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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Himbeerkonfitüre im Hause hatte. Stattdessen hatte er ihm voll Stolz seine kostbare Mirabellenkonfitüre angeboten.
    Auf dem Rücken liegend, sah Pitt zur Decke empor. Im Hause war es still. Es war kurz nach sechs, in zwei Stunden würde Mrs. Brody kommen. Ihm fiel nichts ein, wofür er hätte aufstehen sollen, aber er konnte nicht wieder einschlafen. Voisey hatte sich gerächt, was ihm in vollendeter Weise gelungen war. Hatte Wetron die Zusammenhänge gekannt, als er Tellman beauftragt hatte, Pitt zu einem zweiten Besuch in Teddington zu veranlassen, damit er sich im Dorf umhörte?
    Wray war das ideale Opfer: ein vergesslicher alter Mann, der schmerzliche Verluste erlitten hatte und zu ehrlich war, um seine Zunge zu hüten, wenn es um seinen Groll gegen ein Verhalten ging, das seiner Ansicht nach gegen Gottes Gebot verstieß. Bestimmt kannte Voisey die Geschichte der jungen
Penelope, die ihr Kind verloren und in ihrem tiefen Kummer eine Spiritistin aufgesucht hatte, die ihr Geld genommen, sie benutzt und getäuscht hatte – eine schäbige Betrügerin. Immerhin war all das in eben dem Dorf geschehen, in dem seine Schwester lebte. Eine so günstige Konstellation konnte sich ein Mann seines Schlages nicht gut entgehen lassen.
    Möglicherweise hatte Octavia Cavendish in Wrays Haus Maude Lamonts Werbe-Faltblatt an eine Stelle gelegt, wo Pitt es sehen musste. Das war nicht weiter schwierig. Wray wie Pitt waren wie Lämmer zur Schlachtbank geführt worden. In Wrays Fall stimmte das buchstäblich, was Pitt betraf, würde der Vorgang länger dauern und um so qualvoller sein. Sicher würde Voisey jeden Augenblick auskosten, während er Pitt bei seinem Leiden zusah.
    Es war töricht, im Bett zu liegen und darüber nachzugrübeln. Rasch stand er auf, wusch und rasierte sich. Nachdem er sich angezogen hatte, ging er in der Stille des Hauses nach unten, um Tee zu machen und die beiden Kater zu füttern. Ihm selbst war nicht nach Essen zumute.
    Was würde er Charlotte sagen? Wie konnte er ihr erklären, dass es in ihrer aller Geschick wieder einmal zu einer entsetzlichen Wendung gekommen war? Der bloße Gedanke daran bereitete ihm Seelenqualen.
    Ohne auf die Zeit zu achten, saß er da, bis sein Tee kalt wurde. Schließlich stand er auf, nahm ein wenig Kleingeld aus der Tasche und verließ das Haus, um eine Zeitung zu kaufen.
    Es war ein ruhiger Mittsommermorgen. Die Sonne stand schon ziemlich hoch am Himmel, und das helle Licht durchdrang den Dunstschleier über der Stadt. Obwohl es noch nicht einmal acht Uhr war, sah man viele Menschen ihren Geschäften nachgehen: Botenjungen, fliegende Händler, die nach früher Kundschaft Ausschau hielten, Hausmädchen, die Abfälle an die Straße stellten und sich Schmähungen von Stiefelputzern und Spülmägden anhören mussten. Lieferfuhrwerke rollten durch die Straße, und von Zeit zu Zeit hörte er das laute Klatschen, mit dem ein Teppich geklopft wurde, wobei mit jedem Schlag eine feine Staubwolke aufstieg.
    An der Straßenecke fand er den Zeitungsjungen. Es war derselbe
wie jeden Morgen, doch hatte er diesmal für Pitt weder einen Gruß noch ein Lächeln.
    »Heute woll’n Se wohl keine«, sagte er finster. »Ich muss sagen, ich bin platt. Ich hab ja schon immer gewusst, dass Se ’n Greifer sind, auch wenn Se hier in ’ner feinen Gegend wohnen, aber dass Se ’nen alten Mann in’n Tod treiben, hätt ich nie gedacht. Macht zwei Pence.«
    Pitt hielt dem Jungen das Geld hin, dieser nahm es entgegen und drehte ihm gleich danach den Rücken zu.
    Pitt kehrte nach Hause zurück, ohne die Zeitung aufzuschlagen. Zwei oder drei Menschen kamen an ihm vorüber. Keiner richtete das Wort an ihn. Er wusste nicht, ob sie es bei anderen Gelegenheiten getan hätten. Er war zu benommen, um klar zu denken.
    In der Küche setzte er sich wieder an den Tisch und schlug die Zeitung auf. Zwar waren die ersten Seiten, wie zu erwarten, der Wahl vorbehalten, doch fand sich der Bericht gleich auf Seite fünf oben in der Mitte.
    Mit großem Bedauern müssen wir melden, dass man Reverend Francis W. Wray gestern in seinem Haus in Teddington tot aufgefunden hat. Er war dreiundsiebzig Jahre alt und litt nach wie vor unter dem kürzlich erfolgten Ableben seiner geliebten Ehefrau Eliza. Er hinterlässt keine Kinder, da alle in jungen Jahren gestorben sind.
    Thomas Pitt, der gerade erst von seinem Posten auf der Bow-Street-Wache entbunden wurde und keinerlei polizeiliche Vollmachten besaß, hat Mr. Wray mehrfach

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