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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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beiden verhören.«
    »Werden die Vernehmungszimmer abgehört?«
    »Nicht von uns. Ich bin für unsere interne Sicherheit verantwortlich, und diese Mutterficker der Naval Intelligence und anderer Agenturen laufen hier bei uns nicht frei herum. Wir sind nämlich sichere Kantonisten.«
    »Ich brauche mit den Jungs also nicht in die Prärie zu fahren, um sie dort zu verhören?«
    »In die Wüste, Oberst, wir sind hier nicht in der Prärie. Nein, Sie haben mein Wort darauf, so wahr ich diesen Jungen liebe. Wenn Sie Carl auch nur ein Haar krümmen, trete ich Ihnen die Eier weg. Habe ich mich klar ausgedrückt, Oberst?«
    »Ja, sehr. Ich weiß Ihre Aufrichtigkeit zu schätzen. Es ist nur so, daß ich diese offene Sprache nicht gewohnt bin. Sie besorgen Kopien dieser ärztlichen Journale, und dann sehen wir uns, wenn ich mit den Jungs gesprochen habe?«
    »Aber gern. Wie lange brauchen Sie, Oberst?«
    »Schwer zu sagen. Mindestens einen Tag, höchstens zwei.« Der Alte grinste übertrieben fröhlich vor sich hin, als die Ordonnanz ihn zu einer Baracke führte, in der Schwedens neue Carl Hamiltons ihn in je einem Vernehmungszimmer erwarteten.
    Joar Lundwall saß schon seit zwei Stunden allein in einem stickigen Barackenraum. Er wußte nur eins: Der Chef des geheimen Teils des schwedischen Nachrichtendiensts würde mit ihm ein Kontrollgespräch führen.
    Er nahm an, daß es um seine eventuelle Mitarbeit ging, ob er unterschreiben sollte oder nicht. Er hatte sich schon vor langer Zeit entschlossen. Er würde unterschreiben.
    Er hatte im letzten Jahr so gut wie seine gesamte Zeit und sein ganzes Interesse der Ausbildung gewidmet und war jetzt besser trainiert als je zuvor in seinem Leben. Er fühlte sich stark und optimistisch.
    Das stundenlange Warten machte ihm so wenig aus, daß er nicht einmal darüber nachdachte. Er war dazu ausgebildet, Verhöre wochen und monatelang zu überstehen, schlimmstenfalls jahrelang. Er hatte in der Wildnis von Alaska gelebt und nur ein Messer und einen Flintstein als Ausrüstung gehabt. Er hatte gelernt, Nachrichten bei Höllenlärm und innerhalb einer vorgegebenen Zeit zu dechiffrieren. Er war bei hoher Geschwindigkeit und niedriger Höhe in völliger Dunkelheit mit einem schwarzen Fallschirm über dem Meer abgeworfen worden, ebenso aus zehntausend Meter Höhe mit einem vorgegebenen Ziel im Meer. Er hatte gelernt, sich kilometerweit seitlich bis zum vorgegebenen Ort durch die Luft zu bewegen. Er beherrschte mehr als einhundert Waffentypen und etwa ebenso viele Methoden, einen Mitmenschen ohne Waffen zu töten. Er war fast sechsundzwanzig Jahre alt, würde bald Leutnant der schwedischen Küstenartillerie sein und war von einem unendlichen Selbstvertrauen durchdrungen. Und er sah voller Erwartung der Begegnung mit dem Chef entgegen, von dem er nur wußte, daß es ein alter Mann mit buschigen Augenbrauen war, die ihm das Aussehen eines Uhus verliehen. Das stimmte. Der Mann, der plötzlich in der Tür stand, sah aus wie ein Uhu.
    Joar Lundwall sprang automatisch auf und nahm Haltung an, wie es ihn der amerikanische Drill gelehrt hatte. Er blickte starr geradeaus, ohne etwas zu sagen und ohne den Blick des Uhus zu suchen.
    Dieser ging einmal um ihn herum, brummelte etwas Unverständliches und zog dann einen Stuhl heran, den er umdrehte, bevor er sich setzte, ein kleines Aufnahmegerät aus der Jackentasche zog und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Erst danach sagte er etwas.
    »Stehen Sie bequem, Feldwebel! So, hol dir einen Stuhl und setz dich hier gegenüber hin.«
    Joar Lundwall gehorchte blitzschnell.
    »Guten Tag, Feldwebel.«
    »Guten Tag, Oberstleutnant!« brüllte Joar Lundwall.
    »Vielleicht sollten wir uns lieber auf etwas schwedischere Weise miteinander unterhalten. Sprichst du mit deinem Kollegen Schwedisch oder Englisch?«
    »Englisch, Oberstleutnant!« bellte Joar Lundwall mit ausdruckslosem Gesicht und starrte weiterhin geradeaus, ohne dem Blick des Alten zu begegnen.
    Dieser seufzte und zupfte sein Jackett zurecht.
    »Ich will dir zwei Fragen stellen, Joar. Du solltest dich ein wenig entspannen. Wir sind jetzt nicht in den USA, sondern in Schweden. Nur du und ich. Verstanden?«
    »Ja, Sir! Ich meine, verstanden«, fügte Joar Lundwall hinzu und hatte das Gefühl, als würde er erröten.
    »Die erste Frage an dich: Hast du die Absicht, dich nach beendeter Ausbildung um eine Anstellung bei mir zu bewerben?«
    »Ja.«
    »Bist du dir da ganz sicher?«
    »Ich habe lange gezweifelt,

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