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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Oberbefehlshaber hat Informationen des Inhalts erhalten, daß Sandström tot ist, nichts sonst. Ich habe die Angelegenheit mit keinem anderen Menschen besprochen. Carl hat seine Position schon erklärt, und jetzt muß ich dich fragen, mein Alter.«
    »Dies ist wirklich kein Anlaß für Scherze«, erwiderte der Alte.
    »Soll ich das so verstehen, daß du niemandem gegenüber auch nur Andeutungen gemacht hast?«
    »Selbstverständlich.«
    »Dann ist das zunächst geklärt. Die Schlußfolgerung ist, daß im Affenhaus niemand davon gewußt haben kann. Folglich haben sie auch nichts durchsickern lassen können. Außer uns weiß das GRU Bescheid, aber es will mir einfach nicht in den Kopf, daß…«
    Er hielt plötzlich inne, als er auf einem Stapel von Papieren im Eingangskorb einen Briefumschlag entdeckte. Er riß ihn fast aggressiv an sich, zerfetzte den Umschlag, als er ihn öffnete, und las.
    Es war eine kurze Mitteilung. Trotzdem las er sie dreimal und jedesmal langsamer. Dann drückte er seine Zigarette aus und zündete sofort eine neue an. Die beiden anderen warteten und ließen ihm Zeit.
    »Lies«, sagte er schließlich und schob die handgeschriebene kleine Briefkarte über den Tisch, »du kannst es uns vorlesen, Carl.«
    Carl nahm den Brief an sich. In der oberen linken Ecke war das Staatswappen der Sowjetunion eingeprägt. Carl räusperte sich nervös und las dann:
    Herr Kapitän des ersten Rangs!
    In meiner Eigenschaft als Leiter der militärischen Abteilung der Botschaft der Union der Sozialistischen Räterepubliken möchte ich auf diesem Wege offiziell zu Ihnen Verbindung herstellen, um Mißverständnisse zu vermeiden. Die Angelegenheit ist von äußerstem Gewicht und betrifft die Sicherheit und die guten Beziehungen unserer beiden Länder. Aus bestimmten Gründen möchte ich so schnell wie möglich mit Ihrem Vertreter zusammentreffen, Fregattenkapitän Carl Hamilton, um eingehender zu erläutern, was nur mündlich besprochen werden sollte. In Erwartung Ihrer baldigen Antwort verbleibe ich Mit freundlichen Grüßen Juri Tschiwartschew, Leiter der militärischen Abteilung »Das ist der Resident persönlich, nehme ich an«, sagte Carl, als er zu Ende gelesen hatte.
    »Stimmt. Der Resident des GRU will dich höchstpersönlich ganz allein für sich haben«, erwiderte Samuel Ulfsson und stieß dabei eine dicke Qualmwolke aus.
    »Wenn das hier ein Destabilisierungsunternehmen ist, ist es wohl die schlimmste Maskirowka, von der ich je gehört habe«, sagte der Alte in einem Tonfall, der sich fast resigniert anhörte.
    »Warum will er ausgerechnet Carl treffen?« fragte Samuel Ulfsson.
    »Es gibt vermutlich nur eine Möglichkeit, das festzustellen«, erwiderte Carl.
    »Es hört sich gefährlich an, finde ich«, bemerkte Samuel Ulfsson.
    »Tja«, seufzte der Alte, »das scheint mir aber nicht ganz sicher zu sein. Ich meine, sie dürften kaum förmliche Einladungen zu nassen Jobs verschicken. Ich bin der Meinung, wir sollten die Tatsache nicht außer Betracht lassen, daß das GRU uns schreibt, und zwar sogar sein Stockholmer Chef. Und er weist darauf hin, daß die Angelegenheit offiziell ist. In russischem Sprachgebrauch bedeutet das tatsächlich offiziell. Die Sache ist von Moskau abgesegnet.«
    »Er sagt, er möchte etwas erklären und uns Informationen geben«, stellte Samuel Ulfsson fest. »Wie gesagt, er hat es sogar auf seinem eigenen Briefpapier geschrieben. Das hat einiges Gewicht, und es scheint nicht ausgeschlossen, daß er etwas weiß, was wir nicht wissen.«
    »Worüber er im Interesse beider Länder sprechen möchte«, ergänzte der Alte. »Ich finde, wir sollten das Treffen arrangieren, natürlich nur, falls Carl selbst keine Einwände hat?«
    Beide Chefs sahen Carl starr an. Ihm war unbehaglich zumute, nicht wegen eventueller Gefahren, sondern aus ganz anderen Gründen.
    »Es ist ja schon merkwürdig«, sagte er zögernd, »daß der Resident ausgerechnet den ehemals der Spionage verdächtigten Hamilton für den besten Kontakt hält. Mir ist unwohl dabei zumute, aber ich kann trotzdem kein Risiko dabei erkennen. Wenn sie eine Operation gegen mich vorhaben, was ich nicht glaube, und zwar nicht nur, weil sie gesagt haben, Schwamm drüber, hätten sie mich kaum schriftlich zu meiner Beerdigung einladen müssen. Das GRU ist nicht dafür bekannt, solche Dokumente aus der Hand zu geben.«
    »Kann es eine Fälschung sein oder ein Scherz? Vielleicht ein Einfall von Expressen ?« überlegte Samuel Ulfsson.
    »Das

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