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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Landesverrätern«, preßte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und drängte sich zu den Sicherheitsbeamten und dem Nebenausgang. Durch unterirdische Gänge kam er auf die andere Seite des Reichstagsgebäudes, wo ein Wagen des Generalstabs mit offenem Schlag wartete, umgeben von rund zwanzig Journalisten und Pressefotografen, die das Ausweichmanöver durchschaut hatten.
    Zu Carls Enttäuschung hatte der Wagen kein Telefon, sonst hätte er Eva-Britt angerufen.
    Er wurde mit dem Hinweis, der Oberbefehlshaber erwarte ihn, direkt zum Lidingövägen gefahren.
    Es war nicht nur der Oberbefehlshaber, der ihn erwartete. Es hatte den Anschein, als befände sich die Mehrheit des Generalstabs im Raum. Um das ausgeschaltete Fernsehgerät herum standen rund zehn Stühle in einiger Unordnung, und auf einigen davon hingen goldbetreßte Uniformjacken. Der Raum roch nach Rauch, Schweiß und Bier, und bis auf Samuel Ulfsson und den Adjutanten, der Aschenbecher und leere Gläser wegräumte und mit gefüllten Gläsern wiederkam, war Carl der einzige Anwesende mit einem niedrigeren Dienstgrad als Generalleutnant. Insgesamt befanden sich annähernd ein Dutzend Personen im Raum, und die meisten waren Carl völlig unbekannt.
    Der Oberbefehlshaber, der ebenfalls in Hemdsärmeln war, kam Carl durch das Gedränge entgegen und streckte die Hand aus. Er schüttelte Carl lange die Hand und stellte ihn dann den Offizieren vor, die ihm auf den Rücken klopften.
    Anschließend wurde Champagner gebracht. Carl glaubte, seinen Augen nicht zu trauen und fragte sich eine kurze Schrecksekunde lang, ob irgendwelche Journalisten anwesend waren.
    Als jeder ein Glas in der Hand hatte, brachte der OB einen Toast auf den Einsatz des Tages aus. »Der Tag ist gerettet. Das hat Hamilton für uns erreicht«, sagte er und hob sein Glas Die Stimmung war fast euphorisch. Der OB zog Carl in eine Ecke und rettete ihn vor der Meute.
    »Ein glänzender Einsatz, Hamilton«, gluckste er und hob erneut sein Glas.
    »Ich muß schon sagen, daß Ihre Begeisterung mich überrascht«, entgegnete Carl leise, während er mechanisch ebenfalls das Glas hob.
    »Willst du damit etwa sagen, daß du die Wirkung deines Auftritts nicht bemerkt hast?«
    Der Oberbefehlshaber sah plötzlich aufrichtig erstaunt aus.
    »Ja, offen gestanden«, erwiderte Carl, wobei er etwas Champagner verschüttete, weil der Marinechef plötzlich neben ihm stand und ihm auf den Rücken klopfte.
    »Nun ja, wir, die wir ein paar Stunden vor dem Fernseher gesessen haben, haben einen absolut eindeutigen Eindruck gewonnen«, fuhr der OB fort, nachdem er sich vergewissert hatte, daß der vergossene Champagner kein größeres Malheur angerichtet hatte. »Ein ehrlicheres und aufrichtigeres Auftreten in einer derart schwierigen Situation ist schwer vorstellbar. Wir haben jedenfalls alle den Eindruck gewonnen, daß dem schwedischen Volk endlich einmal wieder ein Offizier als Held präsentiert worden ist. Dein Blick in die Kamera bei deinen letzten Äußerungen, die Art, wie du diesen Kommunisten heruntergeputzt hast, ich muß schon sagen, das war großartig.«
    »Ja, aber es bleiben doch noch einige sehr schwierige Fragen, die mir erspart geblieben sind. In ein paar Tagen müssen Sie sich ja selbst dieser Meute stellen, Herr Oberbefehlshaber. Mir ist nicht klar, wie Sie dieses Problem lösen wollen. Verzeihung, es ist natürlich nicht meine Sache, darüber nachzudenken, aber es fällt mir schwer, es nicht zu tun.«
    »So schlimm wird es schon nicht werden. Immerhin hast du die ganze Front aufgerollt, so daß mir nur noch bleibt, sozusagen das letzte Widerstandsnest auszuräuchern.«
    »Sie werden einige sehr schwierige Fragen stellen.«
    »Selbstredend. Aber jetzt ist Schluß mit der Politik der offenen Tür. Als OB trete ich erstens nur hinter verschlossenen Türen auf und verweise auf die Sicherheit des Reiches, und zweitens beantworte ich keine einzige ihrer Fragen mit dem gleichen Hinweis wie du, und überdies habe ich die Unterstützung des Verteidigungsministers - des jetzigen.«
    »Das hört sich ja seltsam einfach an.«
    »Ja, die Sozis wollen uns wegen dieser Sache nicht weh tun, das würde sie nur selbst reinziehen, und die Konservativen haben Verständnis für unsere sensiblen Beziehungen zu einer fremden Macht. Außerdem haben sie gemeinsam die Mehrheit, wie sehr Kommunisten, Bauernbündler und liberale Scheißer nach unserem Blut schreien mögen oder vielmehr nach deinem. Sie wollten deinen Kopf,

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