Feind des Feindes
seinen Namen gesagt.«
»Aber zeigte auch einen Polizeiausweis?«
»Ja, aber ich habe den Namen nicht verstanden.«
»Aber bei Hans Glucher bist du sicher?«
»Ja, das ist ja ein etwas ungewöhnlicher Name.«
»Kannst du den anderen beschreiben?«
»Ja, das ist nicht sehr schwer.«
»Wieso?«
»Er war mindestens einsfünfundneunzig groß, ein Riese, blond und mit kurzgeschorenem Haar.«
»Gut. Die Personenbeschreibung kannst du gleich zu Papier bringen. Laß mich zunächst noch eins sagen. Wir nehmen dieses Gespräch auf Band auf. Ich hoffe, du hast dafür Verständnis?«
»Auf Band? Aber du hast doch kein…?«
»Das hier ist der Nachrichtendienst, nicht die Säpo. Unsere Geräte sind etwas diskreter angebracht. Aber wir können jetzt mit dieser Personenbeschreibung anfangen. Ich werde dir jemanden zeigen, der dir eine Vergleichsmöglichkeit bietet. Åke, du kannst jetzt reinkommen!«
Die Tür zum Eßzimmer wurde prompt geöffnet, und der riesige Stålhandske betrat theatralisch drohend das Zimmer.
Der reingewaschene Spion keuchte bei diesem Anblick.
»Etwa von dieser Größe?« fragte Carl sanft.
Samuel Ulfsson hatte sich lange vor der Begegnung mit Näslund gegraut. Er sah jedoch keinen anderen Ausweg, und mochten ihn auch viele in der Abteilung wegen seiner groben und etwas tölpelhaften Manieren nicht ausstehen können, so gab es doch keinen Anlaß, seine Loyalität in Frage zu stellen, wenn es um eine Bedrohung der Sicherheit des Reiches ging. Und hier mußte es um einen gemeinsamen Feind gehen.
Da Samuel Ulfsson sich schon im voraus entschlossen hatte, übersprang er alle höflichen Präliminarien und alles Drumherumreden und schaltete sein Tonbandgerät ein, sobald Näslund sich gesetzt hatte. Es war das Band, das nur die Quelle von Expressen in redigierter Auswahl enthielt.
Näslund lauschte aufmerksam und mit gerunzelter Stirn. Nach einigen Minuten stellte Samuel Ulfsson das Tonbandgerät ab.
»Weißt du, wer von deinen Angestellten das ist?« fragte er so undramatisch, wie er nur vermochte.
»Ja, ohne Zweifel. Ist an dieser Aufnahme herumgeschnitten worden? Wie sagen die Amerikaner, ist sie bowdlerized?«
Samuel Ulfsson hob die Augenbrauen. Er hätte nie gedacht, daß Näslund diese Terminologie beherrschte.
»Ja, selbstredend. Nun? Um wen handelt es sich hier?«
»Das solltest du erst beantworten und dieses seltsame Spielchen erklären.«
»Dann darf ich sagen, daß dies der Mann ist, der hinter der Kampagne von Expressen steht, der Mann, der sie sowohl mit Material als auch mit politischen Kommentaren versorgt.«
»Teufel auch.«
»Ja, Teufel auch. Nun? Wie heißt er?«
»Ich glaube, das kann ich dir nicht sagen.«
»Du beliebst zu scherzen.«
»Nein. In der Abteilung läuft eine Voruntersuchung wegen Geheimnisbruchs und der Verbreitung unwahrer Angaben. Es wäre ein Dienstvergehen, wenn ich Erkenntnisse aus einer Voruntersuchung weitergebe.«
Samuel Ulfsson seufzte tief. Er fühlte sich hereingelegt, von sich selbst aufs Kreuz gelegt, und das war ein wenig erfrischendes Erlebnis.
»Die Lage ist ernst«, fuhr er fort. »Hier haben wir eine Person, die in der Absicht, dem Land und den Streitkräften zu schaden, Erkenntnisse verbreitet, und du weißt von diesem Augenblick an, wer dieser Mann ist. Sollten wir das nicht auch erfahren?«
»Nein, das solltet ihr nicht. Das hier ist Sache der Polizei und nicht der Streitkräfte. Seid ihr eurer Sache überhaupt sicher?«
»O ja, hundertprozentig. Nicht neunundneunzig-, sondern hundertprozentig.«
»Das bedeutet, daß ihr diese Quelle mit diesem Reporter auf Band habt.«
»Das ist deine Schlußfolgerung.«
»Es ist illegal, solche Mitschnitte zu machen.«
»Sag bitte nicht, daß du auch gegen mich eine Voruntersuchung einzuleiten gedenkst.«
»Nein, das habe ich nicht vor. Es war nur ein einfacher Hinweis. Kann ich mir noch weitere Bänder anhören?«
»Das wäre kaum angebracht. Ich meine, wenn es solche Bänder überhaupt gäbe und sie überdies durch illegales Handeln zustande gekommen wären. Du mußt dich schon mit meiner Versicherung begnügen, daß wir hundertprozentig sicher sind. Und im übrigen gedenke ich dir nicht zu erzählen, wie wir zu der Schlußfolgerung gelangt sind. Ich kann dir nur verraten, daß wir kein Verbrechen begangen und selbst keine Mitschnitte gemacht haben.«
»Falls wir in einer späteren Phase Beweise brauchen sollten, wenn er leugnet etwa, können wir in dem Fall mit eurer Hilfe
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