Feind des Feindes
Wagen?« fragte der FISCHADLER resigniert.
»Von dem Wagen, alles über den Wagen«, konterte Samuel Ulfsson so sanft wie entschlossen, spürbar entschlossen.
»Der Jaguar?«
»Komm, erzähl schon. Was du in deiner ersten Version erzählst, ist am wichtigsten.«
»Willst du etwa sagen, daß man mich… verhört, daß ich nach dieser Vernehmung noch weiter verhört werde?«
»Ja. Höchstwahrscheinlich. Erzähl uns also von dem Wagen«, fuhr Samuel Ulfsson in dem gleichen ruhigen Tonfall fort, als wäre er immer noch Kapitän eines Schiffs und als ginge es um eine Bagatelle.
Der Mann, den die Russen FISCHADLER nannten, holte tief Luft. Auf der Stirn zeigten sich erste Schweißperlen. Dann erzählte er.
»Es war an einem Wochenende, an einem Freitag oder Sonnabend. Wir hatten uns vorgenommen, mal richtig einen draufzumachen, und waren nach Limassol gefahren. Ja, von Larnaka und Camp Victoria aus war das nicht sehr weit, vielleicht eine Stunde. Da in Limassol gab es ein Fischrestaurant, und… ja, das ist vielleicht nicht so wichtig, aber es hieß Christos. Auf dem Nachhauseweg fuhren wir in so einen verfluchten Eselskarren ohne Beleuchtung rein. Keine Möglichkeit zu bremsen, es knallte einfach. Mit dem Alkohol hatte das nicht das geringste zu tun, aber andererseits hatten wir keinerlei Grund, die Polizei in die Sache hineinzuziehen. Unter anderem wegen des Alkohols.
Folglich haben wir den Eselskarren an Ort und Stelle bezahlt. Ja, das dürfte die ganze Geschichte gewesen sein. Jedenfalls scheint mir diese Sache ausgestanden zu sein.«
»Du sprichst von ›wir‹, die ganze Zeit heißt es ›wir‹, ohne daß du dich näher erklärst. Bedeutet ›wir‹, daß du mit Sandström zusammen warst?« fragte Samuel Ulfsson.
»Nein. Das bedeutet es nicht. Müßt ihr unbedingt wissen, wer es war und wer den Wagen fuhr und all das?«
»Ja.«
»Ich war mit dem Bataillonschef unterwegs. Das heißt auf dem Rückweg. Sandström war nach Limassol mitgefahren, bekam dort aber… bekam dort aber Grund, dazubleiben.«
»Eine Frau…«
»Für diese Annahme gibt es gute Gründe, ja.«
»Er hat die Geschichte also später erst erfahren?«
»Ja, ich habe sie ihm erzählt.«
»Wie hast du deinen Wagen repariert bekommen?«
»Warum wollt ihr das wissen?«
»Wie hast du deinen Wagen repariert bekommen?«
»Nun ja, ich hielt es für eilig.«
»Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
»Was zum Teufel treibt ihr hier eigentlich mit mir! Wollt ihr einen Fall von Trunkenheit am Steuer im Dienst erklären, der mehr als zehn Jahre zurückliegt? Ist das nicht schon längst verjährt?«
»Immer noch keine Antwort auf meine Frage.«
»Schon gut, ich gebe mich geschlagen.«
»Nun? Laß hören.«
»Wir, das heißt ich selbst, riß diesen verbeulten Kotflügel ab, gab den Wagen dann in eine Werkstatt und ließ ihn reparieren. Die Werkstatt ließ aus England einen neuen Kotflügel kommen.«
»War es teuer?«
»Darauf kannst du Gift nehmen.«
»Wie hast du es bezahlt?«
»Meine Ersparnisse gingen drauf, ganz einfach.«
»Wo waren deine Ersparnisse angelegt?«
»Auf einem Konto der UNO. Es ist alles draufgegangen. Hätte ich doch wenigstens den Kotflügel gespart, aber die haben einfach einen neuen bestellt, und dann kam noch die Luftfracht und einiges andere dazu, und ich muß offen gestehen, daß es mir nicht paßt, das alles noch einmal aufzurollen. Es liegt mehr als zehn Jahre zurück, kapierst du das nicht.«
»O doch. Aber du weißt ja, nichts ist so fein gesponnen…
Deine gesamten Ersparnisse? Das hört sich nach viel an.«
»Nun ja, nicht meine gesamten Ersparnisse. Aber es wurde verdammt teuer, und außerdem wollte ich, daß die Sache einigermaßen diskret abgewickelt wird.«
»Bestechungsgelder?«
»So nennt man das auf Zypern nicht.«
»Du hast aber bar bezahlt?«
»Ja.«
»Wieviel denn?«
»Ungefähr… ja, willst du den Betrag in zypriotischen Pfund oder anderer Währung?«
»Spielt keine Rolle, nur die Summe, aber am liebsten verständlich.«
»Ungefähr 15 000 Kronen, schwedische Kronen.«
»Und die hast du von deinem Konto genommen, deinem Gehaltskonto?«
»Ja. Ich hatte schließlich kein Geld unter der Matratze.«
»Was ist dann mit dem Wagen passiert?«
»Als ich nach Hause fuhr, habe ich ihn verkauft. Ich hatte keine Lust mehr, und außerdem hatte er das Lenkrad auf der falschen Seite.«
»Hat man auf Zypern nicht Linksverkehr?«
»Doch, aber nicht hier in Schweden. Die Karre war offenbar
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