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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Vorstellung. Es kommt nicht oft vor, daß ihn jemand auf die Matte wirft.«
    »Nur weil du es im Echo des Tages behauptest?«
    »Ja, der Rundfunk ist nicht Expressen . Das Echo des Tages ist die Stimme des Staates.«
    »Und wenn du mir oder uns nicht geglaubt hättest?«
    »Dann hätte ich die Geschichte nicht gebracht, ob nun mit oder ohne Burgunder und anderes. Sehr einfach. Können wir jetzt deine Version und deine Bemerkungen zu Sorman aufnehmen?«
    Der erste Interviewteil war schnell erledigt. Anschließend entlockte Ponti Carl ein paar vorsichtig widerwillige Dementis zur Expressen -Kampagne über den nicht existierenden Agentenkrieg. Sie beendeten die Aufnahme jedoch schon nach recht kurzer Zeit, worauf sie eine Weile schweigend tranken.
    »Wie ich höre, hat dir der Stern fünf Millionen Mark für das Exklusivrecht an deinen Memoiren angeboten«, sagte Ponti neutral und sachlich, als er Carl sein leeres Glas hinhielt.
    »Ja, aber ein amerikanischer Buchverlag hat das noch überboten. Diese Beträge sind einfach verrückt.«
    »Interessiert?«
    »Nein, nicht im geringsten. Es ist ja nicht mein Job, militärische Geheimnisse zu verkaufen, sondern eher das Gegenteil.«
    »Sofern du es nicht vorziehst, sie im Verfassungsausschuß gratis preiszugeben?«
    »Jaja, aber das waren nur Dinge, die mehr oder weniger korrekt schon in Expressen gestanden haben. Es wäre wahrscheinlich lächerlich gewesen zu leugnen. Das war zumindest die Auffassung des Oberbefehlshabers, und ich glaube, er hatte recht. Aber ein merkwürdiges Erlebnis war es trotzdem.«
    »Diese fünf Millionen Mark oder die entsprechende Summe in Dollar sind also nur eine Spekulation auf das, was du nicht gesagt oder kommentiert hast?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Wäre es das Geld wert?«
    »Ich bin wie gesagt kein Journalist. Von den Russen würde ich wahrscheinlich mindestens den gleichen Betrag kriegen können, sogar steuerfrei und in einem etwas diskreteren Geschäft. Eine lebenslängliche Freiheitsstrafe wäre das einzige Risiko.«
    »Aber die wissen doch schon, ob du Sandström getötet hast oder nicht.«
    »Ja, sie wissen, ob ich es getan habe oder nicht.«
    »Und du gedenkst es nie zu erzählen?«
    »Willst du deinen Coup gratis?«
    »Ja, am liebsten. Du weißt doch, wieviel bei einem Einkommen von fünfzehn Millionen an Steuern fällig werden.«
    »Ja, wenn es als Schriftstellerhonorar gewertet wird, sind es vierzehn Millionen und ein paar Zerquetschte. So gesehen ist das Echo des Tages durchaus konkurrenzfähig, da der Unterschied dann nicht so groß wäre.«
    »Deiner jüngsten Steuererklärung zufolge hast du ein Vermögen von inzwischen mehr als dreißig Millionen.«
    »Ja, aber dabei handelt es sich um eine fiktive Welt. Es könnte auch das Doppelte oder die Hälfte sein. Jedenfalls reicht es für Burgunder.«
    »Und für zwei Millionen Afghanistan-Hilfe.«
    »Ja, beispielsweise. Danke übrigens für deine Hilfe. Es war nett, mich nicht als Spender zu entlarven, und es war auch nett, das Geld nicht zu stehlen.«
    »Seit wann haben Clartéisten angefangen, einander zu bestehlen?«
    »Du bist immer noch Clartéist?« wunderte sich Carl.
    »Abonnent, aber nicht Mitglied. Und du?«
    »Nicht mal Abonnent.«
    »Wo stehst du politisch?«
    Carl stöhnte. »Das kann ich nur negativ definieren. Ich bin kein Moskau-Kommunist, kein schwedischer Kommunist, wie ich schon halbwegs öffentlich erklärt habe, auch nicht Sozi. Der Teufel mag wissen, was ich bin. Und du?«
    »Ungefähr das gleiche. Aber ich habe eine professionelle Entschuldigung: ›Die Wahrheit ist immer revolutionär‹, du kennst das. Ich bin gegen alle Politiker und habe dafür bezahlt. Aber so haben wir es uns wohl kaum vorgestellt, als wir die Massenmedien unterwandern wollten. Du gehörtest also zu den Genossen, die die Streitkräfte unterwandern sollten?«
    »Ja. Man kann wirklich sagen, daß es mir auch gelungen ist. Viele andere Genossen wurden bei Säuberungen aussortiert, weil sie in den Papieren der Säpo als Landesverräter geführt wurden. Für mich wurde es übrigens zu einem bestimmten Zeitpunkt auch recht eng.«
    »Bist du auch ein Landesverräter gewesen?«
    »Ja, ein paar Sicherheitsleute hatten sich das in den Kopf gesetzt.«
    »Heute möchten sie das wohl am liebsten vergessen?«
    »Nein. Du weißt doch, wie diese Leute sind. Gerade jetzt habe ich ja bewiesen, daß ich ein selten cleverer Landesverräter bin, weil ich mich als das Gegenteil davon getarnt habe. Das ist etwa

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