geboten hätte, hätte man sich wahrlich mit einem normalen Zugriff begnügt.
    Einig waren sich die Anwesenden nur in einem Punkt. Es gab weder bei den Streitkräften noch beim zivilen Sicherheitsdienst irgendwelche Hinweise, welche die Spekulationen der Zeitung Expressen stützten.
    Beim Verlassen des Konferenzraums kam der Versammlung der Adjutant des Oberbefehlshabers mit den Abendzeitungen entgegen.
    Auf der ersten Seite von Expressen fand sich ein riesiges Porträt des Spions Sandström. Und die dazugehörige Überschrift enthielt nur drei Worte und ein Fragezeichen: IN MOSKAU ERMORDET?
    Die Bildunterschrift auf der ersten Seite erklärte, der inzwischen entbrannte Agentenkrieg könne hochgestellten Säpo-Quellen zufolge dadurch ausgelöst worden sein, daß schwedische Agenten Sandström ermordet hätten (»So begann der Agentenkrieg«).
    Samuel Ulfsson scherzte etwas angestrengt, nun habe man endlich einmal die Möglichkeiten der Streitkräfte überschätzt.
    Er ging jedoch mit dem Alten und Carl durch den Korridor zu ihrer eigenen Abteilung, betrat sein Büro und schloß die Tür direkt vor der Nase des neuernannten SSI-Chefs.
    »Das ist doch wider alle Vernunft«, sagte er und warf sein Exemplar des Blatts auf den Konferenztisch. Dann zündete er eine Zigarette an.
    »Wie können diese Informationen den Weg zum Affenhaus auf Kungsholmen gefunden haben?« brummelte der Alte traurig.
    »Es ist unmöglich«, sagte Carl hitzig, »es ist absolut unmöglich. Ich habe diese Information außer an euch beide an niemanden weitergegeben.«
    »Ich weiß nicht einmal, ob ich die Frage stellen möchte«, sagte Samuel Ulfsson düster, nachdem er während des gespannten Schweigens der anderen ein paar Züge geraucht hatte. »Aber ich werde es wohl müssen. Also folgendes. Der

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