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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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die Ferne erstreckte. Einzelne Wolken zogen am Himmel dahin. »Lebt außer uns hier keiner?«, fragte sie tief beeindruckt. »Sind wir die Einzigen?«
    »Es gibt Bauern«, erwiderte Charlotte und ließ den Blick von den dunklen Schatten des Hochmoors im Norden bis zu den sanfteren und weniger trüben Hügeln und Taleinschnitten im Süden gleiten. »Die meisten Dörfer liegen im Windschatten der Hänge. Sieh nur … dahinten steigt Rauch auf!« Sie wies auf eine schlanke graue Rauchsäule, die so undeutlich war, dass man sich anstrengen musste, sie zu erkennen.
    »He!«, rief Gracie mit einem Mal. »Keine Frechheiten, Euer Lordschaft!«
    Edward grinste ihr breit zu und rannte, von Daniel gefolgt, über den mit Gras bedeckten Boden. Lachend wälzten sich
die Jungen im grünen Farn, so dass man nur noch ein Gewirr von Armen und Beinen sah.
    »Jungs!«, stieß Jemima angewidert hervor. Dann überlegte sie es sich anders und rannte ihnen nach.
    Unwillkürlich musste Charlotte lächeln. Selbst ohne Pitt konnte es hier schön sein. Das Häuschen lag einen knappen Kilometer von der Dorfmitte, eine angenehme Spazierentfernung. Die Menschen wirkten freundlich und waren hilfsbereit. Im Unterschied zur Stadt waren die Straßen schmal und gewunden, und nichts hinderte den freien Blick aus den Fenstern im Obergeschoss. Die Stille der Nacht war unvertraut, und sobald man die Kerze ausblies, war man von vollständiger Finsternis umhüllt.
    Aber sie waren in Sicherheit, und wenn ihr das auch nicht vorrangig erschien, so war es doch für Pitt so. Er hatte gespürt, dass unter Umständen Gefahr drohte, und diese Fahrt in die Sommerfrische war alles, was sie hatte tun können, um sie zu vermeiden.
    Sie hörte ein Geräusch hinter sich. Als sie sich umwandte, sah sie einen leichten Einspänner, der den Weg emporkam. Ein Mann mit von Wind und Wetter gegerbtem Gesicht spähte mit zusammengekniffenen Augen um sich, als suche er etwas. Als er Charlotte erreicht hatte, sah er sie aufmerksam an.
    »Tach«, sagte er freundlich. »Bestimmt sind Sie die Frau, die das Häuschen von Garth da hinten gemietet hat.« Die Art, wie er in die angegebene Richtung nickte, zeigte an, dass er keine Antwort erwartete.
    »Ja«, gab Charlotte zurück.
    »Hab ich doch gleich gewusst«, sagte er befriedigt, nahm die Zügel wieder auf und trieb das kleine Pferd erneut voran.
    Charlotte sah zu Gracie hin. Diese erweckte den Anschein, als wolle sie dem Mann folgen, blieb dann aber stehen. »Vielleicht is er ja nur neugierig«, sagte sie nachdenklich. »Hier passiert bestimmt nich viel.«
    »Du hast wahrscheinlich Recht«, sagte Charlotte. »Sieh trotzdem zu, dass du die Kinder nie aus den Augen verlierst, und nachts wollen wir das Haus abschließen. Sicher ist sicher.«
    »Ja … natürlich«, pflichtete ihr Gracie bei. »Dann kommen
auch keine wilden Tiere ins Haus … Füchse und dergleichen, oder was die hier haben.« Sie sah nachdenklich in die Ferne. »Is es nich … großartig? Ob ich vielleicht Tagebuch führen sollte? Vielleicht seh ich so was im Leben nich wieder.«
    »Ein sehr guter Gedanke«, erwiderte Charlotte. »Das wollen wir alle tun. Kinder! Wo seid ihr?« Sie war sonderbar erleichtert, als sie die Stimmen aller drei hörte und sie über die Grasbüschel auf sie zugerannt kamen. Keinesfalls durfte sie ihnen die Freude mit grundlosen Befürchtungen verderben.

Kapitel 5
    D ie Zeitungen hielten den Mord an Maude Lamont für so bedeutend, dass sie ihn am folgenden Tag zusammen mit Meldungen über die bevorstehende Wahl und Ereignisse im Ausland auf der ersten Seite brachten. Niemand äußerte den geringsten Zweifel daran, dass es kein Unfall oder natürlicher Todesfall war, sondern sich um ein Verbrechen handelte. Die Anwesenheit der Polizei legte diese Annahme nahe, doch wurden keine Einzelheiten berichtet. Es hieß lediglich, das Hausmädchen, Miss Lena Forrest, habe sie gerufen. Das Mädchen hatte der Presse gegenüber nichts sagen wollen, und Inspektor Tellman hatte lediglich erklärt, man gehe dem Fall nach.
    Pitt stand am Küchentisch und goss sich eine zweite Tasse ein. Tellman, der ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat, lehnte den ihm angebotenen Tee ab.
    »Wir haben mit einem halben Dutzend ihrer anderen Besucher gesprochen«, sagte er mit finsterer Miene. »Sie alle halten große Stücke auf sie und behaupten, dass sie das begabteste Medium war, das sie je erlebt haben – was auch immer das bedeuten mag.« Er stieß diese Worte

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