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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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wimmelnden Handelszentrums wahr. Wie auch immer der vorige Zustand von Higara gewesen war,
nun stellte es eindeutig eine regionale Drehscheibe
für ein immer weiter wachsendes Territorium dar.
Einen kurzen Augenblick verspürte Kaspar so etwas
wie Bedauern; Flynn und die anderen Kaufleute aus
dem Königreich würden an einem Ort wie diesem die
Reichtümer gefunden haben, die sie suchten. Die vier
Kaufleute aus dem Königreich der Inseln waren dafür verantwortlich gewesen, dass Kaspar in den Besitz des Talnoy kam, und keiner von ihnen hatte bis
zu seinem Tod gewusst, welche Rolle er spielte.
Als Kaspar an dieses schreckliche Ding dachte,
fragte er sich, ob er sich nicht für seine Suche nach
Jojanna und Jörgen eine Zeitgrenze auferlegen sollte.
Er fand das Haus der Wachtmeister ohne Probleme und schob die Tür auf.
Ein junger Mann mit einem Abzeichen an seinem
Hemd blickte von einem Tisch auf, der als Schreibtisch diente, und gab sich so wichtigtuerisch, wie es
nur ein Junge konnte, dem man erst vor kurzem eine
Verantwortung übertragen hatte. »Was kann ich für
Euch tun?«
»Ich suche nach einem Soldaten namens Bandamin.«
Der Junge, gutaussehend mit hellbraunem Haar
und ein paar Sommersprossen, versuchte eine nachdenkliche Haltung einzunehmen. Einen Augenblick
später sagte er: »Ich kenne diesen Namen nicht. In
welcher Kompanie dient er?«
»Das weiß ich nicht. Er lebte außerhalb eines Dorfs
im Norden und wurde in den Dienst gezwungen.«
»Ein Zwangsrekrutierter, wie?«, sagte der junge
Mann. »Wahrscheinlich ist er bei der Infanterie südlich von hier.«
»Und wie sieht es mit einem Jungen aus? Etwa elf
Jahre alt.« Kaspar versuchte einzuschätzen, wie viel
Jörgen gewachsen war, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte, und hielt die Hand in die entsprechende
Höhe. »Etwa so groß. Blondes Haar.«
Der junge Wachtmeister zuckte die Achseln. »Es
gibt viele Jungen, die in die Stadt kommen – Helfer
von Karawanenköchen, Gepäckratten, Jungen ohne
Wohnsitz, Ausreißer. Wir versuchen, sie so gut wie
möglich von den Straßen fernzuhalten, aber einige
von ihnen bilden Banden.«
»Wo würde ich eine solche Bande finden?«
Der junge Mann sah Kaspar mit etwas an, was der
ehemalige Herzog für den Versuch einer misstrauischen Miene hielt, aber es ließ den Wachtmeister nur
lächerlich aussehen. »Warum sucht Ihr diesen Jungen?«
»Sein Vater wurde in die Armee gezwungen, und
der Junge wollte nach ihm suchen. Und seine Mutter
sucht nach ihnen beiden.«
»Und Ihr sucht nach der Mutter?«
»Nach allen«, sagte Kaspar. »Es sind Freunde.«
Der junge Mann zuckte die Achseln. »Tut mir leid,
aber wir bemerken nur die, die Ärger machen.«
»Was ist mit dieser Jungenbande?«
»Für gewöhnlich findet Ihr sie nahe der Karawanserei oder beim Markt. Wenn sich zu viele von ihnen
sammeln, scheuchen wir sie weg, aber dann sammeln
sie sich nur woanders.«
Kaspar bedankte sich bei dem jungen Wachtmeister und ging. Er sah sich auf der belebten Straße um,
als suche er nach Inspiration, und fühlte sich wie ein
Mann, der über ein Schlachtfeld kriecht und unter
den Zehntausenden, die abgeschossen wurden, nach
einem bestimmten Pfeil sucht. Er warf einen Blick
zum Himmel und nahm an, dass er bis zum Sonnenuntergang noch ein paar Stunden Zeit hatte. Die
Märkte waren hier den ganzen Tag gut besucht, und
es gab keine Ruhepause am Nachmittag wie in den
heißeren Teilen von Groß-Kesh. Hier drängten sich
Käufer und Händler bis kurz vor Sonnenuntergang,
und dann wurde es noch einmal wirklich hektisch,
wenn die Kaufleute ihre Waren zusammenpackten.
Ihm blieben etwa zweieinhalb Stunden.
Er erreichte den Markt und sah sich um. Die Buden und Stände der Händler waren behelfsmäßig auf
einem riesigen Platz errichtet worden, der mehr zufällig als einem Entwurf folgend entstanden war.
Kaspar nahm an, es hatte ursprünglich eine Hauptstraße durch die Siedlung gegeben – die Straße von
Norden nach Süden, die diese Region beherrschte.
Irgendwann in den vergangenen Jahren hatten die
Umstände die Straße etwa hundert Schritte nach Osten verlagert, und zu diesem Zeitpunkt waren überall
Gebäude errichtet worden. Das Ergebnis war, dass
ein halbes Dutzend kleinerer Straßen und eine Handvoll Gassen aus diesem Bereich führten und der leere
Platz in der Mitte als Marktplatz diente.
Kaspar sah einige Kinder, von denen die meisten
ihren Familien in Buden oder Zelten halfen. Der
Markt von Higara

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