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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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beurteilen?«
    »Meine Kompetenz betrifft gerade solche Dinge.«
    »Und die beiden anderen? Wie ging das vor sich?«
    »Das war, als ich das Haus betrat. Die beiden anderen waren bewaffnet, und ich schoß als erster.«
    »Haben Sie geschossen, um zu töten?«
    »Ich habe geschossen, um sicher zu treffen. Bei den meisten modernen Waffen läuft es auf das gleiche heraus, da man direkt auf das Ziel hält.«
    »Und das tut man routinemäßig?«
    »Nein, aber wenn man in Zeitnot ist und bei schnellen Handlungsabläufen. Und hier hat es sich um einen solchen Fall gehandelt.«
    »Vielen Dank, Herr Vorsitzender. Ich finde dies allzu abstoßend, um jetzt fortfahren zu können. Ich gehe davon aus, daß dies eher eine Sache für die Staatsanwaltschaft als für den Verfassungsausschuß des Reichstags ist. Möglicherweise läßt sich sagen, daß es falsch wäre, die eventuellen Verbrechen des Herrn Fregattenkapitäns hier und jetzt zu klären. Im Augenblick habe ich jedenfalls keine weiteren Fragen.«
    Damit hatte das Ausschußmitglied der Volkspartei das Wort, eine Frau, die beim Kampf um eine eventuelle Vernehmung vor dem Verfassungsausschuß zu den hartnäckigsten Befürwortern gehört hatte. Carl war ermahnt worden, gerade bei ihr auf der Hut zu sein - und sich nicht dadurch täuschen zu lassen, daß sie eine Frau sei.
    Diesen letzten Rat sah Carl als eine etwas übereifrige Ermahnung von Männern an, die einer anderen Generation angehörten als er selbst.
    »Danke, Herr Vorsitzender. Wir sollen hier ja in erster Linie die eventuelle Verantwortung der Regierung untersuchen und uns nicht in operative Details verlieren, wie spannend oder bemerkenswert sie auch erscheinen mögen. Ich will also mit einer Frage an Fregattenkapitän Hamilton beginnen. Habe ich dich richtig verstanden, als du sagtest, du seist nicht dem Außenministerium unterstellt?«
    Carl dachte einen Augenblick nach. Er ahnte eine Falle.
    »Ich bin natürlich meinen Vorgesetzten bei den Streitkräften unterstellt«, erwiderte er abwehrend.
    »Du hast aber gesagt, du könntest von Peter Sorman keine Befehle entgegennehmen. Ich habe es jedenfalls so aufgefaßt, als es darum ging, die Sache dürfe nicht herauskommen. Deinem Chef hast du ja von den Ereignissen in Libanon berichtet.«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Aber wie konnte Sorman dich dann überhaupt nach Libanon schicken?«
    »Ich habe ihn danach gefragt. Er erwiderte, die diesbezügliche Direktive komme von der Regierung. Das andere, ich meine seine Äußerung, ich dürfe sonst niemandem davon berichten und so weiter, das habe ich nur als seinen persönlichen Wunsch aufgefaßt.«
    »Und das ist ein Unterschied, meinst du?«
    »Ja, selbstverständlich.«
    »Du hättest dich also nicht auf diese Expedition begeben, wenn du nicht das Gefühl gehabt hättest, auf Befehl der Regierung zu handeln?«
    »Nein.«
    »Hat Peter Sorman ausdrücklich gesagt, daß er dir Befehle gab, die von der Regierung kommen?«
    »Ja, das hat er ausdrücklich gesagt, da ich danach gefragt habe. Später teilte er auch dem Generalstab mit, man habe mich sozusagen ausgeliehen.«
    »Wie war dieser Bescheid formuliert?«
    »Ich kenne ihn nicht. Möglicherweise kann der Oberbefehlshaber diese Frage beantworten.«
    »Aha. Du hast aber nie daran gezweifelt, daß du im Auftrag der Regierung losgeschickt würdest!«
    »Nein, keinen Augenblick.«
    »Warum nicht?«
    »Sorman war in diesem Punkt sehr explizit, und überdies war er ja für die schwedische Außenpolitik zuständig und hat mir außerdem einen Diplomatenpaß ausgehändigt. Es gab keinen Anlaß für mich, an seinen Befugnissen zu zweifeln.«
    »Tja, Herr Vorsitzender, soviel ich sehe, werden wir jetzt gezwungen sein, Botschafter Sorman vorzuladen, um die andere Seite dieser Geschichte zu hören. Aber ich möchte jetzt fortfahren und betonen, daß meine Fragen darauf abzielen, die Verantwortung der Regierung zu klären. Bist du irgendwann von der schwedischen Regierung belohnt worden?«
    »Ja, bei zwei Anlässen.«
    »Sind das diese Farbkleckse, die du da hast… Verzeihung, ich weiß nicht, wie man sie nennt?«
    »Es sind Ordensspangen.«
    »Aha. Und diese… Ordensspangen… die sind also ein Zeichen dafür, welche Auszeichnungen du bei deiner Tätigkeit erhalten hast?«
    »Das ist richtig.«
    »Kannst du uns erzählen, was diese Farbkleckse bedeuten? Wir verstehen uns nämlich nicht auf derlei.«
    »Ja. Die blaugelben Felder repräsentieren die Medaille des Königs für Tapferkeit im

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