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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sind sie in den letzten sechs Monaten nur hinter mir hergerannt, um etwas darüber zu erfahren. Sie wollen wissen, wer sie in die Luft gejagt hat.«
    »Ein unangenehmer Gedanke.«
    »Ja, sehr.«
    »Was spielt es für eine Rolle, wer die Operation durchgeführt hat?«
    »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Es sieht den Russen nicht sehr ähnlich, sich an einzelnen Operateuren rächen zu wollen. Ich verstehe es nicht.«
    »Und was willst du von mir? Was soll ich tun?«
    »Du bist der Chef. Befehle geben.«
    »Welche Befehle?«
    »Du sollst diesem verschwitzten Bürohengst Borgström sagen, die Angelegenheit ruhe bis auf weiteres und werde als geheim eingestuft und dürfe auf keinen Fall dem Affenhaus auf Kungsholmen gemeldet werden, bevor weitere Befehle folgen.«
    »Und wann soll das sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber wir können russische Agenten doch nicht frei herumlaufen lassen. Da hat Oberstleutnant Borgström mit seiner Ansicht unleugbar recht.«
    »Schon möglich, aber dieser Hausmeister ist vermutlich nur ein kleiner Fisch. Er ist ein Botenjunge, sie können ihn jederzeit schnappen und wegen sonst was verurteilen lassen. Seine Führungsoffiziere können wir des Landes verweisen, das ist alles. Wenn die Russen aber hinter der Operation Big Red her sind, steht etwas Größeres auf dem Spiel.«
    »Fürchtest du um deine Sicherheit?«
    »Jetzt haben sie den fotografischen Beweis dafür erhalten, daß ich nur eine Tapferkeitsmedaille habe, und folglich bin ich an Big Red nicht beteiligt gewesen. Sollten sie etwas Gegenteiliges erfahren, haben wir sie, ich zumindest, auch weiterhin auf der Pelle. Teufel auch, Sam, ich will in die operative Abteilung zurück. Ich will ins Feld, ich kann hier nicht herumsitzen und in Papieren blättern, bis man mich pensioniert.«
    »Was willst du draußen im Feld?«
    »Wenn Stålhandske und Lundwall aus Kalifornien zurückkommen, haben wir einige interessante Tauchprojekte, um die wir uns kümmern könnten. Einerseits haben wir Kapazität und Ausrüstung, die besser sind als bei unserem normalen Personal … Himmel, Sam, wir müssen weitere Beweise beschaffen!«
    »Seltsam, das gerade von dir zu hören.«
    »Inwiefern?«
    »Du gehörst zu den wenigen Menschen in Schweden, die keine Beweise mehr brauchen. Du weißt besser als jeder andere, wie es da unten aussieht.«
    »Nun ja, das wird ja auf ewig geheim bleiben. Aber die machen weiter, Sam. Sie sind verdammich jeden Tag da draußen und haben eine neue Teufelei vor. Wir müssen sie schnappen, Sam.«
    »Die Maus brüllt. Ich habe dich übrigens noch nie so viel fluchen hören.«
    »Ach was! Wenn wir ihnen einmal was aufs Maul geben konnten, können wir es wieder. Ich glaube jedoch, daß es schon einige Bedeutung hat, daß sie nicht wissen, wer sie beim ersten Mal eingeseift hat. Lundwall, Stålhandske und ich sind recht wertvoll, Sam. Denk doch nur daran, wie teuer unsere Ausbildung in Kalifornien gewesen ist.«
    »Du hast natürlich recht. Ihr habt eine teure Ausbildung hinter euch. Und es wäre schon recht unangenehm, wenn es den Russen einfiele, in Friedenszeiten Aktionen gegen unser Personal durchzuführen. Verdammt unangenehm… Nicht nur für dich selbst, möchte ich betonen. Na schön, wir lassen die Sache vorerst auf sich beruhen. Der Spion darf also bis auf weiteres frei herumlaufen.«
    »Wahrscheinlich ist er kein Spion, sondern nur ein mieser kleiner Agent.«
    »Ja, der kann warten. Sagen wir ein halbes Jahr?«
    »Das kommt darauf an, wie du ihn haben willst. Wenn du die Sache dem Affenhaus auf Kungsholmen überläßt, werden die ihn nie schnappen.«
    »Ja, ja. Das ist auf jeden Fall eine spätere Frage. Was hast du am Wochenende vor?«
    »Ich will in den Schären segeln.«
    »Ein privater Ausflug also. Ist das sehr klug?«
    »Ich werde mit sieben Polizeibeamten zusammen sein, von denen drei weiblich sind. Ach, übrigens. Man hat mir ein Bußgeld wegen zu schnellen Fahrens aufgebrummt, und ich möchte, daß du mir das beglaubigst.«
    Die Polizeiinspektorin auf Anstellung, Eva-Britt Jönsson, hatte einige Mühe, aus Carl Hamilton schlau zu werden.
    Es war nicht zu bezweifeln, daß er ein richtiger Marineoffizier war. In der Polizistengruppe waren alle Amateursegler, und mochten zwei von ihnen auch den Hochseesegelschein haben, so war es doch Carl, der schnell und fast nebenbei alle Navigationsprobleme lösen konnte. Schließlich war er auch in der Lage, militärische Seezeichen anzulaufen, die nur auf den Seekarten der

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