Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1
Wagen gesprungen, um den Mörder von seinem Pferd zu
reißen. Du verdienst die Belohnung.«
Talon schaute den Beutel an. Er hatte lange genug im
Gasthaus gearbeitet, um eine Vorstellung davon zu haben, wie
viele Münzen in einem Beutel dieser Größe steckten, und um
berechnen zu können, dass dies mehr Gold war, als er sich mit
einem Jahrzehnt schwerer Arbeit verdienen könnte. Dennoch
zögerte er. Schließlich streckte er die Hand aus und schob
Webanks den Beutel wieder zu.
»Du lehnst es ab?«, fragte der Kaufmann verblüfft.
Talon sagte: »Wie Ihr schon erklärt habt, ist Euer Leben
mit Geld nicht zu bezahlen. Ich möchte kein Gold, aber ich
möchte Euch um etwas bitten.«
»Sprich.«
»Sollte ich in der Zukunft je nach Opardum kommen, werde ich Euch vielleicht aufsuchen, und Ihr könnt mir dann einen Gefallen tun.«
Webanks schien verwirrt, aber er sagte: »Also gut, ich stehe weiterhin in deiner Schuld.« Er griff nach dem Gold, dann
warf er seinem Begleiter einen Seitenblick zu, der ebenfalls
verstört darüber schien, dass der junge Mann so viel Gold
zurückgewiesen hatte. Sie wechselten einen erstaunten Blick,
verbeugten sich dann knapp und gingen.
Caleb wartete, bis sie weit genug entfernt waren, dann
fragte er: »Warum?«
Talon sagte: »Gold wird mir Dinge kaufen, die ich nicht
brauche. Ich habe Essen, Kleidung und Freunde in
Kendricks Gasthaus. Aber wenn es stimmt, was du sagst,
dass meine Freunde gefährliche Freunde und mächtige Herren haben, brauche ich mehr Freunde. Kaufmann Webanks
könnte sich in der Zukunft als recht nützlicher Freund erweisen.«
Caleb lehnte sich zurück und dachte über Talons Worte
nach. Nach einer Weile lächelte er und sagte: »Du lernst
schnell, mein Junge.«
Statt auf die Bemerkung zu reagieren, wurde Talon bleich,
und seine Hand zuckte zum Schwertgriff. Aber er sprang
nicht auf, sondern blieb so angespannt wie eine Bogensehne
sitzen. Caleb drehte sich langsam um, um zu sehen, wo er
hinstarrte. »Was ist?«
»Dieser Mann da«, sagte Talon.
Caleb sah, dass ein Mann das Gasthaus betreten hatte und
nun an der Theke mit Webanks und seinem Begleiter sprach.
Auch Calebs Hand bewegte sich auf seinen Schwertgriff zu.
Er drehte sich wieder um und blickte Talon an. »Was ist mit
ihm?«
»Er ist tatsächlich einer von denen, die mein Dorf zerstört
haben.«
»Bist du sicher?«
»Ja«, sagte Talon, und seine Stimme war wie das Zischen
einer Schlange. »Er trug das Wappen des Herzogs von
Olasko, saß auf einem Rappen und befehligte die Mörder, die
mein Volk getötet haben?«
Caleb sah sich um und bemerkte, das vier weitere Männer
hinter dem Ersten hereingekommen waren. Sie blickten sich
im Schankraum um, als hielten sie nach Anzeichen von Ärger
Ausschau. Caleb wandte die Aufmerksamkeit wieder Talon
zu und fragte: »Was schlägst du vor?«
»Beobachten.«
Caleb sagte: »Gut gemacht. Du lernst wirklich schnell.«
Eine Viertelstunde saßen sie da und nippten an halb leeren
Bierkrügen, bis die fünf Männer wieder gegangen waren. Sofort stand Talon auf und ging zu Webanks. Mit ruhiger Stimme sagte er: »Erlaubt mir eine Frage, Meister Webanks.«
»Selbstverständlich, junger Talon.«
Als Caleb zu ihnen getreten war, sagte Talon: »Mir ist gerade aufgefallen, dass Ihr Euch intensiv mit einem Mann unterhalten habt, der mir irgendwie bekannt vorkam. Ich glaube,
er war vielleicht einmal zu Besuch in dem Gasthof, in dem
Caleb und ich arbeiten. Aber ich kann mich nicht an seinen
Namen erinnern.«
Webanks schien verstört und sagte: »Er ist nur ein Mann,
den ich für die Rückreise nach Opardum als Wache eingestellt
habe. Er und seine vier Männer warten darauf, dass wir unsere
Geschäfte im Auftrag des Herzogs erledigen und dann aufbrechen.« Mit einem nervösen Lachen fügte er hinzu: »Ich kann
mich im Moment nicht an seinen Namen erinnern. Doch …
Stark! Ja, ich glaube, er heißt Stark.«
»Danke«, sagte Talon, »Ich habe mich wohl geirrt.«
Talon verließ das Gasthaus dann so schnell, dass Caleb
Mühe hatte, ihn einzuholen. Draußen blickte er nach links und
rechts und entdeckte die Männer, die gerade um eine Ecke
bogen.
»Was machst du?«, fragte Caleb.
»Ich verfolge sie.«
Caleb nickte, und sie folgten beide den Männern. Talons
hervorragende Sehschärfe verhinderte, dass sie die fünf Männer aus den Augen verloren, selbst als diese sich rasch über
den geschäftigen Markt bewegten und durch Straßen gingen,
in denen sich Wagen,
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