Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
würden.
Während überall im Lager die Vorbereitungen für den bevorstehenden Tag im Gange waren, musterte William den Waldrand und versuchte, in der Düsternis etwas zu erkennen. Und während die Geschäftigkeit im Lager immer mehr zunahm, konnte er das Gefühl nicht abschütteln, als beobachte der Leopard sie ganz aus der Nähe.
Der Herzog kehrte ein paar Minuten später wieder zu William zurück und rieb sich erwartungsvoll die Hände. »Lasst uns essen, damit wir uns auf den bevorstehenden Tag vorbereiten können, Leutnant.«
»Ja, Euer Gnaden«, sagte William und riss sich von dem Anblick des düsteren Waldes los.
Sie schritten gemeinsam zum Zelt des Herzogs.
»Es ist doch verflucht entgegenkommend von dieser Bestie, uns wissen zu lassen, dass sie hier ist.
Als wollte sie uns regelrecht auffordern, ihr zu folgen.«
William schwieg, aber in Gedanken stimmte er dem Herzog zu – eine Vorstellung, die ihm ganz und gar nicht behagte.
Nebelschwaden wallten zwischen den Bäumen, als der Herzog, sein Neffe, sein Sohn und seine Tochter leise durch den Wald schlichen. In gebührendem Abstand folgten die Träger mit der Jagdausrüstung sowie William und eine Gruppe von sechs Soldaten. William war beeindruckt von den Edlen von Olaska; ihre Fähigkeiten bei der Jagd waren nicht zu übersehen. Sie bewegten sich so lautlos, dass im Vergleich dazu die erfahrenen Soldaten richtig lärmend und ungeübt erschienen.
Ein Spurensucher aus Krondor führte sie an, deutete auf Spuren des Leoparden. William versuchte, mit Hilfe seiner geistigen Fähigkeiten einen Hinweis darauf zu erhalten, wo sich die Katze befinden mochte, allerdings ohne Erfolg. Aber er spürte die kleinen Tiere in der Nähe, die roten und gestreiften Eichhörnchen in ihren Verstecken, erhaschte sogar ein oder zwei Gedanken dieser neugierigen Nagetiere. Große Jäger!, schienen sie zu sagen. Gefahr!
Die Stille war beunruhigend. All die nahen und fernen Geräusche der verschiedenen Tiere, die gewöhnlich zu hören waren, fehlten. Das Einzige, was sie hörten, waren die Bewegungen der anderen Männer oder ein gelegentliches Plop!, wann immer Feuchtigkeit, die sich auf den Blättern gesammelt hatte, zu Boden fiel.
Mit jedem Schritt wuchs Williams Erwartung.
Nach weiteren zwanzig Metern wandte er sich zu den Männern hinter sich um. »Ich gehe zum Herzog. Ihr bleibt hinter den Trägern.«
»Leutnant«, flüsterte der Soldat.
William wurde schneller; er hatte die Träger rasch überholt und bemerkte, dass sie unsicher dreinblickten. Er hielt sich hinter der Prinzessin, die ein paar Schritte hinter ihrem Bruder ging.
In der nebligen Düsternis konnte William den Herzog lediglich als vage Gestalt erkennen, dem im Abstand von etwa einem Dutzend Schritten Prinz Vladic folgte und im gleichen Abstand dahinter Kazamir. William sah, dass die Düsternis sogar noch zunahm, und in seinem Innern erklangen sämtliche Alarmglocken. Der Fährtensucher neben dem Herzog blickte sich verwirrt um, als hätte er die Spur des Tiers verloren.
Als der Herzog die Hand hob, um anhalten zu lassen, rückte William mit gezogenem Schwert weiter zu ihm auf. Der Herzog hatte seinen Bogen bereits gespannt und blinzelte in die Düsternis, als versuche er, sie allein durch seine Willenskraft zu durchdringen und etwas zu erkennen. Eine Bewegung über dem Kopf des Herzogs warnte William. »Es ist eine Falle! Über Euch!«, rief er.
Ohne eine Sekunde zu zögern, sprang der Herzog zur Seite, während im gleichen Augenblick von einem dicken, kräftigen Ast knapp über ihm eine große, dunkle Gestalt herabsprang. Prinz Vladic schoss einen Pfeil auf die Stelle ab, wo die große Katze noch einen Augenblick zuvor gewesen war. Der Leopard prallte auf dem Boden auf und wirbelte herum, fuhr seine riesige Tatze aus und streifte die Schulter des Herzogs, als dieser sich zur Seite warf.
Die Katze setzte gerade zum Sprung an, als William Kazamir erreichte. Der Sohn des Herzogs schoss einen Pfeil ab, der nur um Haaresbreite den Rücken seines Cousins verfehlte, bevor er die Katze in die Pfote traf.
William stürzte vor, um den Herzog zu schützen, als der Leopard einen Satz auf ihn zu machte.
Die Klinge zerriss die Luft, und William spürte, wie sie die Seite des Tiers aufschlitzte. Das Tier schrie auf, und statt den Herzog weiter anzugreifen, verschwand es, verfolgt von einem Pfeilhagel, zwischen den Bäumen.
William beugte sich über den Herzog und reichte ihm die Hand, wurde jedoch unsanft
Weitere Kostenlose Bücher