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Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02

Titel: Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Labyrinth der Schatten
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antwortete der Sergeant.
    »Ich lege mich jetzt hin. Weckt mich zur letzten Wache.«
    »Ihr wollt eine Wache übernehmen, Leutnant?«, fragte Matthews in gelassenem Tonfall.
    William wusste, dass viele Offiziere die Wachen ihren Sergeanten überließen. »Ich halte es nur für sinnvoll, wenn meine Sergeanten während eines Marsches ebenfalls ein paar Stunden Schlaf bekommen«, antwortete er, als wäre dies nicht sein erster Einsatz als Befehlshaber. »Legt Euch nach der zweiten Wache hin und sorgt dafür, dass der ranghöchste Wachmann mich weckt.«
    »Leutnant«, sagte Matthews, als William zu der Stelle ging, wo seine Schlafunterlage und die Decke ausgebreitet worden waren. Er wusste, dass der Sergeant seinen Befehl missachten und selbst dafür sorgen würde, dass jeder Wachwechsel reibungslos vonstatten ging. Dennoch würde die Geste genauso anerkannt werden wie die Verteilung von Früchten und Bier an die müden Soldaten.
    Als William sich hinlegte, war er einen Augenblick dankbar, von McWirth ausgebildet worden zu sein. Er hatte schon so oft auf einer dünnen, wattierten Matratze auf dem Boden gelegen und lediglich eine schwere Wolldecke zum Zudecken gehabt, dass er eingeschlafen war, kaum dass er richtig lag.
     
    William öffnete die Augen und war schlagartig wach; er hatte sich schon zur Hälfte erhoben, ehe er begriff, was ihn geweckt hatte. Es war kein Geräusch gewesen, auch kein Warnschrei, sondern eher ein Gefühl. Dann wusste er, was es war. Die Pferde waren so beunruhigt, dass er sie in seinem Kopf hören konnte, als hätten sie laut gerufen. Er wusste, dass sie jeden Augenblick wiehern würden.
    Er eilte dorthin, wo die Pferde angepflockt worden waren. Sie standen ruhig da, mit hoch erhobenen Köpfen, zuckenden Ohren und aufgestellten Nüstern, als würden sie die Luft prüfen.
    William hatte es nie gemocht, mit Pferden zu sprechen. Ihre Gedanken waren seltsam, irgendwie verdreht.
    Was ist los?, fragte William jetzt in Gedanken das nächst stehende Pferd.
    Jäger!, kam die Antwort, zusammen mit einem Bild von etwas, das sich lautlos durch den nahen Wald bewegte. Ich rieche Jäger!
    William blickte in die Richtung, aus der der Wind kam und aus der folglich auch ein Geruch zu erwarten war. Menschen?, fragte er.
    Die Antwort war verwirrend. Einige der Pferde schienen dem zuzustimmen, während andere ihm die Eindrücke einer katzenähnlichen Gestalt schickten.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Leutnant?«, fragte Matthews, der neben William getreten war.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Leutnant leise. »Irgendetwas hat die Pferde nervös gemacht.«
    »Vielleicht ein Rudel Wölfe?«
    William zog es vor, seine ungewöhnliche Fähigkeit nicht zu erwähnen, und so nickte er nur.
    »Könnte sein, aber was es auch ist, es ist nahe genug, dass die Pferde – «
    Bevor er den Gedanken zu Ende bringen konnte, begannen die Pferde zu wiehern und versuchten, sich von ihren Pflöcken loszureißen.
    »Alarm! Schützt das Lager!«, rief Matthews.
    William hatte sein Schwert bereits gezogen, als etwas Großes und Dunkles dicht über dem Boden an ihnen vorbeizufliegen schien. Es war längst an ihm vorbei, als er begriff, dass es kein Vogel gewesen war, sondern eine flinke, vierbeinige Kreatur. Sie schoss auf die Dunkelheit unter den Bäumen am Rand des Lagers zu, erschien kurz als Silhouette vor dem Lagerfeuer und verschwand in der Nacht.
    »Verflucht!«, sagte Matthews. »Es ist ein schwarzer Leopard!«
    Die Männer tasteten nach ihren Waffen, und jetzt kamen auch der Herzog von Olasko und sein Sohn mit blankgezogenen Waffen aus ihren Zelten.
    Als William zu ihnen trat, hatten die beiden bereits von der großen Katze gehört.
    »Ein ziemlich kühnes Kätzchen, was?«, meinte der Herzog mit einem Grinsen. »Nett von ihm, uns wissen zu lassen, dass es sich hier in den Wäldern herumtreibt.« Er blickte sich um. »Wie spät ist es?«
     
    William blickte den Sergeant an. »Drei Stunden bis Sonnenaufgang, Euer Gnaden«, antwortete Matthews.
    »Gut«, sagte der Herzog. »Dann sollten wir jetzt etwas essen, damit wir gleich bei Sonnenaufgang diese große Katze verfolgen können.«
    »Ja, Euer Gnaden«, erwiderte William.
    Der Herzog kehrte in sein Zelt zurück, und William wies den Sergeanten an, alles für ein zeitiges Frühstück in die Wege zu leiten. Er zweifelte nicht daran, dass sie sich in dem Augenblick, da die Sonne über die östlichen Gipfel stieg, bereits eine Stunde auf der Spur der Katze befinden

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