Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
mitteilen, dass er in seinem Büro auf Euch wartet.«
James eilte zu Aruthas Büro, klopfte an und trat ein, sobald er dazu aufgefordert wurde. Gleich neben der Tür stand ein nervös dreinblickender junger Mann in der Uniform eines Wachtmeisters, während Arutha hinter seinem Tisch saß.
»Dieser junge Mann hat nach dir gefragt«, sagte Arutha und deutete mit einem Kopfnicken auf den Wachtmeister. »Weil du unauffindbar warst, hat Gardan ihn zu mir geschickt. Der Wachtmeister sagt, du hättest ihn wegen einer wichtigen Sache treffen wollen. Er war allerdings etwas besorgt, weil du entgegen deiner Abmachung nicht hier warst.«
James lächelte. »Die Sorge war nicht ganz unbegründet, denn ich bin gegen meinen Willen festgehalten worden.«
Aruthas Miene verriet nicht die geringste Regung, aber in seiner Stimme klang ein Hauch Erheiterung. »Es scheint jedoch, als hättest du mir die Mühe erspart, Wachen auszuschicken, um dich retten zu lassen.«
»Die, die mich gefangen genommen haben, und ich sind zu einer Einigung gekommen.«
Arutha bedeutete ihm, sich zu setzen. Zuvor blickte James den jungen Mann an. »Ihr seid Jonathan Means?«
»Jawohl, Junker«, antwortete der Wachtmeister.
Er musste etwa im gleichen Alter wie William sein, doch es war bereits eine spürbare Kraft um ihn, aber James war sicher, dass Jonathan Means sich in einer Schlägerei nur zu gut behaupten konnte.
»Ich höre mir die Geschichte deiner Rettung später an«, erklärte Arutha. »Jetzt will ich wissen, was in meiner Stadt vor sich geht.«
»Nichts Gutes«, erwiderte James. »Wie wir ja wissen und wie Jonathan und die anderen Wachtmeister zweifellos bestätigen können, gibt es seit kurzem eine Reihe von Morden, die scheinbar keinen Sinn machen. Aber wie Ihr schon bemerkt habt, müssen diese Morde nicht wirklich zufällig sein, sondern es könnte ihnen durchaus ein Muster zugrunde liegen, das wir nur noch nicht sehen.«
»Du hast aber bereits eine Idee?«, fragte Arutha.
James nickte. »Es hat mit dem Kriecher zu tun.
Er scheint die Spötter beseitigen zu wollen, und nach dem, was ich gesehen und gehört habe, ist ihm das möglicherweise auch gelungen.«
Arutha dachte laut nach. »Heißt das, die eine Bande von Schlägern und Taschendieben sticht die andere aus? Das würde bedeuten, dass die Bürger von Krondor weiterhin beraubt und schikaniert werden.«
»Abgesehen davon, dass mich mit einigen der Spötter noch eine Bekanntschaft oder sogar Freundschaft verbindet, gibt es einen wichtigen Unterschied. Die Spötter sind Diebe. Sicher gibt es verschiedene Arten von Dieben – angefangen von denen, die es schaffen, jemandem unbemerkt die Börse aus dem Gürtel zu stehlen, bis zu denen, die ihren betrunken nach Hause wankenden Opfern eins über den Kopf ziehen. Es sind Bettler, Straßenjungen, Huren und all jene, die – wie auch ich früher einmal – gut darin sind, in Häuser einzudringen und alle möglichen wertvollen Gegenstände zu entwenden, ohne jemanden aufzuwecken. Aber diese Diebe sind keine Mörder.«
»Da habe ich aber anderes gehört«, sagte Arutha.
»Oh, es kann natürlich passieren, dass einer der Schläger etwas zu hart zuschlägt, oder er wird gestört, weil jemand aufwacht, und dann kommt es zu einem Kampf, bei dem jemand getötet wird.
Aber es ist niemals das eigentliche Ziel zu töten.
Der Aufrechte hatte eine sehr klare Meinung, was das betrifft, und Morde hätten viel zu viel Aufmerksamkeit auf die Spötter gezogen, als ihm jemals lieb gewesen wäre.«
Arutha dachte an die lang zurückliegende Begegnung mit dem Mann, den er für den Aufrechten hielt. Sein Instinkt sagte ihm, dass James Recht hatte. »Was ist mit diesem Kriecher und seinen Männern?«
James dachte einen Augenblick nach und wandte sich dann an Jonathan. »Hat der Sheriff Euch gesagt, weshalb Ihr zum Palast kommen solltet?«
»Nein, er hat nur gesagt, dass ein Wachtmeister zum Palast kommen solle und dass ich derjenige sein würde.«
»Ich habe ihn um jemanden gebeten, der die Fähigkeit besitzt, Informationen aus Leuten herauszuholen, ohne dass man ihre Füße übers Feuer halten muss.«
Der junge Mann lächelte. »Ich habe ein oder zwei Verbindungsmänner, die mir trauen.«
James betrachtete Jonathan eine Weile und schien dann zu einer Entscheidung zu kommen.
»Ich brauche Hilfe, Hoheit. Ich habe mit Jonathans Vater und Hauptmann Guruth eine Einigung erreicht, derzufolge sie ihre Streitigkeiten darüber, wer wann und wo
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