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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wird sie
bestätigen.«
    »Aber das stimmt nicht. Ich war drunten
in der Flußsenke, um mir das Flaschenhaus anzusehen, und ich hatte meine
Pistole dabei, wegen der Klapperschlangen —«
    »Aber Bodine hat Sie überwältigt. Und
da hat Josh ihn erschossen.«
    »Sharon —«
    »Genau so war es, Anna.«
    Wir sahen uns in die Augen. Bis sie
schließlich nickte und meine Hand umfaßte.
    »Ich muß mit Franny Silvas Eltern reden
und mich überall verabschieden«, sagte sie. »Das wird ein Weilchen dauern.
Warten Sie auf mich.«
    Ich sah zu, wie sie zwischen den
Redwood-Bäumen verschwand, stand dann auf und wanderte rastlos zwischen den
Gräbern ihrer Stammesangehörigen herum. Sie hatten von vornherein wenig genug
gehabt, und mit der Zeit hatten die harten Umstände sie akzeptieren gelehrt,
daß das Leben oft eine Serie von Kapitulationen ist. Ich vermutete, sie würden
Verständnis für den Kompromiß haben, den ich heute hier geschlossen hatte.
Manchmal müssen die Toten die Last einer Lüge tragen; manchmal muß die Wahrheit
um der Lebenden willen ein wenig verbogen werden.
    Ich dachte mir, daß Josh Haddon sicher
nichts dagegen gehabt hätte. Er hätte ja alles für Anna getan.

Strichprobe
31.
Dezember
     
     
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum
du Neujahr hier verbringen wolltest.«
    »Warum nicht?« Hy rieb sich die Hände
und betrachtete befriedigt das Feuer, das er in der Feuerstelle von Moonshine
Cottage entzündet hatte. »Hier ist es gemütlicher als in der Hütte in den Great
Whites, wo man zu dieser Jahreszeit sowieso kaum hinkommt. Die Aussicht ist
umwerfend, und wenn sich der Sturm legt, können wir am Strand Spazierengehen
und nach angeschwemmten Schätzen suchen.«
    Ich nahm einen Schluck Champagner.
    »McCone, erzähl mir nicht, die
Explosion und der Tod dieses Mädchens verfolgen dich immer noch.«
    »Nicht sonderlich. Jetzt, wo der Schutt
weggeräumt ist, wirkt es wieder ganz friedlich. Und es war nett von Anna und
Suits, uns das Häuschen zu überlassen. Aber wir hätten doch Neujahr auch
genausogut bei mir zu Hause verbringen können.«
    »Mit deinem Neffen? Nein, danke.«
    »Der ist zur Zeit fast immer bei seiner
Freundin, und er zieht nächste Woche ganz zu ihr, wenn ihre Mitbewohnerin
endgültig ausgezogen ist.«
    »Wie haben seine Eltern das
aufgenommen?«
    »Zuerst nicht besonders gut. Dann hat
er das Mädchen über Weihnachten nach Hause mitgebracht, und jetzt heben sie sie
in den Himmel. Charlene hat mir gesagt, Maggie übe einen stabilisierenden
Einfluß auf ihn aus — im Gegensatz zu mir, soll das heißen.«
    »Dann hast du jetzt also einen
ständigen Assistenten.«
    »Das ist nur eine vorübergehende
Lösung.«
    »Eine ständige vorübergehende Lösung.«
    Ich würde mich nicht von unserem
ursprünglichen Gesprächsthema abbringen lassen. »Wie dem auch sei — wir hätten
doch wirklich einfach in der Stadt bleiben können.«
    »Und wären dann gezwungen gewesen, zur
All-Souls-Silversterparty zu gehen und Raes Computerfreak-Freunde kennenzulernen.
Ich schaffe es immer noch nicht, mir die kleine Rae Kelleher in einer Ménage à
trois vorzustellen.«
    »Ich glaube nicht, daß es das ist.«
    »Wie würdest du es dann definieren?«
    »Es entzieht sich jeder Definition.
Aber du hast wohl recht: in San Francisco zu bleiben, wäre keine gute Idee
gewesen. Aber wieso nicht auf deiner Ranch, wenn du deine Ruhe haben wolltest?«
    Er nahm sein Champagnerglas und setzte
sich zu mir auf den Boden vor dem Kamin. »Ach, weißt du, McCone, das wäre auch
nicht so gut gewesen. An Feiertagen geht dort immer noch Julies Geist um. Es
gefällt mir, wenn wir beide bei dir zu Hause oder auf der Ranch sind, aber was
wir wirklich brauchen, ist ein Ort, der uns beiden gehört.«
    »Na ja, ein gepumptes Häuschen an der
Küste von Mendocino County ist auch schon nicht übel.«
    »Es ist gar nicht nur gepumpt.« Er
grinste träge und streckte mir einen Stapel Papiere hin, der aus der
Brusttasche seines Wollhemds gelugt hatte. »Sobald du das hier unterschrieben
hast, gehört Moonshine Cottage uns.«
    »...Uns?«
    »Mm-hmm. Ein Gemeinschaftsvertrag. Ich
habe es Anna abgekauft. Eines Tages können wir vielleicht ein größeres Haus
bauen. Aber fürs erste wird es dieses kleine Schmuckstück hier wohl tun.«
    »Hy, ich kann es mir nicht leisten, ein
—«
    »Kostet dich ganze fünfzig Cents.«
    »Hy, ich kann es nicht annehmen, daß du
—«
    »Ich habe es für einen Dollar
erworben.«
    »Wieso?«
    »Anna wollte

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