Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Prahlerei in der Stadt, du seist ein Geheimagent oder so was. Sind wir uns einig?«
    »Teufel auch, ja, abgemacht. Kann ich noch einen Schnaps haben?«
    Carl befand sich in seinem vorläufigen, jedoch zunehmend vertrauter werdenden Dienstzimmer im OP fünf lange vor Dienstbeginn um acht Uhr morgens. Er schwitzte immer noch nach seinem Trainingsprogramm im Allerheiligsten; er hatte sich entschlossen, sich keine Ausreden mehr zu gönnen, was sein Training betraf, bevor die drei überflüssigen Kilo verschwunden waren.
    Eine seiner ersten Amtshandlungen an diesem Morgen bestand darin, ein Antragsformular auszufüllen, um das Register der Sicherheitspolizei einsehen und eventuelle Angaben über seinen eigenen Hausmeister erhalten zu können, Lars-Erik Sundberg, der sich bei bestimmten Anlässen offenbar Lelle nannte.
    Carl hatte vergessen, dem Hausmeister mitzuteilen, daß er doch nicht vier Tage verreist sein würde und daß Sundberg die Blumen nicht zu gießen brauche. Der Gedanke an vertrocknete, tote Blumen verursachte bei Carl ein Gefühl großen Unbehagens, seit er von einem unerwartet langen und unangenehmen Aufenthalt in Westdeutschland zurückgekommen und seine sämtlichen Blumen auf Zeitungspapier vor dem Sofa in der Bibliothek tot vorgefunden hatte.
    Der Hausmeister hatte zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn einigen linken Gruppierungen angehört. FNL und derlei. Dann hatte er einige Zeit bei der winzigen Stockholmer Sektion der moskautreuen Norrbotten-Kommunisten zugebracht, um anschließend alle Kontakte mit der Linken abzubrechen. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als eine Art Künstler und als Hausmeister in Carls Immobiliengesellschaft.
    Wahrscheinlich war er das direkte Bindeglied mit den Russen.
    Carl brachte einen einigermaßen vollständigen Bericht zu Papier, fertigte drei Kopien an, für den Chef von OP fünf, Sam, für den Chef des militärischen Abschirmdienstes beim Generalstab sowie für den Chef seiner Abteilung, Fregattenkapitän Lallerstedt.
    Carl legte alle drei Berichte kurz nach zehn Uhr auf Samuel Ulfssons Schreibtisch und brachte so eine vierstündige Konferenz mit Samuel Ulfsson und Oberstleutnant Borgström in Gang, dem Chef des militärischen Abschirmdienstes.
    Borgström war der Meinung, die Sache solle sofort der zivilen Sicherheitspolizei übergeben werden, damit sie sich diesen Hausmeister schnappen oder zumindest eine Fahndung nach ihm einleiten könne. Schließlich, bemerkte er, erhalte man nicht jeden Tag einen sicheren Tip über einen sowjetischen Agenten.
    Carl wandte sich entschieden gegen den Vorschlag. Der Agent sei schon enttarnt, und man könne ihn sich jederzeit schnappen, zumindest bei einer passenderen Gelegenheit. Der Mann habe jetzt jedoch einige Angaben erhalten, die vom GRU oder den Tschekisten bestellt worden seien und die er weiterbefördern solle. Und diese Angaben seien in einem wichtigen Punkt von ihm selbst, Carl, verfälscht worden. Folglich sei es besser, einfach abzuwarten und den Russen ihre falschen Angaben zukommen zu lassen. Wenn man den Agenten schnappe, fliege alles auf.
    Borgström ließ ein paar ironische Bemerkungen fallen. Hier müsse man wohl zwischen einem jungen Korvettenkapitän und dessen persönlichen Launen einerseits und der Aufgabe, feindliche Agenten aufzuspüren und unschädlich zu machen, abwägen.
    In Anwesenheit des Sicherheitschefs hatte Carl nicht argumentieren können und bat jetzt darum, Samuel Ulfsson unter vier Augen zu sprechen. Was am Ende bewilligt wurde.
    Als sie schließlich allein waren, hatten Samuel Ulfssons ewige Blend Ultima das Zimmer schon stark verräuchert.
    »Also, Carl, raus damit«, sagte der Kapitän, als er sich an der Kippe, die er in der Hand hielt, eine neue Zigarette anzündete.
    »Hinter was sind sie her?«
    »Sie wollen wissen, ob ich eine oder zwei Medaillen wegen Tapferkeit im Feld erhalten habe.«
    »Ja, und du hast ja zwei davon, du Scheißkerl. Könnte wetten, daß nicht einmal von Dobeln zwei bekommen hat. Ja, und?«
    »Und dieser dämliche Borgström weiß doch nicht…«
    »Ich bitte mir eine etwas gepflegtere Sprache aus, wenn von Vorgesetzten die Rede ist.«
    »Ja, Verzeihung. Unsere Nachwuchsbegabungen beim Abschirmdienst kennen die Pointe ja nicht und dürfen sie auch nicht erfahren.«
    »Nämlich?«
    »Die zweite Medaille habe ich für die Operation Big Red erhalten. Die Russen wollen nämlich wissen, ob ich dabeigewesen bin. Jetzt haben sie eine falsche Auskunft bekommen. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher