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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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Lager mitten in der Nacht überfallen
konnten, und als wir es erreichten, konnten auch wir
den Holzrauch riechen und die leisen Geräusche von
Müttern hören, die mit ihren Kindern sprachen. Wir
wurden von Blutgier erfasst und wollten nichts mehr,
als diese Geschöpfe unter den Hufen unserer Varnin
zu zertrampeln. Eine Frau musste uns im letzten
Moment gesehen haben, denn wir hörten einen
Warnschrei, Augenblicke bevor wir das Lager überrannten. Unsere Frauen sind schlau und gefährlich,
wenn sie ihre Kinder verteidigen. Mehrere zogen
Krieger mit bloßen Händen aus den Sätteln und starben, um für die Sicherheit ihrer Kinder zu sorgen.
Einem Krieger wurde die Kehle durchgebissen. Ich
brachte in dieser Nacht drei Frauen um, damit einer
meiner Bruderreiter wieder auf sein Tier gelangen
konnte, und als er wieder im Sattel saß, war das Lager leer. Ich konnte in der Nacht die Schreie und Rufe und das Jammern von Kindern hören, das plötzlich
ein Ende fand in dem Geräusch von Schwertern, die
Fleisch trafen. Ich konnte spüren, wie das Blut in
meinen Ohren rauschte und mein Atem schwer wurde. Es ist ganz ähnlich wie das Gefühl, wenn wir zu
einer Vereinigung bereit sind. In meinem Geist sind
diese Vergnügungen – Leben erzeugen oder es nehmen – gleichwertig. Ich ritt in das Unterholz, das das
Lager umgab, und als ich in ein Dickicht kam, spürte
ich etwas. Ich schaute nach unten, und unter einem
tief hängenden Ast hockte eine Frau und hielt ihren
kleinen Sohn im Arm. Ich hätte sie nie gesehen,
wenn ich weitergeritten oder in genau diesem Augenblick nicht nach unten geschaut hätte. Sie wäre
hinter den Suchenden zurückgeblieben und hätte einen Weg zu Freiheit und Sicherheit finden können,
aber ich entdeckte sie.«
Martuch hörte auf, auf und ab zu gehen, und sah
Pug an. »Und dann geschah etwas Erstaunliches. Ich
zog mein Schwert und machte mich bereit, erst die
Frau zu töten – sie war die Gefährliche – und dann
den Jungen. Aber statt mich anzuspringen, um ihr
Kind zu schützen, hielt sie es fest an ihre Brust gedrückt und sah mich von Angesicht zu Angesicht an,
Pug. Sie starrte mich an und sagte … ›Bitte‹.«
»Ich nehme an, das war … unerwartet«, sagte Pug.
»Es war noch nie da gewesen«, erwiderte Martuch
und setzte sich wieder auf seinen Hocker. »›Bitte‹ ist
ein Wort, das ein Dasati selten hört, außer von einem
Geringeren, der sagt ›Bitte, wie es Euch gefällt,
Herr‹, oder ein Krieger oder ein Priester sagt ›Das
war ganz wie erbeten‹, aber als direkte Ansprache,
nein, das ist nicht unsere Art. Aber etwas in den Augen dieser Frau … es lag Kraft und Macht in ihnen:
Das war nicht das Flehen einer schwachen Frau,
sondern ein Appell an etwas, das tiefer ging als ge
dankenloses Töten.«
»Was habt Ihr getan?«, fragte Magnus.
»Ich ließ sie gehen«, antwortete Martuch. »Ich
steckte mein Schwert ein und ritt weiter.«
»Ich beginne zu verstehen, wie sich das angefühlt
haben muss«, sagte Pug.
»Ich verstand mich damals kaum selbst«, erklärte
Martuch. »Ich ritt den anderen hinterher, und als der
Morgen graute, waren dreizehn Frauen und etwas
mehr als zwanzig Kinder getötet worden. Die anderen Reiter lachten und scherzten auf dem Weg zur
großen Halle der Sadharin, aber ich blieb für mich.
Ich fühlte mich nicht, als hätte ich etwas erreicht. In
diesem Augenblick, so wurde mir klar, hatte ich
mich innerlich verändert, und ich konnte nichts
Ruhmreiches mehr daran finden, jene niederzumetzeln, die sich erheblich schlechter verteidigen konnten. Eine Frau mit einem Messer muss mit Respekt
behandelt werden, aber ich saß auf einem zum
Kampf ausgebildeten Varnin, trug volle Rüstung,
hatte ein Schwert und einen Dolch und zudem einen
Kriegsbogen am Sattel. Und ich sollte das Gefühl
haben, etwas geleistet zu haben, weil ich sie getötet
hatte? Ich sollte Triumph empfinden über das Niedermetzeln eines Kindes, das sich bestenfalls mit
Zähnen und Fingernägeln verteidigen kann?« Er
schüttelte den Kopf. »Nein, ich wusste, dass etwas
ganz schrecklich falsch war. Aber wie viele, die zu
dieser Ansicht gelangen, nahm ich an, dass die
Falschheit aus mir kommt, dass ich die Wahrheit
Seiner Dunkelheit nicht mehr erkannte, also suchte
ich einen Todespriester auf, der mich beraten sollte.«
Martuch warf Pug einen Blick zu und lächelte halb.
»Das Schicksal wollte es, dass ich an einen Mann
namens Juwon geriet, einen Todespriester von

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