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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Schachtel mit den Initialen RF, öffnete sie, ließ das Kommandeurskreuz der Ehrenlegion am Zeigefinger baumeln und hielt es dem verblüfften Dieb hin.
    »Solche Dinger, waren es die, die du fotografieren solltest?«
    »Ja, und was ist schon dabei? Das ist doch kein Grund zum Jammern. Es ging um eine Wette.«
    »Worum hatten sie gewettet?«
    »Na ja, es ging um diese kleinen gelben runden Dinger, ob es eins oder zwei sind.«
    Carl ging zum Schreibtisch zurück, entnahm ihm eine zweite Schachtel, öffnete sie und kehrte dann mit der königlich schwedischen Medaille für Tapferkeit im Feld zurück, die er an dem kleinen blaugelben Seidenband zwischen Zeigefinger und Daumen hielt und vor der Nase des Diebs baumeln ließ.
    »Es ging also um die hier?«
    »Ja, da soll etwas über Tapferkeit oder so was stehen.«
    »Und das war das Wichtige?«
    »Ob es eine Medaille oder zwei sind. Darum hatten sie gewettet.«
    »Wer hatte gewettet?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    Carl warf die Medaille auf den Couchtisch und goß seinem Gefangenen einen neuen Whisky ein. Dann verstummte er für einige Zeit und dachte nach. Es hatte den Anschein, als lauschte er der Musik, immer noch Bachs Goldberg-Variationen. Er hatte vergessen, die Platte wegzulegen.
    Der Dieb Kenta trank vorsichtig von dem Whisky. Schließlich schien der Kerl sich entschieden zu haben.
    »So ist die Lage«, begann Carl in entschlossenem Ton. »Es ist der sowjetische Nachrichtendienst, der behauptet, es gehe um eine Wette. Die wollen bestimmte Informationen über mich, bei denen es um mehr geht, als du ahnst. Ich kann dir nicht sagen, worum es geht, denn das, was die Russen sich verschaffen wollen, sind Erkenntnisse über Geheimnisse des Reiches. Damit erhebt sich jetzt die Frage, was wir tun. Wieviel wollten sie dir übrigens bezahlen?«
    »Dreitausend. Erst tausendfünfhundert und dann tausendfünfhundert bei der Ablieferung des Bilds.«
    »Wo hast du deine tausendfünfhundert?«
    »Hab das meiste verknallt. Ich hatte einige Schulden und so.«
    »Hm. Du hast sicher nichts dagegen, die restlichen fünfzehnhundert auch noch zu kassieren.«
    »Nee, natürlich nicht. Aber ich bin ja kein Spion. Ich bin ein ehrlicher Dieb, aber kein gottverdammter Spion.«
    »Es freut mich, daß du Patriot bist. Ich kann dir folgenden Vorschlag machen. Wir machen ein Bild für sie. Du lieferst und bekommst dein Geld, läßt aber keinen Ton darüber verlauten, daß du gesungen hast Aber ich muß erfahren, wer dir den Auftrag gegeben hat, und das mußt du auf Band sprechen.«
    »Hältst du mich für völlig bescheuert? Soll ich hier zugeben, daß ich Spion oder so was bin und mich dann einbuchten lassen? Nie im Leben.«
    »Nein, es ist genau umgekehrt. Wenn du für mich arbeitest, wirst du urplötzlich schwedischer Agent. Dann kannst du nur noch reinfallen, wenn du gegen deine Schweigepflicht verstößt, denn dann würdest du mit dem Feind zusammenarbeiten. Aber solange du schwedischer Agent bist, begehst du kein Verbrechen.«
    »Kann ich das schriftlich haben?«
    »Nein, natürlich nicht, das bekommt niemand. Aber wenn du ein Weilchen wartest, kannst du ein militärisches Formular ausfüllen.«
    Carl stand auf und ging in sein Allerheiligstes. Er öffnete den zweiten großen Waffenschrank. Auf einem der obersten Regale lag ein dünner Stapel Formulare mit der Aufschrift Generalstab Nr. 107 in der linken unteren Ecke. Das Formular hieß »Urkunde über die Verpflichtung zur Wahrung der Schweigepflicht« und war auf kleine Gauner in der Gegend von Stockholm anwendbar, was schon aus den einleitenden Sätzen hervorging:
    »Ich bin an diesem Tag von… darauf hingewiesen worden, daß ich nicht befugt bin, unbefugten Dritten über geheime Daten und Vorkommnisse Mitteilung zu machen, weder während meiner Arbeit noch nach deren Abschluß. Was die Sicherheit am Arbeitsplatz betrifft, die Handhabung von Akten geheimen Inhalts sowie sonstige Vorsichtsmaßnahmen, habe ich besondere Anweisungen erhalten…«
    Carl mußte an sich halten, um nicht loszukichern, als er sich an den Schreibtisch setzte und seinen Namen und den Kentas hinschrieb. Es war unleugbar eine interessante Frage, was im Fall Kenta »während meiner Arbeit oder nach deren Abschluß« bedeutete. Doch grundsätzlich wurde jetzt ein echtes Dokument aufgesetzt.
    »So«, sagte er, als er zu Kenta zurückging und ihm das Formular auf den Tisch legte. »Lies das sorgfältig durch, und dann unterschreibst du ganz unten. Und

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