Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
unterstehen der Attachéabteilung des Generalstabs, die eine Abteilung des schwedischen Nachrichtendienstes ist.«
    »Aber Sie können noch immer nicht die Frage beantworten, ob Sie einen solchen Befehl erhalten haben, egal von wem?«
    »Nein, ich bedaure. Ich muß erneut auf den Oberbefehlshaber verweisen.«
    »Halten Sie es für eine rühmliche Tat, diesem Menschen den Hals durchzuschneiden?«
    »Das will ich aus persönlichen Gründen nicht beantworten, weil die Frage in meinen Augen als Unverschämtheit gemeint ist. Ich kann nur so viel sagen, daß die Tatsache, daß mehr als zweihundert Menschen einer Flugzeugentführung glimpflich entronnen sind, dem Präsidenten der Französischen Republik die Ehrenlegion wert war.«
    Der Ausschuß-Veteran von der Zentrumspartei war nicht gewohnt, von den Befragten so hart angegangen zu werden. Folglich entschloß er sich, mit gleicher Münze heimzuzahlen, und sorgte damit für einen neuen Höhepunkt der Befragung, der in den Fernsehnachrichten der meisten westlichen Länder immer wieder gezeigt werden sollte.
    »Wenn Sie internationale Aspekte ins Spiel bringen wollen, Fregattenkapitän Hamilton, habe ich nichts dagegen. Man könnte sich beispielsweise fragen, ob der sogenannte Agentenkrieg, den wir jetzt miterleben, eine Folge Ihrer verschiedenen Notwehrhandlungen ist, ob diese nun in Flugzeugsesseln oder in Moskau oder an Orten stattgefunden haben, die Sie uns aufgrund Ihrer Befehle nicht nennen dürfen.«
    Carl mußte unwillkürlich lächeln.
    »So etwas wie einen Agentenkrieg gibt es nicht.«
    »Und das können Sie mit absoluter Sicherheit sagen?«
    »Ja, ohne jedes Zögern. Wie man diesen etwas übertriebenen Begriff auch versteht, ich müßte selbst dann verwickelt sein oder zumindest davon wissen. Zwischen uns und der Sowjetunion oder einer anderen fremden Macht gibt es nichts, was man als einen Agentenkrieg bezeichnen könnte.«
    »Aber es hat doch unleugbar einige Ereignisse gegeben, die solchen Meldungen eine gewisse Glaubwürdigkeit verleihen.«
    »Da muß ich Ihnen widersprechen. Ein Journalist vom Typ nützlicher Idiot hat wider besseres Wissen oder wegen seines Unverstands dieses Phantasieprodukt an die Öffentlichkeit gebracht. Es kann allerdings auch sein, daß er nur wiedergibt, was andere ihm diktiert haben. Das scheint bei gewissen Journalisten zur Gewohnheit geworden zu sein. Mit den Tatsachen hat das allerdings nichts zu tun.«
    »Sie sind also der Meinung, Fregattenkapitän, dieser Journalist sei ein Idiot?«
    »Nein. Ich habe nützlicher Idiot gesagt, und das ist etwas völlig anderes.«
    »Vergeben Sie einem unwissenden Abgeordneten, aber es fällt mir schwer, da einen Unterschied zu sehen.«
    »Lassen Sie mich erklären. Der Begriff nützlicher Idiot stammt, glaube ich, von Lenin. Er meinte damit eine Person, die unwissentlich die Geschäfte eines anderen besorgt.«
    »Und Sie sind der Meinung, solche Dinge sollten nicht in der Zeitung stehen?«
    »Nein, das sollten sie wirklich nicht, und ich bedaure sehr, daß es passiert ist.«
    »Dann sind Sie vielleicht der Meinung, Herr Fregattenkapitän, wir sollten die Freiheit der Meinungsäußerung und die Pressefreiheit abschaffen, damit Sie Ihrer Tätigkeit ungehinderter nachgehen können?«
    Carl hatte eine Weile einen leicht desinteressierten Eindruck gemacht, doch jetzt kam ein Ausdruck in seine Augen, den man nur als stählern bezeichnen konnte. Und er antwortete langsam, plötzlich mit etwas leiserer Stimme, jedoch mit einer Intensität, die niemand mißverstehen konnte.
    »Bei einigen Gelegenheiten hätte ich in meinem Job, den Sie mit so verächtlichen und herabsetzenden Worten beschreiben, Herr Abgeordneter, leicht selbst getötet werden können. Aber dieses Wissen habe ich immer gut ertragen können. Weil das Ziel meiner Arbeit immer nur gewesen ist, dazu beizutragen, daß nützliche Idioten in meinem Land, unserem Land, Herr Abgeordneter, weiter das Recht haben zu schreiben, was sie wollen, und daß Politiker unseres Parlaments jederzeit das Recht haben, so unverschämt zu sein, wie es ihnen beliebt. Alles hat einen Preis. Und der Preis meines Lebens ist nicht zu hoch für Ihr Recht und das Recht von uns allen, unsere Demokratie zu leben.«
    Damit war der Zentrumsabgeordnete endlich mattgesetzt. Er sah ein, daß mehr Ironie nicht angebracht war, und verzichtete auf weitere Fragen, als wollte er so schnell wie möglich den Fernsehkameras entkommen.
    Anschließend setzten die eher blauäugigen

Weitere Kostenlose Bücher