Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
auch die Beherrschung des Wetters ein.
Als Micah erschien, waren die Jungen in wirklich
elender Verfassung, schauderten und konnten sich
kaum mehr bewegen. Der Magier begann mit einer
Beschwörung, um das Unwetter zu verringern, und
schuf eine große Tasche von freundlicherem Wetter
um die Jungen. Sie reichte beinahe hundert Schritt in
alle Richtungen, und der Regen darin fiel nur wie ein
sanfter Frühlingsregen, nicht in diesen unerwarteten
Güssen.
Als es für ein paar Minuten ruhiger wurde, kletterte Bruder Thaddeus an der Klippe hoch, sodass er
den Jungen auf das breitere Sims helfen konnte. Von
dort aus war es relativ leicht, zum Fuß der Berge zu
gelangen, unter normalen Umständen ein Weg von
drei Stunden. Als sie den rutschigen Weg entlanggingen, wandte sich Jommy Grandy zu und fragte:
»Warum hast du nie erwähnt, dass du der jüngere
Sohn des Königs bist?«
Grandy, zitternd und elend aussehend, sagte: »Es
ist dir vielleicht aufgefallen, dass niemand an der
Universität viel über seine Familie redet. Man betrachtet es als unhöflich. Wir sind alle Studenten.«
Jommy nickte, obwohl er das nicht verstand. In
der Zeit, in der er an der Universität La-timsas war,
erwähnte tatsächlich zwar hin und wieder jemand,
dass dieser oder jener Student der Sohn eines Adligen
oder eines reichen Kaufmanns war, aber als er darüber
nachdachte, fiel ihm auf, dass niemand wirklich offen
darüber redete, wer wessen Vater war. Grandy hatte
eine Ausnahme gemacht, als er erwähnte, dass Servan
ein Vetter der königlichen Familie war.
Jommy war verwirrt. Erschöpft, zerschlagen und
vollkommen verwirrt. So, wie seine Pflegebrüder
aussahen, ging es ihnen nicht besser.
Er sah, dass Pferde am Ende des Pfads warteten.
Wenigstens würden sie nicht zu Fuß in die Stadt zurückkehren müssen. Und wenn sie dort eintrafen, würde es trockene Kleidung und etwas zu essen geben.
Als sie auf dem Weg besseren Untergrund erreichten, gingen sie schneller weiter, und als sie nahe genug waren, um den Geruch nach feuchtem Pferdehaar und nassem Wald zu riechen, warf Jommy noch
einmal einen Blick auf Servan. Er hatte nicht vor herauszufinden, welche Art Bursche dieses junge Mitglied der Königsfamilie wirklich war, aber er war
entschlossen, dass die Dinge nicht zu dem vorigen
Zustand zurückkehren würden. Er sah, wie Godfrey
hinkte, und ohne ein Wort wurde er ein wenig langsamer, sodass er neben ihn gelangte, zog den Arm
des Jungen über die Schulter und half ihm, das Gewicht von dem verletzten Fußknöchel zu nehmen.
Valko stand schweigend mit den übrigen neun überlebenden jungen Kriegern da, als Hirea und ein anderer Mann den jungen Leuten das Zeichen gaben, sich
aufzustellen. Als alle an Ort und Stelle waren, sagte
Hirea: »Eurem Reich, eurer Kriegergruppe und dem
Namen eures Vaters Ruhm und Ehre zu bringen, bedeutet mehr, als einfach ein gedankenloser Mörder zu
sein, Gutes Töten ist eine Kunst, und nichts erfreut
einen Mann mehr, als zu sehen, wie ein Krieger einen
Schwächling nach allen Regeln dieser Kunst tötet.
Nichts – mit Ausnahme der Kunst der Vereinigung.«
Ein paar junge Leute lachten.
Hirea sagte: »Ich spreche nicht davon, sich mit irgendeiner Frau hinzulegen, ihr dummen Tavaks!«
Das Feldtier, nach dem er sie benannte, war ebenso
sexuell aktiv wie unglaublich dumm.
Nun wirkten einige Krieger verwirrt. Ein paar hatten sich Frauen genommen, als sie noch im Versteck
waren. Es war eins der Zeichen dafür, dass ein junger
Mann der Zeit seiner Prüfung näher kam. Als der
Wettbewerb unter den Jungen im Versteck zu heftig
wurde, begannen ihre Mütter, sie zurück zu ihren Vätern zu schicken.
Hirea lachte. »Gibt es jemanden unter euch, dessen Mutter mit ihm zu der Burg des Vaters, seiner
Festung oder seinem Landsitz zurückgekehrt ist?«
Zwei junge Krieger hoben die Hände.
Er zeigte auf die beiden. »Sie haben Glück. Sie
verfügen sowohl über kluge Mütter als auch über
starke Väter. Ihre Mütter waren unvergesslich. Ihre
Väter wollten, dass sie zurückkehrten, vielleicht, um
einen weiteren Sohn zu zeugen. Andere von euch
mussten ihre Väter hingegen daran erinnern, wer ihre
Mütter waren.« Er schüttelte den Kopf und senkte
den Blick. »Es liegt im Wesen der Dasati, dass es
selten zu idealen Paarungen kommt, aber sie sind
wünschenswert, nicht nur wegen der Chance auf
überlegene Kinder, sondern weil eine ideale Paarung
das Leben eines Mannes erträglicher und
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