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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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mich recht erinnere, war es irgendwann kurz nach Mittsommer.«
    »Vielen Dank, Herr Vorsitzender. Es gibt natürlich noch viele denkbare Fragen, die man stellen könnte… ja, da ist noch etwas. Wie lauten Ihre Anweisungen für dieses Verhör, Kapitän zur See Hamilton? Können Sie uns das sagen?«
    »Fregattenkapitän, nicht Kapitän zur See. Ja, meine Anweisungen kann ich durchaus erläutern. Erstens hat man mir verboten zu lügen. Zweitens gibt es bestimmte Dinge und Umstände, die mit Rücksicht auf fremde Mächte mit der Schweigepflicht belegt sind. Zu denen darf ich mich überhaupt nicht äußern und sie weder bestätigen noch dementieren. Wie ich schon erklärt habe, muß ich in solchen Fällen, immer noch befehlsgemäß, auf den Oberbefehlshaber verweisen.«
    »Danke, Herr Vorsitzender. Wenn ich an so manches denke, was wir im Laufe der Jahre hier im Ausschuß zu sehen und zu hören bekommen haben, kann man ja nur dankbar sein, wenn einer der Befragten tatsächlich Befehl erhalten hat, nicht zu lügen. Vielleicht wäre ein Wahrheitsgebot etwas, was in dem Kreis sozialdemokratischer Genossen, denen wir bisher hier im Ausschuß vergeblich ein paar Worte zu entlocken versucht haben, mit großem Gewinn eingeführt werden könnte. Danke, im Augenblick habe ich keine weiteren Fragen.«
    Damit ging das Wort an das Ausschußmitglied der Zentrumspartei, einen auf öffentliches Recht spezialisierten Juristen. Er blickte gerade von seinen Aufzeichnungen hoch, in die er sich vertieft hatte, als sein Vorgänger auf der Rednerliste zu normaler politischer Agitation übergegangen war.
    »Nun, Fregattenkapitän Hamilton. Es ist ja außerordentlich interessant, Sie hier erzählen zu hören, daß ein militärischer Funktionsträger, der hinter Ihnen steht, irgendwie bestimmen konnte, was der Verfassungsausschuß des Reichstags erfahren darf und was nicht. Finden Sie das nicht merkwürdig?«
    »Nein.«
    »Und warum nicht?«
    »Der Oberbefehlshaber entscheidet, was geheim ist und was der Öffentlichkeit zur Kenntnis gelangen darf. Ein Fregattenkapitän kann sich dieses Recht nicht nehmen.«
    »Sonst scheint es Ihnen aber nicht fremd zu sein, sich Rechte zu nehmen, Herr Fregattenkapitän, aber da geht es natürlich um weniger ernste Dinge, etwa darum, anderen Menschen in fremden Ländern das Leben zu nehmen. Haben Sie das übrigens auch in Schweden schon mal gemacht?«
    »Das ist eine Frage, die ich mit der gleichen Erklärung wie vorhin nicht beantworten darf. Diese Frage müssen Sie dem Oberbefehlshaber stellen.«
    »Sagen Sie, Fregattenkapitän Hamilton. Wenn Sie sich dieses Recht zu morden nehmen, denn Sie sind ja offenkundig der Meinung, ein solches Recht zu haben. Worauf gründet sich dieses Recht, wenn wir einmal von dem Recht des Stärkeren absehen?«
    »Auf dem Recht der Notwehr.«
    »Und das beherrscht ein Fregattenkapitän Hamilton aus dem Effeff?«
    »Nein, das kann ich wirklich nicht behaupten. Ich bin Offizier und nicht Jurist.«
    »Eine kleine Aufklarung über Ihre juristischen Überlegungen wären vielleicht doch recht interessant, Herr Fregattenkapitän. Können Sie uns vielleicht eine kleine Kostprobe dessen geben, was Sie unter Notwehr verstehen?«
    Dies war die einzige Frage, auf die Carl sich vorbereitet hatte. Oder richtiger, auf die er vorbereitet worden war. Er sah direkt in die Fernsehkamera hinter dem Rücken des Vorsitzenden, so daß Eva-Britt ihm in die Augen sehen konnte, und antwortete dann.
    »Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.«
    »Das nenne ich hübsch angelesen, das muß ich wirklich sagen … Wenn wir aber diesen Paragraphen auf die von Ihnen soeben beschriebene Situation anwenden oder vielmehr auf die Situation, die Sie eben hier beschrieben haben, bestand Ihre Not also darin, daß Sie andere Menschen töten mußten, weil die schwedischen Ärzte befreit werden sollten. Darf ich Sie so verstehen?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Hätte es nicht ausgereicht, den Entführern eins über den Schädel zu schlagen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »In der ersten Phase mußte es ohne jeden Lärm geschehen. Vor dem Haus, in dem die Geiseln gefangengehalten wurden, befand sich nämlich ein Wachposten. Es ist nicht leicht, jemandem in der Dunkelheit auf den Schädel zu schlagen, wie Sie sagen. Das Risiko bei einer solchen Problemlösung wäre viel zu groß gewesen.«
    »Und Sie sind kompetent, das zu

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