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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Nachrichtendienst der Streitkräfte dafür dankten, daß sie noch am Leben waren. Es folgten Interview mit den einzelnen Familienmitgliedern, die von ihren Reaktionen erzählten, als sie wie alle anderen vor dem Fernseher gesessen und plötzlich gehört hatten, wie Hamilton von der Rettung ihrer Ehemänner und Väter vor den Entführern im Libanon erzählte.
    Nur äußerst wenige Politiker brachten es in dieser Begeisterungsflut über sich, grundsätzliche Einwände rechtlicher oder formaler Natur zu erheben, wie gern es auch alle gewollt hätten. Und da sie Politiker waren, wollten sie es auch nicht mehr.
    Der Kronanwalt kommentierte trocken, es seien ihm keine Erkenntnisse über mutmaßliche Verbrechen vorgelegt worden, denen er nachgehen müsse. Der Verteidigungsminister betonte bei seinen Auftritten sehr entschieden, Carl Hamilton habe dem Land unschätzbare Dienste erwiesen. Er selbst hätte Carl die gleichen Auszeichnungen verliehen, wenn er damals der Regierung angehört hätte. Dies gelte auch für die Operation, die mit Rücksicht auf Schwedens Verhältnis zu einer fremden Macht für immer geheim bleiben müsse. Ja, der Hintergrund sei ihm bekannt. Auch in diesen Fall sei die Tapferkeitsmedaille das Mindeste, was man sich denken könne, aber die Sozialdemokraten hätten in dem Übereifer ihrer Gleichmacherei das alte schwedische Ordenswesen abgeschafft. Sonst hätte das Land in Fregattenkapitän Hamilton sicher einen würdigen Kommandeur des Schwertordens gehabt, wenn nicht mehr.
    Damit habe er sagen wollen, schloß der Verteidigungsminister, daß es keinerlei Grund gebe, die vorige Regierung in irgendeiner Form zu kritisieren, was den Nachrichtendienst und die Streitkräfte angehe.
    Der Großhofmeister ließ in einem Pressekommuniqué mitteilen, Seine Majestät der König habe persönlich beschlossen, Fregattenkapitän Hamilton die Medaille des Königs zu verleihen, und zwar am Namenstag »Carl« am 28. Januar des kommenden Jahres. Diese Medaille werde am hellblauen Band des Serafimerordens getragen oder in der gleichen Farbe als Ordensspange.
    Folglich begann jetzt auch die illustrierte Wochenpresse vor nationaler Begeisterung zu sieden.
    Es wurde eine harte Zeit für Expressen und Norrskensflamman , die Postille der Norbottens-Kommunisten, sowie einige weitere vereinzelte Stimmen in der schnell schrumpfenden Minderheit.
    Schweden hatte plötzlich den bekanntesten Spion aller Zeiten. Und den gefeiertsten dazu.

5
    Joar Lundwall fror nicht, und er wurde nicht ungeduldig. Bei einer Übung in Alaska hatte er während eines vergleichbaren Einsatzes sechsunddreißig Stunden an einer Stelle gesessen, allerdings bei strenger Kälte. Jetzt waren es nur ein oder zwei Grad unter Null, auf der Erde lag eine dünne Schicht Pulverschnee, und möglicherweise lag weiterer Schnee in der Luft. Es bestand die Gefahr, daß man im Neuschnee Spuren erkennen würde. Aber das würde seine Bewegungsfreiheit nicht einschränken, sondern möglicherweise nur die von Stålhandske.
    Sie befanden sich weniger als einen Kilometer voneinander entfernt und hatten im Prinzip Funkkontakt. Aber der kurze Abstand und die Beschränkung auf möglichst wenig Ausrüstung, dafür aber große Bewegungsfreiheit, hatten sie einen einfachen Sender wählen lassen, der auf UKW sendete und empfing, ein solcher Sender war leicht anzupeilen und abzuhören. Selbst ein unbegreiflicher Code würde Aufmerksamkeit erregen. Deshalb sollten sie Funkstille wahren, bis etwas geschah. Falls es überhaupt dazu kam.
    Seine Mutter war mißtrauisch geworden. Sie hatte natürlich wie alle anderen vor dem Fernsehgerät gesessen, als Hamilton vom Verfassungsausschuß verhört worden war. Sie war kein mißtrauischer Mensch, aber auch nicht dumm. Und sie wußte von ihrem Sohn, daß er Master of Science war, mit Informatik als Hauptfach, und daß er nach der Heimkehr einen nicht sonderlich gut bezahlten Job bei den Streitkräften erhalten hatte. Als sie ihn einmal anrufen wollte, hatte man in der Zentrale nichts von einem Leutnant Lundwall beim Generalstab gewußt. Dabei waren er und Stålhandske mit ihrer Einstellung Leutnants der Küstenartillerie geworden.
    Da hatte sie sich natürlich ein paar Fragen gestellt. Sie hatte beobachtet, daß dieser Hamilton bei irgendeiner EDV-Einheit tätig war, und als sie ihren Sohn fragte, ob er Hamilton kenne, hatte er falsch reagiert. Er hatte ihr nämlich zu erklären versucht, solche Fragen könne er nicht beantworten. Die Unterhaltung

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