Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)
wenn das Gerät als Ganzes gekippt wurde.
Mr Twogood erstarrte. »Wo haben Sie das her?«, fragte er nach einer Weile.
»Aus einer Kiste, die auf dem Grund des Atlantischen Ozeans lag und die wir geborgen haben.«
Mr Twogoods Gesicht verfinsterte sich. »Wir?«
»Mein Kollege, der leider vor Kurzem verstorben ist, und ich«, erklärte Jasper.
»Sie haben es zufällig gefunden?«
»Nein, wir hatten danach gesucht: Ich wusste zwar nicht, ob es wirklich existiert oder nicht, aber immerhin war es sehr wohl möglich, so fantastisch der Gedanke auch erschien. So verfolgten wir verschiedene Spuren, die uns schließlich mit etwas Glück zum Fundort führten.«
»Ja, Glück muss der Mensch haben«, sagte Mr Twogood bitter. »Mir scheint«, fuhr er fort, »dass zwei Männer, die schlau genug waren, das Ding auf dem Meeresgrund zu finden, meine Hilfe wohl kaum nötig haben werden. Darum schlage ich vor, Sie gehen jetzt wieder – es sei denn, Sie hätten eine richterliche Verfügung, die mich zur Aussage zwingt.« Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
»Ich weiß, wie man damit umgeht«, sagte Jasper.
Mr Twogood drehte sich langsam wieder um. »Kein Mensch weiß das.«
»Es basiert auf dem Prinzip der Zentrifugalkraft.« Jasper spürte, dass er nun für einen kurzen Moment die Gelegenheit hatte, das Interesse des Mannes zu wecken. »Die beiden unvermischbaren Flüssigkeiten enthalten Feuer und Eis. Sie befinden sich in perfekter immergleicher Balance, was bedeutet, dass sie im Verhältnis zu ihrer Umgebung in Bewegung sind.« Er machte eine kurze Pause.
»Der menschliche Körper wirkt als Gegengewicht«, fuhr er dann fort. »Wenn man die Kugel mit dem ausgestreckten Arm möglichst weit von sich weghält, wird der Effekt schwächer. Aber je schneller man die Kugel schüttelt, desto heftiger werden die meteorologischen Turbulenzen, die man auslöst. Wahrscheinlich ist mein Kollege auf diese Weise zu Tode gekommen.«
Mr Twogood nickte. »Sie meinen, er hat die Kugel geschüttelt ?«
»Ich vermute es«, sagte Jasper.
»War danach noch was von ihm übrig?«
»Nicht mehr viel.«
»Und finden Sie, es hat sich gelohnt? Ein Menschenleben für dieses Wissen?«
Jasper biss sich auf die Lippen und schwieg.
»Ich nehme an, Sie waren ganz schön stolz, nachdem Sie das alles rausgekriegt hatten«, bemerkte Twogood. »Dieses Gefühl von Macht hat Ihnen bestimmt gefallen, nicht?«
»Na ja, es war schon aufregend«, gab Jasper zu. »Wenn man der erste Mensch seit Jahrzehnten ist, der eine Sturmmaschine besitzt. Etwas, von dem alle dachten, es wäre bloß ein Märchen. Das lässt einen nicht kalt.«
»Und warum erzählen Sie mir das alles?«
»Immerhin hat jemand aus Ihrer Familie das Ding erfunden. Dieses Exemplar ist offenbar das einzige, das es gibt. Wenn wir uns zusammentun, können wir noch weitere bauen«, sagte Jasper.
Mr Twogood haute wütend ein Stück Holz auf seine Werkbank. »Was?«, schrie er. »Sie wollen noch mehr davon?«
»Wieso nicht? Nach allem, was ich herausgefunden habe, sind Sie mindestens genauso begabt wie Ihr Vater, Mr Twogood. Sicher würde es Ihnen gelingen, das Gerät nachzubauen. Es ist so eine geniale Erfindung.« Jasper war ganz begeistert. »Man könnte es für alle möglichen Zwecke verwenden.«
»Sie ahnungsloser Trottel!«, rief Mr Twogood aufgebracht. »Merken Sie denn nicht, was Sie angerichtet haben?«
Jasper wich erschrocken einen Schritt zurück.
»Ich kann ja verstehen, dass Sie fasziniert waren, als Sie in der Bibliothek saßen und diese alten Geschichten lasen«, sagte Dan Twogood grimmig. »Aber jetzt tragen Sie das Ding da in Ihrem Kasten mit sich herum. Wie lange, glauben Sie, können Sie verhindern, dass irgendjemand Unheil damit anrichtet?«
»Ich bin Beamter«, sagte Jasper. »Ich habe Recht und Gesetz auf meiner Seite.«
»Recht und Gesetz!« Mr Twogood baute sich vor Jasper auf und schaute ihm in die Augen. »Es gibt Leute in Wellow – vom Rest der Welt ganz zu schweigen –, die dieses Instrument bedenkenlos für ihre selbstsüchtigen Zwecke benutzen würden, auch wenn es noch so viele Menschenleben kostet«, sagte er leise. »Ich hoffe, Sie können damit leben.«
Zwölftes Kapitel
F
elicity konnte es kaum erwarten, endlich ihre neuen Kleider in der Schule vorzuführen. Das ganze Wochenende lang musste sie an diese schimmernden Lackschuhe denken. Sie fühlte sich wie eine Prinzessin, als sie am Montagmorgen in dem Mantel mit Samtkragen durch den Park
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