Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
Vom Netzwerk:
Selbstverteidigungstechniken mit Agent Parker. Ich wollte schon den Raum betreten, doch Kendrick hielt mich zurück. »Warte mal. Du musst dich erst in deine Rolle einfühlen. Sei ein charmanter, sexy Typ.«
    Offenbar war ich das also noch nicht.
    Als wir einen lauten Knall hörten, schauten wir beide in den Raum. Stewart hatte soeben Parker, der weitaus größer war als ich, auf die Matte geworfen und lachte ihn aus, während er nach Luft rang.
    »Ich kann das nicht«, murmelte ich.
    »Doch, du kannst.«
    Ich schüttelte die Arme aus wie ein Boxer, der den Ring betritt. Das ist eine Prüfung. Einfach nur ein weiterer Test. Außerdem waren effektive Flirttechniken auch Bestandteil meines CIA-Trainings. Sie hatten mir bereits Zugang zu Regierungsdaten in China verschafft, die eigentlich geheim waren, und einmal eine Einladung zum Eisessen.
    Kendrick nickte mir aufmunternd zu. »Du schaffst das spielend. Streif einfach diese Rolle über, und Jenni Stewart wird dich künftig in Ruhe lassen.«
    Wenn das das Ergebnis sein würde, war es wirklich einen Versuch wert. Vorausgesetzt, der Kuss tat seine Wirkung. Ich ging in Stewarts Richtung, erstarrte dann jedoch und drehte wieder um. »Ich bin nicht sicher, ob mir das gut genug gefallen wird, um so tun zu können, als ob.«
    »Los jetzt, du bist ein Mann, verdammt nochmal! Stell dir einfach jemanden vor, bei dem du dich nicht sofort übergeben musst.«
    Ich lachte leise und drehte mich wieder um. Tu so, als ob; tu so, als ob; tu so, als ob. Das war ja nichts Neues. Kendrick schlüpfte hinter mir in den Raum und sprang auf das nächstgelegene Laufband. Alle Auszubildenden waren unter dreiundzwanzig, aber noch nie hatte ich beobachtet, dass jemand versuchte, sich Stewart zu anderen Zwecken zu nähern als zu dem, Selbstverteidigung zu üben. Stewart reichte Parker die Hand, um ihm aufzuhelfen, zog sie dann aber wieder weg und trat ihm in den Bauch. Es überraschte mich, dass er darauf hereingefallen war.
    Schließlich wurde sie auf mich aufmerksam. »Junior, kommst du, damit wir uns ein Kämpfchen liefern können? Oder reagierst du dich nur damit ab, dass du Sachen durch dein Zimmer schmeißt wie ein Zweijähriger?«
    Ich holte tief Luft und zwang mich, das Ziel im Auge zu behalten. »Klar, ich kann’s ja mal versuchen.«
    »Hervorragend«, sagte sie mit einem fiesen Agentengrinsen.
    Kendrick hustete laut hinter mir. Sie musste gedacht haben, ich würde vom Weg abkommen oder kneifen wollen.
    Stewart stellte sich vor mich, ihre Miene strahlte Energie aus. Sie hechtete nach vorn, doch ich legte meine Arme um sie und machte Anstalten, sie von der Matte hochzuheben. Nur wenige Sekunden später ließ ich sie schwer seufzend wieder runter. »Tut mir leid, ich kann das nicht, jedenfalls nicht so.«
    »Also hab ich gewonnen?«, fragte sie.
    »Ja, sieht so aus.« Ich beschwor in mir den Casanova herauf, der ich gewesen war, und trat dichter an sie heran. »Tut mir leid, dass ich vorhin so sauer geworden bin. Es war schon richtig von dir, mich zu verpfeifen.«
    »Ich wusste, du würdest es einsehen.« Sie drehte sich zu den anderen Agenten im Raum um, wahrscheinlich um sich zu vergewissern, dass alle meine falsche Entschuldigung gehört hatten.
    Ich nahm ihre Hand und zog sie zurück. »Warte, da ist noch was.«
    Es ist nur ein Kuss, der nichts bedeutet. In mir regte sich keinerlei Protest; meine Gefühle für das Mädchen, das ich liebte, mit dem ich aber nicht zusammen sein konnte, blieben stumm, wie schon seit Wochen. Der Agent in mir wusste überdies, dass Kendrick recht hatte. Rache hatte viele verschiedene Gesichter.
    Meine Hände glitten über ihren Hals, und in ihren Augen flackerte Verwirrung auf. »Was hast du –«
    Ich ließ sie nicht ausreden. Und es war kein weicher, sanfter, sondern ein männlicher, drängender Kuss. Daran, dass ich ganz genau sagen konnte, wie viele Sekunden wir uns jetzt schon küssten, erkannte ich, dass ich mich weiter im Agentenmodus befand: Jetzt waren es bereits zwanzig Sekunden. Und kein Boxen. Keine Gegenwehr. Sie ließ die Arme schlaff an der Seite herunterhängen, während meine fest um ihren Körper lagen, und ließ mich gewähren. Sie war sogar diejenige, die mir allen Ernstes ihre Zunge in den Mund steckte.
    Ich wartete, bis vierzig Sekunden verstrichen waren, dann bewegte ich meinen Mund an ihr Ohr und flüsterte so, dass nur sie es hören konnte: »Das war dafür, dass du mich einen kleinen Jungen genannt hast.«
    Dann ließ ich sie so

Weitere Kostenlose Bücher