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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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die Mangel zu nehmen, der Carl bei Ihnen angeworben hat?«
    »Na ja, das wohl kaum. Das habe ich nämlich selbst getan.«
    »Aber Oberst! Herzlichen Glückwunsch! Dann sind Sie ja selbst so ein Scheiß-Tschekist oder so was, wenn es Ihnen gelungen ist, hier einen Infiltranten unterzubringen. Gratuliere zu Ihrer Entdeckung. Sie haben es geschafft, bei einer Bevölkerung von acht Millionen jemanden zu finden, der sowohl sowjetischer Agent als auch ein Genie in unserem Handwerk ist. Eine überzeugende Wahrscheinlichkeitsrechnung, verehrter Kollege, wie die Engländer gesagt hatten.«
    »Ja, diese Behauptungen der Engländer machen mir einigen Kummer.«
    »Diese elenden Schwuchteln! Deren Nachrichtendienst wird seit den vierziger Jahren doch mehr oder weniger von Moskau aus gesteuert! Wie zum Teufel können Sie deren Gerede ernst nehmen?«
    »Wir sind zwar skeptisch, aber die Angelegenheit muß schließlich untersucht werden. Wissen die beiden anderen Schweden hier, weshalb ich hier bin?«
    »O nein. Die Engländer haben ja nur über Carl geplappert. Aber sehen Sie nicht, daß es sich nur um eine Tschekisten-Provokation handelt, eine typische maskirowka? Die wollen sich doch nur revanchieren, weil Carl ihnen eins auf die Schnauze gehauen hat, oder?«
    »Was wissen Sie darüber?« fragte der Alte und spürte, wie ihm plötzlich am ganzen Körper kalt wurde.
    »Nicht so verdammt viel, wie ich gern wissen würde. Aber Carl ist ja letztes Jahr hier gewesen und hat die Jungs zu irgendeiner Operation abgeholt. Er wollte mir nicht sagen, worum es ging, aber irgend so ein Bürokrat hier hat mir eine Liste zur Genehmigung vorgelegt, und wissen Sie, was auf dieser Liste stand?«
    »Nein.«
    »Sprengausrüstung. Bomben mit zielgerichteter Sprengladung für Unterwassergebrauch, unsere kompliziertesten Taucheraggregate, Mark 1 oder wie die Dinger heißen, Timer eines bestimmten Typs und etliche andere Kleinigkeiten. Ich bin zwar nur ein einfacher kleiner Kommunistenwürger, aber ganz hinterm Mond bin ich auch nicht, so daß mir ein einfacher Blick auf die Weltkarte genügte. Sie haben in Ihrem kleinen Schweden einen gewissen Nachbarn, der für eine bestimmte Art von Unterwassertätigkeit bekannt ist, und Carl kommt also her und leiht sich zwei Jungs aus, die auf dem gleichen Gebiet Spezialisten sind wie er, und einen Monat später kommen die Burschen wieder her und haben diesen geistesabwesenden Blick. Ich weiß nicht, wie ich das nennen soll. Mir war jedenfalls klar, daß sie ihren ersten Ernstfall erlebt hatten. Natürlich hat der Russe da ein Recht darauf, ein bißchen sauer zu sein und sich eine kleine Teufelei auszudenken. Habe ich nicht recht, Oberst?«
    »Ihr Gedankengang entbehrt nicht der Logik, Oberst. Haben die beiden anderen Jungs angedeutet, woran sie teilgenommen haben?«
    »Nein, mit keinem Wort. Und Carl habe ich nur das halbe Eingeständnis abpressen können, es sei irgend was Großes gewesen, aber das war mir schon nach Lektüre der Materialliste klar. Ich brauchte also nicht lange zu raten.«
    »Wann kann ich sie sehen?«
    »Wann Sie wollen, Oberst. Ich habe sie in je einer Baracke eingebuchtet, und da warten sie. Ich bin davon ausgegangen, daß Sie sie einzeln sprechen wollen. Sagen Sie bloß nicht, daß die auch russische Agenten sind, denn dann lache ich mich tot.«
    »Mögen Sie die beiden auch?«
    »Ja, es sind gute Jungs. Wirklich gute Jungs, Oberst. Sie scheinen eine feine kleine Plantage dort in Schweden zu haben. Wenn es hart auf hart geht, können die Schweden wohl mehr als nur Steckrüben anbauen.«* »Wie waren sie nach ihrer Rückkehr? Ich meine, können Sie mir etwas mehr über ihr Verhalten nach dieser, äh, vermuteten Operation sagen?«
    »Nicht ganz auf dem Posten, aber nichts Ernstes. Ich glaube, es hatte etwas mit großen Tauchtiefen und Kompressionszeit und solchen Dingen zu tun, aber das ist nicht mein Gebiet. Sie durften eine Woche lang mit halber Kraft fahren. Es gab ein paar medizinische Tests und solche Dinge.«
    »Wiesen sie denn irgendwelche Symptome auf?«
    * Engl. »Swede« bedeutet sowohl »Schwede« als auch »Steckrübe« (Anmerkung des Übersetzers).
    »Fragen Sie nicht mich. Fragen Sie den Arzt oder lesen Sie die medizinischen Journale.«
    »Werden solche geführt?«
    »Über jeden gibt es eins, über mich selbst auch. Verdammte Schrumpfleber, hehe.«
    »Kann ich eine Kopie davon bekommen?«
    »Natürlich, Oberst, das läßt sich schon machen. Ich erledige das, während Sie die

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