Feind des Feindes
für die Streitkräfte insgesamt gelten.«
»Aha. Darf ich dann fragen, ob die Behauptung den Tatsachen entspricht… ob Sie jemals direkte Order von der Regierung bekommen haben?«
»Sie meinen von einem Minister?«
»Ja.«
»Nein, ich habe nie mit einem Minister auch nur gesprochen und habe nie von einem Mitglied der Regierung direkte Instruktionen erhalten, weder der jetzigen noch der vorigen.«
»Nun ja, ich frage, weil wir ja zusammengetreten sind, um zu ermitteln, inwieweit die Regierung verantwortlich ist. Aber ich werde wohl trotzdem fragen müssen. Ist es wahr, daß Sie mit oder ohne Befehl… während Ihrer Zeit als Militärattaché in Moskau… den schwedischen Staatsbürger, der als Spion verurteilt worden ist… also diesen Sandström… getötet haben?«
»Diese Frage kann ich zu meinem Bedauern nicht beantworten.«
»Kann man das als ein Dementi deuten?«
»Nein, aber auch nicht als das Gegenteil. Ich habe ziemlich genaue Instruktionen des Oberbefehlshabers erhalten, welche Fragen ich beantworten darf und welche nicht. Bei bestimmten Fragen, so wie dieser hier, muß ich auf die Vernehmung verweisen, der sich der Oberbefehlshaber persönlich später noch unterziehen muß.«
Das Gemurmel im Saal wurde lauter und übertönte fast den Vorsitzenden, als dieser jetzt seine Fragerunde beenden wollte.
»Sie haben aber demnach in keiner Hinsicht irgendwelche Instruktionen von der Regierung erhalten?«
»Nein. Ich habe ja schon erklärt, daß ich niemals irgendwelche Instruktionen von irgendeinem Minister erhalten habe.«
»Aha. Vielen Dank. Dann übergebe ich das Wort an den stellvertretenden Vorsitzenden.«
Der stellvertretende Vorsitzende des Verfassungsausschusses wurde jetzt von höchst widerstreitenden Gefühlen heimgesucht. Als Konservativer wollte er nicht dazu beitragen, daß ein sensibler Teil der Streitkräfte Schaden nahm. Doch als Konservativer hatte er auch eine leichte Nuance in Carls Antwort herausgehört, die sogar der sozialdemokratische Vorsitzende hätte hören müssen. Und es war diese Versuchung, die seine Fragestellung steuerte, die somit schnell eine vollkommen andere Wendung nahm, als er sich ursprünglich gedacht hatte.
»Vielen Dank, Herr Vorsitzender. Ich glaubte, in Ihrer Antwort, Fregattenkapitän Hamilton, ein leichtes Zögern gehört zu haben. Haben Sie Anweisungen von einem direkten Vertreter der Regierung entgegengenommen?«
»Ja.«
»Aha. Wer war es, und worum ging es?«
»Es war Staatssekretär Peter Sorman. Es ging um einen Auftrag, nach Libanon zu reisen und bei der Befreiung der im Sommer entführten schwedischen Ärzte mitzuwirken.«
»Aha. Und das haben Sie getan?«
»Ja.«
»Was genau haben Sie getan?«
»Ich habe gemeinsam mit Streitkräften des Nachrichtendienstes der PLO eine Aktion geleitet. Wir befreiten die Geiseln mit Gewalt und schickten sie in einem Taxi zu den wartenden schwedischen Diplomaten in Beirut.«
Plötzlich hatten in den Reihen der Ausschußmitglieder alle kleinen Bewegungen, geflüsterten Unterhaltungen und das Wühlen in Papieren aufgehört. Alle saßen mucksmäuschenstill da und blickten starr auf den Mann in der Uniform der schwedischen Marine. Selbst der normalerweise unbeschwert selbstsichere stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses schien für eine Weile die Fassung zu verlieren.
»Verstehe ich Sie richtig, Fregattenkapitän Hamilton«, begann er, ohne recht zu wissen, wohin seine Fragen führen würden, »wenn ich das so auffasse, daß Sie im Auftrag von Peter Sorman nach Libanon gereist sind, dort eine operative Zusammenarbeit mit den PLO-Guerilleros begonnen und danach mit Gewalt die schwedischen Geiseln befreit haben?«
»Ja, das ist richtig.«
»Wie kommt es, daß wir davon noch nie etwas gehört haben?«
»Die Geiseln haben von der Aktion nichts mitbekommen. Überdies gab es keine überlebenden Zeugen, und weder auf palästinensischer noch schwedischer Seite hat ein Interesse bestanden, die Geschichte zu verbreiten. Das ist zumindest meine Erklärung.«
»Wollen Sie damit sagen, daß die Entführer getötet wurden?«
»Das ist richtig, ja.«
»Haben Sie selbst daran teilgenommen?«
»Ja.«
»Sie haben die Entführer persönlich getötet?«
»Nein, drei von ihnen. Die anderen wurden später von der PLO hingerichtet. Sie waren wegen ihrer schwerwiegenden Verbrechen von der PLO zum Tode verurteilt worden.«
»Gehören… solche Dinge… zu Ihrer dienstlichen Tätigkeit?«
»Verzeihung?«
»Ich meine…
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