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Feist Raymond E. - Krondor Saga 01

Feist Raymond E. - Krondor Saga 01

Titel: Feist Raymond E. - Krondor Saga 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Verschworung der Magier
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fühlte. Der Ritt, der Mangel an Nahrung
und Schlaf, die Droge – das alles machte es ihm
sehr schwer, gegen den Wunsch anzukämpfen,
sich einfach auf den eiskalten Stein zu legen und
sich auszuruhen.
Nur langsam verstrich die Zeit; ein Meer an
Gedanken, die kurz auftauchten und wieder verschwunden waren, ehe er sich an sie erinnern
konnte. Möglicherweise döste er auch eine Weile.
Plötzlich schoss er in die Höhe; ein prickelndes
Gefühl strich über seine Haut. Magie! Er war wie
elektrisiert von der übersinnlichen Wahrnehmung
eines anderen Wesens, das irgendwo einen Zauber
wob. Er griff nach den Gitterstäben seiner Zelle,
und klickend sprang die Tür auf. »Gorath!«, flüsterte er rau.
Gorath blickte ihn an, und die Augen des
Moredhel weiteten sich vor Erstaunen, als er die geöffnete Zellentür sah. »Jemand benutzt Magie, um
uns zur Flucht zu verhelfen!« Owyn trat durch die
Tür; er achtete nicht weiter auf seine Verletzungen
und die Müdigkeit.
Gorath versuchte sich an seiner Zellentür und
fand sie ebenfalls unverriegelt vor. »Wer war das?«,
fragte er verwundert.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Owyn.
»Vielleicht dieselbe Person, die dir damals geholfen
hat, als du aus dem Norden nach Krondor geflohen bist?«
»Wir sollten lieber später darüber nachdenken«,
riet Gorath. »Jetzt müssen wir schleunigst aus
dieser Festung verschwinden, bevor man uns vermisst.«
Sie schlichen durch die Gänge des Kerkers. Als
sie auf einen großen Gang stießen, der nach oben
führte, fanden sie eine tote Wache; der Leichnam
war noch warm und das Blut noch nicht geronnen.
»Wer immer diesen Zauber gewirkt hat, muss es
von hier getan haben«, mutmaßte Owyn.
»Da.« Gorath deutete auf einen Tisch; darauf
lagen die Habseligkeiten, die man ihnen abgenommen hatte. Gorath griff nach seinem Schwert und
warf seinem Gefährten den Stab zu. »Ich nehme
nicht an, dass sie mir mein Gold gelassen haben«,
meinte Owyn.
»Wohl kaum.«
Owyn kniete sich hin und untersuchte den toten
Wächter. Er kam mit einem kleinen Beutel zurück.
»Nun, dann wird das hier reichen müssen.«
Sie wandten sich den Stufen zu. »Weißt du, welcher Weg nach draußen führt?«
»Es gibt mehrere«, erwiderte Gorath. »Diese
Stadt wurde mit dem Ziel errichtet, Zehntausende
von meinem Volk unterzubringen. Es würde mich
erstaunen, wenn Delekhan mehr als ein paar
hundert Leute vor der Burg versammelt hat.
Abgesehen davon kennen sich viele der Stämme
gar nicht, und es halten sich auch viele abtrünnige
Menschen hier auf. Wenn wir also erst einmal aus
dieser Burg heraus sind, könnten wir es mit ein
bisschen Schlauheit durchaus nach draußen schaffen.« Er ging die Treppe hoch. »Das funktioniert
aber nur, wenn wir uns längst nicht mehr in der
Burg aufhalten, wenn sie uns vermissen.«
Gorath führte Owyn eine Steintreppe empor,
dann durch eine Halle und einen dunklen Gang
entlang. Sie rechneten jeden Augenblick damit,
aufgeregte Stimmen hinter sich zu hören, aber alles blieb still.
Dann waren sie plötzlich oben und fanden sich
in einem Hof wieder, der vollkommen verlassen
war. Gorath winkte seinem Gefährten auffordernd
zu, und Owyn beeilte sich, ihm zu folgen. Trotz
seiner Verletzungen und der immer noch wirkenden Droge verspürte er in seinem Innern eine wilde Mischung aus Hoffnung und Furcht.
Sie verkrochen sich gerade in einem Hain aus
Büschen, als es plötzlich zu schneien begann. »Wird
es eigentlich jemals Frühling in diesem Land?«
»Ja«, sagte Gorath zögernd. »Sehr spät und
auch nur wenige Tage. Aber ja doch, wir haben
Frühling.«
»Ich habe Yabon schon für kalt gehalten«, meinte Owyn.
»Wie ist es in deiner Heimat?«, wollte Gorath
wissen.
»Timons? Warm, jedenfalls die meiste Zeit über.«
Owyn starrte in die Ferne. »Wir haben ein bisschen
Regen, und manchmal gibt es auch kräftige Stürme
von der See her, aber im Sommer ist es sehr heiß.
Meine Mutter kümmert sich um den Garten, während mein Vater Pferde züchtet. Erst jetzt wird mir
klar, wie sehr ich das alles vermisse.«
»Warum bist du weggegangen?«
Owyn zuckte mit den Achseln. »Es war wohl
jugendliche Dummheit. Mein Vater hatte einen
Diener, einen Magier aus dem Norden, der eine
Zeit lang bei uns lebte. Patrus, so hieß er, hat mir
meine ersten Lektionen beigebracht. Dann bin
ich nach Stardock gegangen. Nach einer Weile
habe ich begriffen, dass Patrus als Magier nicht so
mächtig war wie die anderen auf

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