Feist, Raymond E. - Krondor Saga 02
postiert hatte.
William steckte den Kopf aus der Tür, die zum Hof bei den Ställen führte, und sah, dass sich der Himmel im Osten bereits grau färbte. Er hörte Pferde im Stall wiehern und schätzte sich glücklich, dass er keine Männer dort gelassen hatte.
Zwei oder drei Soldaten weniger in der Schenke, und sie hätten vermutlich nicht überlebt.
William kehrte zum Gastraum zurück und blickte sich um. »Jemand fehlt«, sagte er zu Matthews.
»Wo ist Sidi?«
»Während des Kampfes verschwunden«, erklärte einer der Soldaten. »Er hat sich einem der Angreifer mit seinem Dolch entgegengestellt, und als ich den Mann umgebracht hatte, ist er einfach davongelaufen.«
William nickte. »Das ist unter diesen Umständen nachvollziehbar. Vielleicht kommt er ja wieder zurück.« Er bezweifelte das allerdings. Nach allem, was Sidi gesagt hatte, bewegte er sich mit seinen Geschäften am Rande der Ungesetzlichkeit, und angesichts der vielen Toten war eine offizielle Untersuchung der Ereignisse zu erwarten – was ihm kaum willkommen sein konnte. William blickte Matthews an. »Wie sieht es aus?«
»Außer Euch und mir sind noch fünf Männer am Leben, Leutnant.«
»Die Sonne geht auf. Ich denke, wir haben nichts mehr zu befürchten, bis die Verstärkung eintrifft.«
»Ich kümmere mich um die Männer, Leutnant.
Ihr könntet etwas Schlaf vertragen.«
William nickte und erhob sich. »Das könnten wir alle.« Er begann, die Leichen aus der Schenke zu ziehen. »Sergeant, ich möchte, dass diese Assassinen durchsucht werden.« Er war sich allerdings ziemlich sicher, dass sie nichts als Schwerter und Dolche finden würden, jedenfalls keinerlei persönliche Gegenstände, Edelsteine oder andere Dinge, die etwas über ihre Identität hätten aussagen können.
Während sich Matthews um die Männer kümmerte, ging William zu dem ersten Angreifer nach draußen. Er kniete neben dem Leichnam nieder und nahm ihm die Kopfbedeckung ab. Dann öffnete er ihm den Mund und stellte fest, dass dem Mann die Zunge herausgeschnitten worden war.
William hockte sich auf die Fersen. Er schüttelte den Kopf und blickte gen Süden. »Was hätten keshianische Attentäter davon, einen Prinzen von Olasko zu töten?«, sagte er leise zu sich selbst.
Neun
Entscheidungen
Arutha runzelte die Stirn.
Er stand neben dem Bett des Herzogs von Olasko und sah zu, wie ein Priester des Ordens von Prandur den Herzog untersuchte.
Der Priester war erst seit kurzer Zeit an Aruthas Hof; er war von seinem Orden ausgewählt worden, dem Prinzen ein Jahr lang als Berater in geistigen Dingen zu dienen. Es war eine Position, die abwechselnd von den wichtigsten Tempeln der Stadt besetzt wurde, wenngleich einige sich entschieden, auf dieses Privileg zu verzichten. In diesem Jahr war Vater Belson vom Tempel Prandurs an der Reihe.
Der schlanke, schwarzbärtige Geistliche erhob sich, und seine scharlachroten Gewänder schimmerten leicht im Fackellicht. Er wandte sich an den Prinzen. »Da ist eine Entzündung und noch etwas anderes, etwas Magisches, das die Wunde davon abhält, richtig zu heilen.« Er blickte William an. »Das Pulver, das dieser Mann darauf gestreut hat, ist grün gewesen, habt Ihr gesagt?«
»Ja, Vater Belson«, erwiderte William.
Der Leutnant war erst eine Stunde zuvor im Palast angekommen, und er war müde und schmutzig. Als Hauptmann Treggar bei Morgengrauen mit seiner Truppe an der Schenke eingetroffen war, hatte der mitgereiste Heiler den Herzog untersucht, doch er hatte feststellen müssen, dass seine Fähigkeiten nicht ausreichten, um dem Verwundeten so zu helfen, dass sich sein Zustand wirklich besserte. Daher hatte er Hauptmann Treggar gedrängt, ihn so rasch wie möglich nach Krondor zurückzubringen. Der Hauptmann hatte daraufhin einen Wagen, der sich hinter der Schenke befunden hatte, zur Rückkehr vorbereiten lassen, während William ihm Bericht erstattete. Seither hatte Treggar mit William nicht mehr gesprochen, abgesehen von den Befehlen, die er bezüglich der Rückkehr nach Krondor gegeben hatte.
William wartete schweigend, während der Priester den Herzog erneut untersuchte. »Ich könnte eine bestimmte Magie anwenden, die die Verunreinigung der Wunde herausbrennen wird«, sagte er zu Kazamir, der ebenfalls neben dem Bett stand. »Aber wie fast alle Magie, die von meinem Tempel angewandt wird, ist sie alles andere als angenehm.«
»Wird sie funktionieren?«, fragte der junge Prinz, der offensichtlich bemüht war, seine
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