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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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Zeitschriften mitgebracht, die deinen Großvater interessieren könnten.«
    »Offenbar verfolgt er uns jetzt auf Schritt und Tritt«, murmelte Henry. »Das kann ja heiter werden.«
    »Pssst«, zischte Felicity. Sie zog die Broschüre, die Usage ihr gegeben hatte, aus der Tasche. »Hier, das Autogramm von meinem Großvater«, sagte sie.
    Der Lehrer nahm das Heftchen. Seine blassgrauen Augen glitzerten. »Das ist sehr aufmerksam«, sagte er leise. »Es passiert nicht oft, dass unsereins so viel Güte und Freundlichkeit erfährt.«
    Felicity empfand plötzlich Mitgefühl mit diesem sonderbaren Kauz.
    »Wir würden ja liebend gern noch länger mit Ihnen plaudern«, sagte Henry, »aber wir haben jetzt Mathe, und wir müssen uns sputen, damit wir noch einen Platz in der ersten Reihe kriegen. Martha kann sich nicht richtig konzentrieren, wenn sie weiter hinten sitzen muss.«
    Felicity warf Henry einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Ja, es ist höchste Zeit«, sagte Martha.
    Felicity gab es auf. Sie nahm Povl Usage die Zeitschriften ab. »Mein Großvater wird sich freuen«, versicherte sie.
     
    Sie schafften es, eine weitere Begegnung mit Povl Usage an diesem Schultag zu vermeiden. Am Mittag sah Felicity ihn einmal kurz in der Mensa suchend über die Menge blicken, doch bevor er sie entdecken konnte, hatten Henry und Martha sie schon weggezerrt und in Deckung gebracht. Sie hatte ein schlechtes Gewissen deswegen, aber, na ja, der Mann war schließlich erwachsen. Und sie hatte auch noch andere Sorgen.
    »Und jetzt?«, fragte Henry, als die Schule aus war. »Lasst mich raten. Die Bibliothek, stimmt’s?« Es war bitterkalt. Sie hielten ihre Jacken vorn am Kragen zusammen und senkten die Köpfe, während sie durch den eisigen Wind bergab gingen.
    Felicity blickte auf und blieb überrascht stehen. Normalerweise war das Meer smaragdgrün, aber heute war es so bleich wie in der vergangenen Nacht, als sie es vom Dachfenster aus gesehen hatte. »Das Meer ist weiß«, sagte sie.
    »Das wird an der Strömung liegen«, meinte Martha. »Die wühlt den Schlamm auf dem Grund auf.«
    Felicity schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, das ist der weiße Sand; das ganze Meer ist voll davon.« Sie blickte auf den Weg.
    »Fragen wir Miss Cameron, was sie davon hält.« Martha stand schon an der Tür der Bibliothek und stieß sie auf.
    Aber die Bibliothekarin saß nicht an ihrem Platz hinter der Theke im Eingangsbereich.
    Auch in dem großen Hauptsaal war sie nirgends zu sehen. Die Kinder gingen ins Lesezimmer, in das sie sich früher immer zurückgezogen hatten, wenn sie ungestört sein wollten. Beim Anblick der mit fadenscheinigem Stoff überzogenen Sessel und des abgewetzten Teppichs, der vor dem Kamin auf dem dunklen Parkettboden lag, lächelte Felicity unwillkürlich. Irgendwie gab ihr dieser Raum immer das Gefühl, hier könne nichts Böses geschehen.
    Die unteren Scheiben des hohen Fensters waren aus Milchglas. Felicity stieg aufs Fensterbrett, um hinauszuschauen. Das Meer sah immer noch weiß aus. Beim Heruntersteigen hielt sie sich an einer Leiste der hölzernen Wandverkleidung fest.
    Klick.
    »Was war das?«, fragte Henry.
    »Was?« Felicity sah ihn verständnislos an.
    »Hast du das nicht gehört? Es war so ein komisches metallisches Klicken.« Er musterte die Vertäfelung von oben bis unten, betastete sie, drückte an verschiedenen Stellen auf das Holz und lauschte gespannt.
    Felicity schaute ihm verwirrt zu.
    Henry zog den schweren, bodenlangen Vorhang etwas zur Seite und blickte auf die Wandverkleidung. »Perfekt gemacht«, sagte er. »Praktisch nicht zu sehen, wenn man’s nicht weiß.« Er fischte ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche, klappte einen sehr dünnen, spitzigen Dorn aus und setzte ihn neben einer Zierleiste an.
    »Du kannst doch nicht das schöne Holz zerkratzen, spinnst du?«, sagte Martha schockiert. Aber zu ihrer Verblüffung verschwand der Dorn im Holz, ohne dass Henry Gewalt anwenden musste.
    Henry grinste triumphierend, dann wackelte er ein bisschen mit dem Werkzeug hin und her. Wieder klickte es und dieses Mal sprang wie durch ein Wunder ein Ausschnitt der Wandvertäfelung auf. Martha fiel die Kinnlade hinunter.
    »Die Twogoods haben unzählige Geheimtüren gebaut, durch die man in die unterirdischen Gänge gelangt«, sagte Henry stolz. »Die hier ist wahrscheinlich von Onkel Mick. Der hatte sich auf solche Sachen spezialisiert. Jim und Pete arbeiteten mit Spiegeln.«
    »Mit Spiegeln?«, fragte Martha.
    »Na

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