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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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und schnappte nach Luft. »Ich arbeite nicht … bin nicht –«
    »Das war eine rhetorische Frage. Ich weiß schon Bescheid.«
    »Sie Idiot! Sie verschwenden Ihre Zeit damit, über so was nachzudenken?«, gab Holly wütend zurück.
    Ich versuchte, mir etwas einfallen zu lassen, wie ich mich und Holly aus dieser Lage befreien konnte, aber in meinem Kopf schwirrten so viele Dinge gleichzeitig herum. Zum Beispiel, dass Dad inzwischen eigentlich genauso alt wie Dr. Melvin sein müsste. Und dass Freeman tot zu meinen Füßen lag. Und wer hatte die SMS geschickt, diese Adresse? Waren Marshall oder Dad zurück? Würden sie nach mir suchen kommen, wenn ich nicht bald aufkreuzte? Und dann war da auch noch die Zeitreise, die mich wieder einmal aus der Bahn warf.
    Ich sah Holly ins Gesicht. Trotz der Wut, die eben in ihren Worten mitgeklungen hatte, war es von Panik erfüllt. Bleib in deiner Rolle , hatte Stewart mir befohlen.
    Also tat ich genau das. »Ich glaube, in diesem Raum befindet sich nur ein Idiot, und das ist nicht Agent Carter«, sagte ich zu Holly.
    Sie stand blitzschnell auf, zog ihre Waffe und zielte auf mich. Genau wie ich erwartet hatte. »Sag’s ihm! Sag ihm, dass ich nicht für Tempest arbeite!«
    Ich warf Carter einen Blick zu und sagte: »Sie arbeitet nicht für Tempest.«
    Er feixte. »Oh, ho!«
    »Denken Sie nach, Agent Carter«, fuhr ich fort und bewegte mich mit langsamen Schritten zu Holly hin. Sie knirschte mit den Zähnen und hob ihre Waffe ein wenig an. »Nur ein paar sorgfältig eingefädelte Situationen, und schon habe ich es geschafft, dass Sie auf jemanden aus ihren eigenen Reihen losgehen. Ich brauchte nicht mal was zu tun. Keine ekligen Säuberungsaktionen, kein Leichen-Beseitigen, keine aus den Fingern gesogenen Tarngeschichten.«
    Holly stand der Mund offen. »Du bist so ein verdammter Lügner!«
    »Also bist du doch eine Doppelagentin?«, fragte Carter.
    »Nein!«
    »Dann erschieß ihn«, befahl er. »Erschieß ihn, und diese Diskussion ist vorbei.«
    Mir rauschte so laut das Blut in den Ohren, dass Agent Carter so klang, als wäre er weit weg. Ich wusste nicht, wovor ich mehr Angst hatte – dass Holly mich erschoss oder dass sie mich nicht erschoss.
    »Na los, Flynn«, wiederholte Carter. »Wenn du für Tempest arbeitest, bringen sie dich dafür um, dass du ihren wertvollen Agent Meyer erledigt hast. Aber wenn du es machst, sage ich, ich wäre es gewesen.«
    Holly sah mich hasserfüllt an. Sie senkte die Waffe ein klein wenig, so dass sie auf meine Knie zielte.
    »Nicht ins Bein, Flynn«, wies Carter sie an. »Kopf oder Brust, das kannst du dir aussuchen.«
    Sie holte tief Luft und tippte mit dem Finger gegen den Abzug. Das Adrenalin in meinen Adern verlieh mir die Kraft, aktiv zu werden. Ich warf mich in Hollys Richtung und schlang die Arme um ihre Knie. Aus ihrer Waffe löste sich ein Schuss.
    Als wir zu Boden gingen, schnappte ich nach Luft. Die Kugel zerschmetterte eine gläserne Leuchte neben uns. Ich rang Holly die Waffe aus der Hand, stand sofort auf und wich, die Pistole auf sie richtend, zurück.
    Carter füllte mit einem lauten Lachen die kurze Stille, die nach dem Schuss eingetreten war. »Wirklich komisch, Agent Meyer. Das ist keine besonders wertvolle Geisel, die Sie da haben. Glauben Sie, wir könnten nicht auf ein oder zwei Azubis verzichten oder sogar auf ein Dutzend?«
    »Vielleicht liegt die Entscheidung ja gar nicht bei Ihnen«, gab ich zu bedenken. Immerhin war ich jetzt auch bewaffnet.
    Carter lachte wieder. Er ging kopfschüttelnd auf Holly zu und beachtete mich gar nicht. »Und dabei war ich doch so beeindruckt, Flynn. Collins kleine Assistentin hat doch tatsächlich ein bisschen was gelernt. Aber leider stimmt das gar nicht. Du bist wertlos, Flynn. Wertlos und leicht zu haben, sehr leicht.«
    »Scheißkerl!« Holly durchbohrte ihn mit ihren Blicken.
    Sie war wütend, aber ich merkte auch, dass sie zitterte. Ein völlig neuer Angstschub hatte sie erfasst, als er die Worte »leicht zu haben« aussprach.
    »Weißt du, welches kleine Spiel wir in der Abteilung immer spielen?«, stichelte Carter weiter. »Das Punktesystem?«
    »Hören Sie auf rumzulabern, Carter«, gab Holly zurück. »Ich weiß, was das Punktesystem ist, und ich weiß auch, was Sie mir als Nächstes erzählen wollen. Also, was ist mehr wert? Eine Doppelagentin zu überführen oder einen schwachen Azubi umzubringen?«
    »Weißt du, was mir bis jetzt die meisten Punkte eingebracht hat?« Auf Carters

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