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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Schritten die Treppe hinauf, bevor er seine Maschinenpistole aufklappte, sie entsicherte, die Tür aufriß und aus Mounas Blickfeld verschwand. Was sich dann ereignete, konnte sie nur vermuten. Sie sah nichts als die Reaktionen der beiden Männer, die auf der anderen Seite des Eßtischs saßen.
    Carl betrat den Raum mit der Waffe an der Hüfte und schoß dreimal auf die Körpermitte des Mannes, der mit einer Waffe in der Hand dagesessen hatte. Gleichzeitig schrie er auf englisch, alle sollten sich mit dem Gesicht nach unten auf den Fußboden legen, und da sie nicht gehorchten, schoß er dem Mann, der ihm am nächsten saß, dreimal in den Rücken. Einen Wimpernschlag später lagen die drei Überlebenden reglos auf dem Fußboden, streckten Arme und Beine aus und gaben keinen Laut von sich.
    Carl bewegte sich im Zimmer, damit Mouna ihn sah, und hob die drei automatischen Waffen auf, die er sehen konnte. Dann hob er den Eßtisch zur Seite, um den ganzen Fußboden überblicken zu können, hängte seine Waffe um den Hals, um die Hände freizubekommen, zog die Magazine aus den drei automatischen Karabinern sowjetischer Herkunft heraus und entfernte schließlich die drei Patronen, die in den Läufen steckten. All das ließ er scheppernd auf den Eßtisch fallen.
    Noch immer gaben die drei auf dem Fußboden keinen Laut von sich. Carl nahm die Waffe in die rechte Hand und durchsuchte die Männer, aber keiner von ihnen hatte weitere Waffen bei sich.
    Bis auf weiteres schien er alles unter Kontrolle zu haben. Er zog sein kleines Funksprechgerät aus der Tasche, schaltete es ein und teilte mit, Phase zwei sei erledigt, was Mouna ohnehin entdeckt haben mußte, und weniger als fünf Sekunden später hörte er auf der Straße ein vorsichtiges Hupen. Mouna hatte die Nachricht also an die Verstärkung weitergegeben.
    Einer der getroffenen Männer bewegte sich. Carl mußte das Rückgrat verfehlt haben. Er beschloß, den Mann nicht zu töten, sondern ging statt dessen zum Radio, aus dem eine Koran-Lesung ertönte, und drehte die Lautstärke hoch.
    Dann befahl er den drei Überlebenden, sich an der einen Längswand hinzusetzen, und zwar so, daß Mouna sie sehen konnte, und die Hände in den Nacken zu legen.
    Sie gehorchten nur langsam. Sie bewegten sich fast in Zeitlupe, aber Carl kam zu dem Schluß, daß dies eher auf den Schock als auf mangelnde Kooperationsbereitschaft zurückzuführen war.
    Als sie sich in der angegebenen Position hingesetzt hatten, zog er einen Stuhl hervor, drehte ihn um und setzte sich vor ihnen hin. Er richtete die erwiesenermaßen fast geräuschlose Ingram-Maschinenpistole auf sie; die Schüsse hatten sich nur wie ein leises Husten angehört. Ob die Schweden dort oben etwas mitbekommen hatten oder nicht, ließ sich kaum feststellen, aber wahrscheinlich hatten sie nicht mehr als das Scharren von Möbeln und ein paar Sätze auf englisch gehört. Und jetzt konnten sie wegen der klagenden Koran-Rezitation gar nichts mehr hören.
    Die beiden erwachsenen Männer wirkten eher resigniert als verängstigt, als hielten sie den Besuch des Todes nicht für etwas Unerwartetes. Der Junge wirkte ganz anders. Er hätte eigentlich die erste Wache des Abends übernehmen sollen, wenn die anderen nicht aus unerfindlichen Gründen die Routine geändert hatten.
    Von jetzt an, dachte Carl, würde alles wie geplant verlaufen, ohne größere Komplikationen.
    »Verstehen Sie Englisch?« fragte Carl leise, um die quakende Stimme aus dem Transistorradio nicht zu übertönen.
    Alle drei nickten, die beiden Älteren mürrisch, die Vettern al Latif, die später sterben wurden. Der Junge nickte energisch, als verstärkte seine Angst seine Bewegungen; er sah sanft aus und schien begabt zu sein.
    »Ich bin Schwede. Die Verhandlungen sind also beendet«, fuhr Carl fort und machte dann eine lange Pause, um zu sehen, ob die Männer irgendwelche Drohungen wegen der Sicherheit der Geiseln ausstoßen würden. Aber keiner von ihnen sagte etwas.
    »Wir wollen kein unnötiges Blutvergießen, sondern nur unsere Leute wiederhaben. Wie Sie Ihre Probleme mit der PLO lösen, ist Ihr Problem und nicht unseres«, log Carl ruhig weiter. Er erkannte, daß er Herr der Lage war.
    »Du da«, fuhr er nach einer Weile fort und nickte dem Jungen zu, »wie bist du mit diesen Männern hier verwandt?«
    Der Junge antwortete nicht. Statt dessen blickte er zu Boden und sah aus, als würde er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Carl fiel es schwer, diese Reaktion zu

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