Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
zu erwähnen, die den jeweiligen Aspekten zusätzliches Gewicht verliehen.
Als Arutha zum Ende seiner Ausführungen kam, betrat Vater Belson den Raum.
»Hoheit«, sagte der Priester des Tempels von Prandur, »ich habe beinahe jede Kunst angewandt, die mir zur Verfügung steht, und so weit ich erkennen kann, ist an diesem Siegel nichts Geheimnisvolles. Es scheint mir ein einfaches Wachssiegel zu sein, das nur anzeigen soll, ob die Kiste geöffnet worden ist oder nicht.«
Arutha bat ihn mit einer Geste, auf einem der noch leeren Stühle Platz zu nehmen. »Wir werden sie nach dieser Beratung untersuchen.« Er wandte sich an die Übrigen. »Ich will, dass die Wachen beim Herzog und seiner Familie verdoppelt werden, bis sie abreisen.«
Hauptmann Issac blickte unbehaglich drein.
»Hoheit, der Herzog erholt sich noch von seinen Verletzungen und beklagt sich schon jetzt über die Soldaten, die ihn bewachen. Er er hat die Bekanntschaft mehrerer Damen gemacht, die
die ihn besuchen.«
Aruthas Gesichtsausdruck zeigte eine Mischung aus Gereiztheit und Erheiterung. »Nun, Hauptmann, da kann ich Euch nur den Rat geben, den Herzog daran zu erinnern, dass seine Frau sicherlich wünschen würde, dass er beschützt wird.
Möglicherweise in Hörweite dieser Damen, von denen Ihr gesprochen habt.«
James grinste, und William musste sich regelrecht anstrengen, eine ernste Miene beizubehalten. Amos lachte jedoch laut und schlug mit der Hand auf den Tisch. Er machte Anstalten, etwas zu sagen, doch Arutha schnitt ihm das Wort ab.
»Sag mir jetzt bloß nicht, ich würde ihm den Spaß am Leben verderben, Amos.«
Amos’ Lachen wurde noch lauter.
Arutha wandte sich an Hauptmann Guruth und Sheriff Means. »Wir haben das Hauptquartier der Nachtgreifer zerstört, aber wir haben sicher nicht alle vernichtet.«
Amos nickte. »Sie sind wie verfluchte Kakerlaken.
Macht man Licht, verstecken sie sich in den Schatten. Die meiste Zeit sieht man sie gar nicht, aber sie sind trotzdem da.«
James grinste noch immer, während Arutha sein Missfallen über diese Unterbrechung zeigte. »Wie ich schon gesagt habe, ist es uns nicht gelungen, sie alle zu vernichten. Falls einige die Stadt erreicht haben und bereits Spione hier sind, könnten sie den Herzog erneut angreifen, um ihren Auftrag doch noch auszuführen.«
Die Tür öffnete sich, und ein Soldat ließ einen Schreiber herein. Der Mann verneigte sich.
»Hoheit, ich habe das Schriftstück gelesen, das Ihr für das wichtigste gehalten habt.« Er war ein kleiner Mann und trug eine schlichte, blaue Tunika mit grauen Beinkleidern sowie schwarze Stiefel.
Das Auffallendste an ihm war die Neigung zum Schielen.
»Was könnt Ihr uns sagen?«, fragte Arutha.
»Admiral Trask hat Euch gegenüber erwähnt, dass der Schreiber möglicherweise ein Halbgebildeter war«, sagte der Mann. »So mag es dem ungeübten Auge auch erscheinen, doch ich halte das Ganze eher für einen sehr raffinierten Code.«
»Einen Code?«
»Ich meine keine Verschlüsselung, wie sie etwa die Queganer benutzen – die sich noch dazu eher ungeschickt anstellen –, sondern ein System aus vereinbarten Wendungen, die meiner Meinung nach als Ersatz dienen. Die Namen des Herzogs und seiner Familie sind recht einfach zu erkennen, aber andere Informationen sind raffiniert hinter Wendungen versteckt, die vordergründig harmlos scheinen.
Ich möchte Euch ein Beispiel geben: ›Unser Herr weist alle an, bei der Flut der grünen Erfüllung an Ort und Stelle zu sein.‹ ›Flut der grünen Erfüllung‹
ist offensichtlich ein bestimmter Zeitpunkt, auf den sich der Schreiber und diejenigen, an die diese Botschaft gerichtet ist, vorher geeinigt haben.
Oder das hier: ›Das Geschenk soll den Genannten erreichen, bevor er das Fest der Krähen verlässt.‹ «
»Gibt es eine Möglichkeit, das in sinnvolle Sätze zu verwandeln?«, fragte Arutha.
»Es wäre einfach, wenn Ihr einen Gefangenen hättet, der den Schlüssel dazu kennt, und wenn Ihr ihn dazu bringen könntet, ihn Euch zu übergeben.
Aber es ist sinnlos, erraten zu wollen, was diese willkürlichen Sätze bedeuten.«
»Lest bitte noch ein bisschen mehr vor«, bat James.
»Nun « , begann der Schreiber, »›die Nachricht muss den Meister in der kältesten Winternacht erreichen.‹ «
James nickte. »Ich bezweifle, dass es hilfreich ist, aber es gab mal eine keshianische Bande, die Sklaven aus Durbin rausgeschafft hat. Sie haben sich die Sorgenvollen Brüder genannt oder so
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