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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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beachte die letzten Zeilen vor deiner Unterschrift: ›Mir ist bekannt, daß ein Bruch dieser Schweigepflicht eine Strafe nach sich zieht, auch wenn dies nur fahrlässig und ohne verbrecherische Absicht geschieht.‹ Unterschreib das, dann bist du ein schwedischer Agent. Nun ja, nur in diesem besonderen Fall, und das einzige Verbrechen, das du begehen kannst, ist, daß du über mich singst. Im übrigen bist du davongekommen. Wie findest du das?«
    Der Dieb beugte sich gespannt vor und las den Text zweimal langsam durch. Dann nahm er Carl feierlich den Füller aus der Hand und setzte seine Unterschrift zögernd an die vorgesehene Stelle.
    Carl nahm ihm Formular und Füller ab und unterschrieb als Offizier, der die Urkunde entgegengenommen hatte.
    »So«, sagte er, »jetzt können wir mit der Arbeit anfangen. Willkommen beim Geheimdienst Seiner Majestät.«
    Fröhlich vor sich hinpfeifend kehrte er in das Allerheiligste zurück und holte einen kleinen Kassettenrekorder, den er auf dem Rückweg in die Bibliothek ausprobierte. Er legte ihn auf den Tisch, schaltete ihn ein und begann: »Heute ist Freitag, der 17. Juni, 3.26 Uhr. Wir befinden uns zu Hause in meiner Wohnung, Korvettenkapitän Carl Hamilton, bei mir sitzt ein Dieb… äh, 640117-1279 Kenneth Henrik Carlsson, der in der Absicht, für andere Auftraggeber in meiner Wohnung einige Fotos zu machen, bei mir eingedrungen ist. Stimmt das, Kenneth?«
    »Läuft dieser verdammte Kassettenrekorder jetzt mit?«
    »Ja. Ich frage dich, ob es stimmt.«
    »Natürlich stimmt es.«
    »Von wem hast du den Auftrag erhalten, bei mir zu fotografieren, Kenta?«
    »Von einem Typ namens Lelle.«
    »War es dieselbe Person, die dir den Schlüssel zu meiner Wohnung gegeben hat?«
    »Ja. Er sagte, du wärst übers Wochenende verreist.«
    »Wir sprechen also von einem Mann, der etwa dreißig Jahre alt ist, 1,75 Meter groß, von kräftigem Körperbau mit schwarzem, lockigem Haar?«
    »Ja, das ist die richtige Personenbeschreibung.«
    »Was solltest du fotografieren?«
    »Deine Medaillen… die da hinten in deiner Schreibtischschublade liegen.«
    »Worauf solltest du beim Fotografieren besonders achten?«
    »Ob es von diesen runden gelben schwedischen Dingern nur eins gibt oder zwei. Ich sollte alle Medaillen nebeneinanderlegen und eine Aufnahme von allen machen. Dann sollte ich alles zurücklegen. Es sollte also nichts geklaut werden.«
    »Nein, verstehe. Was solltest du dafür erhalten?«
    »Dreitausend. Die Hälfte gleich, die andere Hälfte bei Lieferung.«
    »Was weißt du über den Auftraggeber dieses Lelle?«
    »Nichts. Er sagte, ein paar Figuren hätten gewettet. Sie seien neidisch auf dich oder so was, und außerdem sei es nicht gefährlich und nicht mal Diebstahl.«
    »Danke, das genügt, Kenta.«
    Carl stellte den Kassettenrekorder ab und trat wieder an den Schreibtisch. Er legte das deutsche Bundesverdienstkreuz darauf, das Kommandeurskreuz der französischen Ehrenlegion und eine seiner zwei schwedischen Tapferkeitsmedaillen; die zweite versteckte er diskret in der Schublade. Dann machte er ein Foto von der etwas reduzierten Medaillensammlung und wartete ab, bis das Bild klar wurde. Auf dem Foto waren sowohl die Auszeichnungen als auch ein Teil der Wohnung zu sehen.
    »Das dürfte genügen«, sagte er. »Das ist das Bild, das du liefern sollst. Aber von dir will ich jetzt auch ein Bild haben. Komm her, stell dich neben die Medaillen.«
    Kenta Carlsson gehorchte widerwillig. Carl machte zunächst ein Foto, doch dann fiel ihm etwas ein. Er ging in den Flur und holte Dagens Nyheter , die Zeitung, die unter dem Briefschlitz lag, und steckte sie dem widerwillig posierenden Kenta in die Hand. Dann machte er ein neues Foto.
    »So, Kenta, jetzt kann es losgehen. Du hast nur noch eins zu tun. Du lieferst dieses Bild, so wie es deine Auftraggeber erwarten. Dann kassierst du deine restlichen tausendfünfhundert und versuchst anschließend, die ganze Geschichte zu vergessen. Wenn sie von dir aber irgendeinen weiteren Einbruch erwarten, mußt du von dir hören lassen. Dazu bist du als schwedischer Agent verpflichtet, vergiß das nicht. Und kein Wort nach draußen. Du hast dich schriftlich zum Schweigen verpflichtet.«
    »Ist das alles? Hab ich dann wieder eine weiße Weste?«
    »Ja, wenn du die Schnauze hältst und nur das Bild ablieferst und sagst, es sei alles nach Plan verlaufen. Dann passiert dir nichts. Wenn du aber plapperst, gehst du in den Knast. Kein Singen, kein Plappern und keine

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