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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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geschieht es in Übereinstimmung mit… geschah dies in Ihrer Eigenschaft als Offizier des schwedischen Nachrichtendienstes?«
    »Ja, natürlich.«
    »Sie können sich also das Recht nehmen, andere Menschen zu töten?«
    »Ja, beispielsweise wenn es unumgänglich nötig ist, um das Leben schwedischer Staatsbürger zu retten.«
    »Und Sie meinen, das war in dieser Situation der Fall?«
    »Ja, ohne Zweifel. Die Entführer hatten unmögliche Forderungen gestellt. Sie hatten gedroht, die Geiseln zu töten, wenn sie Libanon nicht zusammen mit schwedischen Diplomaten auf dem Luftweg verlassen dürften. Die schwedischen Diplomaten sollten sozusagen als Schutz dienen. Überdies forderten sie eine erhebliche Geldsumme. Wenn ich mich recht erinnere, ging es um zwei Millionen Dollar oder einen vergleichbar hohen Betrag. Die schwedischen Unterhändler hatten diese Forderungen abgelehnt, wie man sich denken kann. Die Entführer hatten eine Frist festgesetzt, um erst den einen der Ärzte und dann den anderen zu töten. Dort, wo ich mich befand, konnte ich beobachten, wie sie den ersten Schritt in dieser Planung vorzubereiten schienen. Es bestand eine große Wahrscheinlichkeit, daß sie die beiden Ärzte töten und anschließend versuchen würden zu entkommen, statt weiter zu verhandeln. In dieser Lage hielt ich es für notwendig, zur Gewalt zu greifen.«
    »Haben Sie von Peter Sorman diesbezügliche Instruktionen erhalten?«
    »Meine Anweisungen von Sorman lauteten, daß ich in erster Linie Informationen über die Lage beschaffen sollte, um meine Erkenntnisse anschließend über Funk an die schwedischen Unterhändler weiterzugeben. Was ich ferner tun sollte, wurde mit einigen vagen Formulierungen, die in der nachrichtendienstlichen Arbeit Standard sind, meinem eigenen Urteil überlassen.«
    »Können Sie mir Beispiele solcher Formulierungen nennen?«
    »Ja, beispielsweise sollte ich kein unnötiges Risiko eingehen und in erster Linie als Kundschafter auftreten. Und wenn alles schiefging, sollte ich selbst die Verantwortung übernehmen. Die schwedische Regierung würde sich von mir distanzieren, und so weiter. Als unser Gespräch schließlich beendet war, wünschte mir Peter Sorman Weidmannsheil. All das sind Formulierungen, die nicht mißverstanden werden können.«
    »Aha. Und haben Sie Sorman bei Ihrer Rückkehr berichtet, was in Libanon geschehen war?«
    »Ja.«
    »Und was hat er darauf gesagt?«
    »Seine ersten Worte waren wörtlich: Warum zum Teufel berichtest du mir das! Darauf stellte er fest, daß diese Sache erstens unter keinen Umständen herauskommen dürfe und zweitens unter uns bleiben müsse.«
    »Aha. Und? Ist es so gekommen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich bin nicht der Meinung, dem Außenministerium unterstellt zu sein. Ich bin, wie ich schon sagte, Offizier des schwedischen Nachrichtendienstes und sonst nichts. Folglich habe ich meinem nächsthöheren Vorgesetzten beim SSI alles berichtet, als ich wieder zu Hause war.«
    »Aha. Und er wollte Sie also nicht wie der sozialdemokratische Funktionsträger dafür rüffeln, daß Sie erzählten, was Sie getan hatten?«
    »Nein. Er kommentierte meinen Bericht so, daß es eine glänzende Operation war, die vorbildlich durchgeführt worden sei. Er gratulierte mir also. Er teilte meine Schlußfolgerung, daß die schwedischen Ärzte heute tot wären, wenn wir nicht eingegriffen hätten.«
    »Wissen die Ärzte selbst etwas davon?«
    »Ja, wenn sie in diesem Augenblick fernsehen, wissen sie es von jetzt an. Vorher haben sie es nicht gewußt.«
    »Haben Sie bei irgendeiner anderen Gelegenheit Instruktionen von sonst jemandem erhalten, der der Regierung nahestand, oder einem Vertreter der Regierung?«
    »Nein. Ich habe sämtliche Anweisungen von militärischem Personal erhalten.«
    »Haben Sie irgendwann den ausdrücklichen Befehl erhalten, einen anderen Menschen zu töten?«
    »Diese Frage kann ich leider nicht beantworten. Ich darf auf das kommende Verhör des Oberbefehlshabers verweisen.«
    »Aber Sie müssen doch zumindest mit nein antworten können, vorausgesetzt, das ist die richtige Antwort?«
    »Ich bedaure sehr, aber darauf kann ich nicht antworten. Ich habe Anweisungen, die ich befolgen muß.«
    »Vom Oberbefehlshaber?«
    »Ja.«
    »Hat er Sie persönlich instruiert?«
    »Nein, ich habe meine Instruktionen von dem Chef des schwedischen Nachrichtendienstes erhalten, Kapitän zur See Samuel Ulfsson.«
    »Wann sind Sie dem Oberbefehlshaber zuletzt begegnet?«
    »Wenn ich

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