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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gleich, ob die Zeitungen von ihrer Beziehung zu Maude Lamont wussten und davon Gebrauch machten oder nicht, stets würde sie sich den Vorwurf machen, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse höher gestellt hatte als Aubreys Karriere.
    Jetzt aber ging es in erster Linie darum, der Freundin Einhalt zu gebieten, bevor sie alles noch schlimmer machte. »Das ist eine über alle Maßen gewagte Aussage, meine Liebe«, erklärte die Frau in Gold mit gerunzelter Stirn.
    Roses helle Brauen schossen empor. »Wenn wir nicht einmal im Kampf um einen Platz in der Regierung unseres Landes etwas wagen, worauf warten wir dann noch, bis wir endlich sagen, was wir denken?«
    Verzweifelt überlegte Emily, was sie sagen konnte, um die Situation zu retten, doch nichts fiel ihr ein. »Rose! Was für ein herrliches Kleid!« Selbst in ihren eigenen Ohren klangen diese Worte läppisch und erzwungen. Wie hirnverbrannt musste es da erst auf die anderen wirken?
    »Guten Abend, Emily«, erwiderte Rose kühl.
    Emily hatte kein Wort vergessen, das bei ihrer Auseinandersetzung gesagt worden war. Alle Wärme der Freundschaft war dahin. Vielleicht hatte Rose bereits begriffen, dass Jack nichts unternehmen würde, um Aubrey zu helfen, wenn es so aussah, als würde er damit seinen eigenen Unterhaussitz gefährden. Und selbst wenn der Preis nicht ganz so hoch war, konnte es zumindest sein, dass Gladstone es sich überlegen würde, ob er Jack angesichts einer so unklugen Freundschaft wirklich eine herausgehobene Position anbieten sollte. Wäre Aubrey erst als unzuverlässig gebrandmarkt, würde jeder ihm aus dem Wege gehen, weil er so gefährlich war wie ein Geschütz, das sich an Deck eines von der See hin und her geschleuderten Schiffes aus der Verankerung gerissen hatte. Sofern Rose ihm nicht helfen konnte, bei dieser Wahl ins Unterhaus einzuziehen, musste sie zumindest dazu beitragen, seine Ehre und seinen Ruf für die nächste zu wahren, bis zu der es aller Voraussicht nach nicht mehr allzu lange dauern würde.
    Emily zwang sich zu einem Lächeln, von dem sie fürchtete, dass es ebenso abscheulich aussah, wie sie sich dabei fühlte. »Wie diskret von dir, nicht ausdrücklich zu sagen, was er getan hat!« Sie hörte ihre Stimme, die sich ein wenig überschlug, aber auf jeden Fall die Aufmerksamkeit aller im Kreise auf sich zog. »Doch fürchte ich, du hast mit deinen Worten den falschen Eindruck erweckt, es handele sich um bares Geld und nicht um einen bedeutenden Dienst, der einem solchen Betrag annähernd gleichgesetzt werden könnte …«
    Sie versuchte, rasch zusammenzukratzen, was sie von Charlotte
oder Gracie im Zusammenhang mit dem Fall von Whitechapel und der dabei von Voisey gespielten Rolle erhascht hatte. Ausgerechnet diesmal waren sie mit Informationen besonders zurückhaltend gewesen. Der Henker mochte es holen! Sie lächelte noch ein wenig breiter und sah sich zu den anderen Damen um, die verblüfft und gespannt warteten, was sie noch sagen würde.
    Rose holte tief Luft.
    Emily musste rasch eingreifen, um zu verhindern, dass sie etwas sagte, was alles verdarb. »Natürlich weiß auch ich nicht alles«, fuhr sie eilends fort. »Frag mich also bitte nicht nach Einzelheiten! Auf jeden Fall ging es dabei um einen äußerst mutigen und gefährlichen Einsatz … Mehr darf ich nicht sagen, denn ich möchte niemanden ins falsche Licht setzen oder möglicherweise gar verleumden … Wie auch immer – er hat damit Ihrer Majestät und der Tory-Regierung einen bedeutenden Dienst erwiesen. Da ist es nur natürlich und gerecht, dass man ihn dafür angemessen belohnt.« Mit warnendem Unterton, von dem sie hoffte, dass ihn Rose nicht überhören würde, fügte sie hinzu: »Bestimmt wolltest du doch darauf hinaus!«
    »Ein Opportunist ist er«, gab Rose spitz zurück. »Er strebt nicht etwa nach dem Amt, um an der Ausarbeitung von Gesetzen mitzuwirken, die dafür sorgen, dass den Armen, den Unwissenden und Entrechteten, denen unsere Fürsorge in erster Linie gelten muss, Gerechtigkeit widerfährt, sondern ausschließlich zur Befriedigung seines persönlichen Ehrgeizes. Ich denke, das müsste jedem hinreichend klar geworden sein, der ihm aufmerksam ein wenig zugehört hat und sich nicht von seinen Emotionen hat hinreißen lassen.« Es war eine Beschuldigung, die sie an alle Anwesenden richtete.
    Panische Furcht erfasste Emily. Rose schien zur Selbstvernichtung entschlossen zu sein. Da sie Aubrey in dem Fall automatisch mitreißen würde, wäre das Ergebnis

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