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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einfach in den Schoß zu legen, bis diese Geschichte ausgestanden ist. Aber du mußt uns helfen. Ich hoffe, du siehst das ein.«
    »Was habt ihr vor, und wie kann ich euch helfen?«
    »Was wir vorhaben, sollte ich dem Verdächtigen wohl lieber vorenthalten. Ja, du mußt schon entschuldigen.«
    Samuel Ulfsson zeigte ein schiefes Lächeln. Er war unsicher, ob es angebracht war, gerade jetzt mit Hamilton zu scherzen. Er hatte den Mann noch nie in einem solchen Zustand gesehen. Verständlich war es jedoch. Auf den Wahrheitsgehalt des TRISTAN-Berichts kam es insoweit gar nicht an.
    »Und zweitens«, fuhr Samuel Ulfsson fort, während er sich unbewußt nach seiner nicht vorhandenen Zigarettenschachtel umsah, »bitten wir dich nur um eins: Spiel diese Komödie mit Borgström bitte bis zum Ende mit. Ja, ja, ich kann deine Einwände gegen ein solches, wie soll ich sagen, konventionelles Vernehmungsmuster verstehen, dem er zu folgen scheint. Doch in der Sache spielt das keine Rolle. Seine Vernehmungsprotokolle werden am Ende nur Staub ansetzen und in irgendeinem Archiv verschwinden.«
    »Warum müssen die Verhöre überhaupt stattfinden? Warum läßt man mich nicht ein richtiges Verhör durchlaufen?
    Außerdem möchte ich darauf hinweisen, daß ich so nicht einmal auf das zu sprechen kommen darf, was für mich am wichtigsten ist: die Möglichkeit, meine Unschuld zu beweisen. Wie zum Teufel soll ich aus diesen Vernehmungen etwas Vernünftiges machen, wenn ich nur leugnen darf, ein Landesverräter zu sein?«
    »Der OB hat beschlossen, daß diese Geschichte in der Familie bleiben muß«, fuhr Samuel Ulfsson entschlossen fort.
    »Er ist der Ansicht, der Chef der Sicherheitsabteilung sei in diesem Stadium der Untersuchung am besten geeignet, die Vernehmung zu führen. Wir können das in Frage stellen, wenn du willst, vor allem nach dem, was du uns erzählt hast. Aber das spielt keine Rolle. Du solltest das nicht allzu ernst nehmen, sondern nur dafür sorgen, daß du es hinter dich bringst…«
    Das Telefon läutete. Samuel Ulfsson erhob sich mühsam mit einem Anflug von Verzweiflung im Blick. Die hatte jedoch eher etwas mit der Kombination Telefon und nichtrauchendem Chef des Nachrichtendienstes zu tun als mit dem Ernst der Stunde.
    »Ja! Ulfsson!« schrie er ins Telefon und lauschte dann eine Weile, bevor er fortfuhr.
    »Nein, Hamilton sitzt bei mir. Er wird sich in fünf Minuten wieder bei dir einfinden, und versuch bitte, seine Empörung zu verstehen… Nein, weiter ist nichts. Er kommt in fünf Minuten.«
    Samuel Ulfsson knallte den Hörer irritiert auf die Gabel.
    »Na ja, du hast es ja gehört«, sagte er zu Carl.
    »Also wieder zurück zu diesem Pavian«, stellte Carl resigniert fest.
    »Ich finde den Ausdruck zwar unpassend, aber in der Sache hast du recht!« bemerkte Samuel Ulfsson barsch.
    Carl nickte, stand auf und ging, ohne noch etwas zu sagen. Die beiden Männer im Raum wechselten einen langen Blick.
    »Man muß ihn ja verstehen«, sagte der Alte.
    »Ja, und wir werden jetzt wohl anfangen müssen. Jeder mit seiner Arbeit. Wann reist du ab?«
    »Morgen irgendwann.«
    »Wenn du Glück hast, bist du zu Mittsommer wieder da.«
    »Nun ja, soviel ich weiß, frühestens am Sonntag. Kinder und Enkelkinder und all das und die letzte Zeit der Apfelblüte. Ja, ich habe ein paar späte Sorten, die dann immer noch blühen. Aber die Arbeit muß getan werden.«
    »Ja, diese Arbeit muß wirklich erledigt werden. Wann gehst du in Pension?«
    »In drei Monaten. Na ja, vorausgesetzt, wir schaffen es, diese Geschichte bis dahin aufzuklären.«
    »Weidmannsheil.«
    »Danke gleichfalls.«
    Carl stand zehn Sekunden vor der Tür, bevor er anklopfte. Er rechnete mit einer Qual von drei Tagen, da er voraussetzte, die Vernehmer würden sich ihren Mittsommer nicht verderben wollen, weil sie diese Angelegenheit eher für spaßig als ernst hielten. Diese Annahme war jedoch nicht ganz richtig.
    Als Carl eintrat, übergab er zunächst seine Schlüssel und schrieb dann die Kombination der Stahltür zum Allerheiligsten sowie die Zahlenkombinationen der beiden großen Waffenschränke auf. Dann hängte er seine Jacke auf den Stuhl und setzte sich erneut vors Mikrophon. Erst da äußerte sich sein Vernehmer.
    »Aha«, sagte er. »Das Verhör wird um 17.58 Uhr wiederaufgenommen. Gleicher Tag und gleicher Ort wie zuvor. Also, Herr Korvettenkapitän Hamilton. Seien Sie bitte so freundlich und schildern Sie, wie Sie erstmals mit der kommunistischen Lehre in

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