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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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rechnen?«
    »Hör mal, Näslund, irgendwo muß es schon gewisse Grenzen geben. Erstens möchte ich dir den Rat geben, sehr ruhig und sehr vorsichtig weiterzumachen, wenn du dir meine Standpunkte mal anhören willst?«
    »Ja, gern.«
    »Den größten Schaden, den dieser Typ publizitätsmäßig anrichten kann, hat er schon angerichtet. Ich meine, soweit es uns betrifft. Was Hamilton und anderes angeht, was uns betrifft, brauchen wir aus der Ecke nichts mehr zu erwarten. Kannst du insoweit folgen?«
    »Das könnte stimmen, ja.«
    »Wir wissen jetzt, wer er ist. Wir wissen aber nicht, warum und in wessen Interesse. Das sollte doch nicht ganz bedeutungslos sein?«
    Näslund überlegte, dieses eine Mal jedoch ohne den Stahlkamm. Samuel Ulfsson hingegen zündete seine gewohnte Zigarette an. Die beiden Männer betrachteten einander eine Zeitlang, nicht feindselig, aber nachdenklich.
    »Die Lage ist also folgende«, begann Näslund. »Wir haben diese extrem unbegreiflichen und seltsamen Morde, und niemand von uns glaubt an einen Agentenkrieg, wie dieser… wie diese Quelle uns glauben machen will. Entweder ist er auf die Ereigniskette aufgesprungen und nutzt sie für seine Zwecke aus, welcher Art die auch sein mögen, oder aber es besteht ein Zusammenhang zwischen der Kampagne über den Agentenkrieg und den eigentlichen Morden. Denkst du etwa so?«
    »Genau so. Hast du Kontakte mit der Polizei in Norrköping gehabt? Ja, Verzeihung, falls ich meine Nase in deine Angelegenheiten stecke, aber gibt es bei deren Arbeit Aussicht auf Erfolg?«
    »Ich habe den Kommissar angerufen, der da unten die Ermittlungen führt. Er war aber nicht sonderlich hilfreich, auch nicht sonderlich höflich, ich würde eher sagen, mißtrauisch.«
    »Er hat vielleicht seine Gründe.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich meine… stell dir vor, er beginnt zu ahnen, daß es eine Spur zur Säpo gibt. Das würde seine Barschheit erklären, wenn du ihn anrufst.«
    »Vorstellbar, durchaus denkbar, ja.«
    »Dann würde ich dir also vorschlagen, bei dieser Voruntersuchung wegen Geheimnisbruchs behutsam vorzugehen und andere Möglichkeiten und weitere Erklärungen abzuwarten. Geht das?«
    »Das geht ausgezeichnet. Von Gefahr im Verzuge kann ja keine Rede sein.«
    »Was bedeutet das?«
    »Daß der Geheimnisbruch schon geschehen ist, daß es möglich ist, bei diesem Teil der Voruntersuchung Zurückhaltung zu üben. Während wir uns auf eine eventuell größere Perspektive konzentrieren, genau wie du vorgeschlagen hast.«
    »Wie schön, das zu hören. Können wir euch irgendwie helfen?«
    »Nein danke! Wie ich schon sagte, das ist eine Sache für die Polizei. Wenn ihr euch um fremde Machte im Ausland kümmert, kümmern wir uns um die Kriminalität innerhalb unserer Grenzen.«
    »Aber wenn es dir Schwierigkeiten bereiten sollte, dich vor undichten Stellen zu schützen? Wir wären in der Lage, sowohl Personal als auch Ressourcen zur Verfügung zu stellen…«
    »Nein danke! Wenn wir keinen Agentenkrieg haben, sollten wir auch keinen anfangen. Ich muß noch sehr darüber nachdenken, wie es rein operativ vonstatten gehen soll, aber das ist trotzdem ganz und gar unsere Angelegenheit. Kann ich dieses Band mitnehmen?«
    »Bitte sehr.«
    Henrik P. Näslund stand energisch auf und rückte sein Jackett zurecht. Sein Anzug hatte kräftig wattierte Schultern, was ihm ein fast viereckiges Aussehen verlieh. Er ging mit wiegenden Schritten auf Samuel Ulfsson zu und nahm das Band entgegen, das dieser brav aus dem Tonbandgerät genommen hatte, gab seinem Gegenüber einen kräftigen Handschlag und ging.
    Samuel Ulfsson blieb eineinhalb Zigaretten lang still auf seinem Stuhl sitzen. Dann sah er auf die Uhr und erkannte, daß er schon seit einer Minute beim OB hätte sein sollen.
    Dieser blickte diskret auf die Uhr, als Samuel Ulfsson eintrat, sagte aber nichts über pünktliches Erscheinen. Der Chef des Nachrichtendienstes gehörte zu den wenigen, die das Recht hatten, zu spät zu kommen.
    »Nun«, sagte der OB statt dessen rundheraus, »wie hat Hamilton das Ganze aufgenommen?«
    »Schwer zu sagen, aber er hat noch weitere, kompliziertere Befehle erhalten.«
    Der OB zwang sich, über diese Untertreibung nicht zu lächeln. Ein Teil der etwas »komplizierteren« Befehle, die Hamilton erhalten hatte, hatten unleugbar einige Probleme geschaffen.
    »Ich habe einen großen Teil des Tages damit zugebracht, mich ein wenig in der schwedischen Propagandakunst weiterzubilden«, fuhr der OB

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