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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gewisser Oliver North zunächst fast wie eine Art Held erschien, als er von seinen Taten à la Rambo erzählte. Ich finde, es grenzt an einen Skandal, daß wir hier drauf und dran sind, in eine ähnliche Falle zu tappen.«
    »Verzeihung, wie lautete die Frage?« erkundigte sich Carl kalt, als der Kommunist seine Ansprache beendet zu haben schien.
    Zum erstenmal konnte selbst das Fernsehpublikum sehen, wie sich in Carls Gesicht zunehmende Wut zeigte.
    »Ob Sie sich nicht wie ein Oliver North fühlen?«
    Carl wartete eine Weile, bevor er zu antworten begann, wie beim Schießen. Ruhig bleiben, sagte er sich. Ich darf keinen Schuß vergeuden, muß den Abzug ganz sanft drücken.
    »Sind Sie wirklich der Meinung, daß ich auf eine solche Frage antworten soll?«
    Carl ging davon aus, daß nur eine Antwort möglich war, und jetzt hatte er mehr Zeit, seinen Formulierungen etwas Schliff zu geben.
    »Aber ja, selbstverständlich.«
    »Dann möchte ich zunächst sagen, daß dies eine Unverschämtheit ist, nicht nur gegen mich als Person, sondern in erster Linie gegen Schweden als Nation. Die Frage enthält nämlich die Unterstellung, als gäbe es zwischen Schweden und einer imperialistischen Supermacht irgendwelche Ähnlichkeiten. Als würden die schwedischen Streitkräfte ihre Kräfte und Ressourcen darauf ausrichten, die Befreiung der Dritten Welt zu bekämpfen. Unsere Tätigkeit zielt ganz im Gegenteil darauf ab, Schweden zu verteidigen, schwedische Interessen und das Leben unserer Mitbürger, gerade in einer Welt, die von Supermächten beherrscht wird, die ihre Gangster ebenso wie ihre Bombergeschwader überall dort einsetzen, wo es ihnen beliebt. Ich finde es unfaßbar, und ich weiß gar nicht, wie ich das ausdrücken soll, daß selbst ein kommunistischer Reichstagsabgeordneter auf die unsinnige Idee verfallen kann, unser Land mit einer imperialistischen Supermacht zu vergleichen. Und was schließlich mich persönlich angeht, lassen Sie mich nur kurz sagen, daß ich nur einer einzigen politischen Organisation angehört habe, nämlich der Studentenvereinigung Clarté. Daneben habe ich mich nur gelegentlich antiimperialistischer Solidaritätsarbeit gewidmet. Folglich habe ich auch nie für die Kommunisten gestimmt, da diese Partei nicht nur veraltet und konservativ ist, sondern vor allem, Herr Abgeordneter und Ausschußmitglied, weil Ihre Partei durch so starke Bande mit der zweiten imperialistischen Supermacht verbunden ist.«
    Dies war der erste und einzige aggressive Gefühlsausbruch Carls während der bisherigen mehrstündigen Befragung. Natürlich war er in den Ausschnitten, die nicht nur in den schwedischen, sondern auch den internationalen Nachrichtensendungen über die Verhöre gebracht würden, zu sehen.
    Als Carl geendet hatte, saßen die Ausschußmitglieder wie versteinert da. Schließlich gewann der Ausschußvorsitzende die Fassung zurück und beugte sich, immer noch breit lächelnd, vor. Er fragte, ob der kommunistische Abgeordnete noch weitere Fragen habe.
    »Nein, Herr Vorsitzender, ich bin noch nicht fertig… Ich muß wirklich sagen, Fregattenkapitän Hamilton, daß Sie mich immer wieder erstaunen. Darf ich Sie so interpretieren, daß in einer der geheimsten Abteilungen der Streitkräfte eine Person tätig ist, deren politische Einstellung sie üblicherweise zu einem Sicherheitsrisiko machen würde? Ich meine, dies entspricht nicht gerade dem Bild, das man vom schwedischen Offizierskorps hat.«
    »Für Ihr Bild von dem schwedischen Offizierskorps kann ich keine Verantwortung übernehmen«, entgegnete Carl kalt. Er hatte sich inzwischen beruhigt. »Ich kann nur sagen, daß wir beim Nachrichtendienst nicht auf den parteipolitischen oder allgemein politischen Hintergrund achten. Bei uns zählen Solidarität mit Schweden, berufliche Kompetenz und Verschwiegenheit. Allerdings glaube ich nicht, daß meine Ansicht über imperialistische Supermächte in der Firma besonders auffällig oder gar einzigartig ist.«
    »Der Firma?«
    »Ja, beim Nachrichtendienst. Verzeihen Sie den Ausdruck, aber so heißt das bei uns.«
    Dann folgte eine neue Runde mit einigen der Hardliner des Ausschusses, anschließend war der Ausschußvorsitzende an der Reihe, der seine Fragen selbst mit langatmigen Ausführungen beantwortete, die immer wieder nur auf die Feststellung hinausliefen, daß Carl zu keinem Zeitpunkt direkte Befehle von der Regierung erhalten habe, worauf Carl kaum etwas zu bemerken hatte.
    Der stellvertretende

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