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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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Eigentum , den Will, wie Percy behauptete, einfach nicht kapieren wollte.
    Henry nahm seinen letzten Stein vom Brett. »Gewonnen!«, verkündete er triumphierend.
    Felicity runzelte die Stirn. Ihre Gedanken waren wieder einmal bei ihrem Lieblingsthema. »Wieso, meinst du, ist die Gentry ausgerechnet in Wellow entstanden?«, fragte sie.
    Henry verzog das Gesicht. Felicitys Leidenschaft für die Gentry und ihren Großvater grenzte an Besessenheit.
    »Na ja, es liegt weit abseits von allem. Für Schmuggler ist das ideal«, sagte er. »Sobald eine Regierung hohe Steuern und Zölle erhebt, finden sich immer Leute, die Waren illegal ins Land bringen.«
    »Heute habe ich in einem der Bücher aus der Bibliothek was über die Lieder der Gentry gefunden«, bemerkte Felicity, während sie die Steine wieder neu aufstellte. »Die sind ganz schön blutrünstig – hör dir das mal an.« Sie fischte ein Notizbuch aus ihrer Tasche und las vor:
    »Sie brach ihm die Rippen, knick-knack,
    sie schlitzte die Brust ihm auf, schnipp-schnapp,
    und riss das blutige Herz heraus.
    Der kommt nicht mehr heim, dein Schatz, dideldum,
    der kommt nicht mehr wieder.«
    Sie lachte. »Gruselig, nicht?«
    Henry, die Würfel in der Hand, verdrehte die Augen, aber er biss nicht an. »Das ist nur ein Lied«, sagte er. »Sie haben sich alle möglichen Schauergeschichten ausgedacht, um die Leute einzuschüchtern. Sie wollten Angst und Schrecken verbreiten, damit niemand ihre Geschäfte störte, und du fällst immer noch auf diese Masche rein.«
    Percy, der gerade seinen zappelnden Bruder in den Schwitzkasten genommen hatte, mischte sich ein: »Was du nur immer mit dieser blöden Gentry hast! Ist bloß gut, dass unser Vater dich nicht hört. Das war einfach eine Bande von miesen Gaunern, sonst nichts.«
    Felicity kicherte. Sie wusste, was Henry und sein Vater von der Gentry hielten, aber sie selbst war fasziniert davon: Männer, die sich auf dem Meer Verfolgungsjagden mit den Zöllnern lieferten, die in der Welt herumreisten und Handel trieben, die grausige Mythen in Umlauf brachten, um den Leuten Respekt einzuflößen … es war einfach fantastisch.
    Es war schon spät am Nachmittag, als Felicity heimkam. Sie schloss leise die Tür und fasste nach der sonderbaren Holzkugel in ihrer Tasche, um sich Mut zu machen: Seitdem die Großmutter da war, wusste sie nie, was sie zu Hause erwartete – allzu oft war es nichts Gutes. Normalerweise versuchte sie deswegen, unbemerkt in ihr Zimmer zu schleichen, wo sie einigermaßen sicher war.
    Poppy kam die Treppe herunter. »Ah, da bist du ja.« Ihre Augen leuchteten. »Es gibt eine Überraschung! Du wirst staunen.«
    Ein Funke Hoffnung leuchtete in Felicity auf. Vielleicht hatte die Großmutter beschlossen abzureisen?
    »Tja, kleine Felicity …« Auf dem Flur erschien die Gestalt der alten Frau, ein säuerliches Lächeln im Gesicht. »Es sieht ganz so aus, als gäbe es jemanden, der es gut mit dir meint.«
    Felicity hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte. Die Alte trat auf sie zu und tupfte ihr mit dem ausgestreckten Zeigefinger unters Kinn. Felicitys Mund klappte zu.
    »Komm, schau es dir an.« Poppy fasste ihre Schwester bei der Hand und zog sie mit sich die Treppe hinauf. Im oberen Stockwerk öffnete sie die Tür zu Felicitys Zimmer. »Da«, sagte sie. »Ist vorhin geliefert worden. Gigantisch, nicht?«
    Im Zimmer stand ein riesiger Koffer aus braunem Leder. Auf dem Adressaufkleber stand: »Miss Felicity Gallant. Persönlich.«
    »Was da wohl drin ist? Wir sterben alle fast vor Neugier.« Poppy war ganz zappelig. »Ein Glück, dass du jetzt da bist; viel länger hätten wir es nicht mehr ausgehalten. Ich glaube, Großmutter war drauf und dran, den Koffer einfach aufzumachen.« Sie kicherte.
    Felicity verzog das Gesicht. So wie sie die Großmutter kannte, kam Poppy mit ihrem Scherz der Wahrheit näher, als sie selber ahnte.
    »Jetzt mach ihn endlich auf«, drängte Poppy.
    Felicity ging zum Koffer hin und öffnete den Messingverschluss. Der Deckel klappte auf. Sie nahm einen Bogen Seidenpapier weg, der obendrauf lag. Die beiden Mädchen schnappten nach Luft: Im Koffer waren etliche Lagen Kleider, jeweils mit Seidenpapier voneinander getrennt, dazwischen Kartons und Schächtelchen, in denen sich offenbar weitere Sachen befanden.
    Zuoberst lag ein Paar Lackschuhe, glänzend schwarz und fein gearbeitet. Hinten an der Ferse war eine winzige Blume eingestickt. Felicity hob sie hoch und bewunderte sie. In einem

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