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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Korvettenkapitän, daß Sie heute nicht mehr Anhänger der kommunistischen Lehre sind?« fragte der Vernehmer in einem Ton, der Carl davon überzeugte, daß es sich nur um ein sadistisches Spiel handelte.
    »Ich denke nicht daran, mir solche Dummheiten bieten zu lassen. Das ist nicht nur für mich beleidigend, sondern auch für den gesamten Geheimdienst. Sie können in einer so ernsten Angelegenheit nicht ein Verhör beginnen, als wären wir noch in den vierziger Jahren und befänden uns in einem Keller der Gestapo. Ich möchte Sie daran erinnern, Herr Oberstleutnant, daß wir uns dem Jahr 2000 nähern und uns im schwedischen Generalstab befinden.«
    Carl wischte sich den Mund ab und versuchte erneut, seine Adrenalinstöße zu bändigen.
    »Darf ich das so auffassen, daß Sie nicht mit uns zusammenarbeiten wollen, Herr Korvettenkapitän?« fuhr der Vernehmer im gleichen Tonfall wie zuvor fort.
    Carl seufzte. Dann stand er auf und ging. Er knallte die Tür nicht zu.
    Er rannte jedoch fast den Korridor hinunter und nahm statt des Fahrstuhls die Treppen zum Erdgeschoß, ging dann nach rechts und verließ das Gebäude durch den Haupteingang. Er hatte schon einen guten Teil des Lidingövägen hinter sich gebracht, als er stehenblieb. Er wollte wenigstens versuchen, in Ruhe nachzudenken.
    Die Eichen waren jetzt schon üppig und dicht belaubt, und die Sonnenstrahlen, die das hellgrüne Laub durchdrangen, ließen ihn an die französischen Impressionisten denken, an so etwas wie das Frühstück im Grünen.
    Er zog sich langsam die Jacke an und vergrub die Hände tief in den Taschen. Die rechte Hand schloß sich um etwas, was wie ein Schweizer Armeeklappmesser aussah und sich auch so anfühlte, in Wahrheit jedoch eine Kombination aus Einbruchswerkzeugen und dem war, was im amerikanischen Polizeijargon eine verborgene Waffe genannt wird.
    Die linke Hand schloß sich fest um ein Schlüsselbund. Ihm fiel ein, daß er nicht nach Hause gehen konnte.
    Verdammt, dachte er. Verdammt, die Schlüssel brauchen sie ja auch.
    Er ging zunächst zögernd zum Haupteingang zurück, beschleunigte jedoch bald seine Schritte und rannte schließlich die Treppen zu Samuel Ulfssons Büro im vierten Stock hoch. Er ging sofort hinein, ohne anzuklopfen, und blieb atemlos und unschlüssig im Raum stehen.
    Samuel Ulfsson und der Alte, die einander an dem kleinen Nebentisch gegenübersaßen, blickten erstaunt hoch.
    Keiner sagte etwas. Carl drehte sich um, schloß die Tür und holte tief Luft, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Setz dich«, sagte Samuel Ulfsson kurz.
    Carl zog einen Stuhl heran, so daß alle drei an dem kleinen Tisch recht nahe beieinander saßen. An der Wand hing das Gemälde mit der Zwangsrekrutierung, dem Feldwebel und dem Bauernburschen.
    »Nun?« fragte der Alte.
    »Was heißt nun?« brummelte Carl. »Dieser Borgström ist ein Idiot, und ich werde verrückt, wenn ich bei dem sitzen soll, um mit ihm mein ganzes Leben durchzugehen. Wißt ihr, wie er angefangen hat? ›Wollen Sie so freundlich sein, Herr Korvettenkapitän, mir darzulegen, wie Sie erstmals mit der kommunistischen Lehre in Berührung gekommen sind, wie Sie sich ihr zugewandt und dann beschlossen haben, zum Landesverräter zu werden?‹ Etwa so. Muß ich es mir bieten lassen, daß so ein Holzkopf wie Borgström mich mit derlei vollsabbelt? Ist das wirklich euer Ernst?«
    »Wir verstehen, wie dir zumute ist«, erwiderte Samuel Ulfsson leise. »Es wäre jedoch gut, wenn du alles nicht noch schwieriger machst, als es ohnehin schon ist.«
    »Versteht ihr, wie mir zumute ist!? Das bezweifle ich. Stellt euch doch mal vor, ihr werdet zum OB bestellt, und dann schleudert man euch eine Anschuldigung ins Gesicht, Landesverräter zu sein. Versucht doch mal, euch in meine Lage zu versetzen.«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Wenn du hier schon so hereinplatzt, muß dir ja irgend was vorschweben«, sagte der Alte mit einer Härte in der Stimme, die seinen Gefühlen keineswegs entsprach.
    »Schafft mir diesen Pavian vom Hals. Ich lasse mich gern verhören, aber…«
    »Aber nicht vom Chef der Sicherheitsabteilung des Generalstabs«, stellte Samuel Ulfsson fest. »Hör mal, Hamilton. Du mußt dich zusammennehmen. Der Alte und ich sind auf deiner Seite. Die Anschuldigung hätte genausogut gegen uns selbst gerichtet sein können, und auf gewisse Weise ist sie das auch. Wir sitzen hier, um bestimmte Arbeiten unter uns aufzuteilen. Wir haben weiß Gott nicht die Absicht, die Hände

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