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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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treffen.«
    »Peckham? Nicky, ich hatte einen langen Tag …«
    »Schön. Dann warte bis morgen. Es ist deine Entscheidung. Aber wenn ich du wäre, würde ich zusehen, dass ich diese Geschichte brühwarm erfahre.«
    »Ich sehe, was ich tun kann.«
    Ich warf das Mobiltelefon auf den Beifahrersitz. Mittlerweile hatte ich den Westway fast erreicht, was bedeutete, dass ich jetzt in unmittelbarer Nähe des Geschehens war. Ich wurde ein wenig langsamer, als ich durch die Unterführung kam, für den Fall, dass ich auf eine dieser Polizeisperren traf. Nichts zu sehen, aber als ich das White City Stadion passierte, bemerkte ich die Blaulichter der Polizeiwagen knapp zweihundert Meter weiter die Straße hinauf. Okay, hier war ich vermutlich richtig. Ich nahm die Erste links, dann wieder rechts – vorbei an einem geschlossenen Kindergarten, dessen verwaiste Schaukeln und Klettergerüste in die Kegel meiner Scheinwerfer sprangen. Im grellen Licht waren sie ihrer Funktion auf eine Art und Weise enthoben, die offen gesagt unheimlich war, indem sie mehr oder weniger aussahen wie Gerätschaften einer Folterkammer.
    Ich addierte im Geiste die zurückgelegte Strecke, aber lange bevor ich die nächste Kreuzung erreichte, konnte ich genau erkennen, wohin ich unterwegs war. Vor mir erhob sich eine Wand aus Backstein, die ich bereits aus den Fernsehnachrichten kannte. Der entscheidende Hinweis war jedoch ein breites Spruchband über der Straße, das in schnörkelreicher Kursivschrift Whiteleaf Shopping Centre verkündete. Dichte Qualmwolken hingen wie ein Begrüßungskomitee darüber in der stillen Frühlingsluft.
    Ich schaltete die Scheinwerfer aus und lenkte an den Straßenrand. Vor mir auf der Straße wimmelte es von Menschen: Polizisten in Uniform, Rettungssanitäter, Passanten, die sich das Drama nicht entgehen lassen wollten. Ich ging auf den Menschenauflauf zu und suchte nach einer Möglichkeit, näher heranzukommen, ohne unerwünschtes Aufsehen zu erregen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinen festen Plan, außer dass ich irgendwie ins Gebäude gelangen und mir selbst einen Eindruck von dem ablaufenden Geschehen verschaffen wollte. Und dass ich mir wünschte, dass Susan, die Küsterin mit all ihren Zweifeln und Hemmungen, heil aus dieser Geschichte herauskäme. Ein bescheidener Wunsch, dachte ich. Die Polizei konnte den Rest aufklären. Dafür wurde sie schließlich bezahlt.
    Aber die Menge war wie eine solide Masse, und selbst wenn ich an ihr vorbeigelangt wäre, war da noch die Polizeisperre um diese Seite des Gebäudes. Nach rechts setzte sich dieses Aufgebot die Straße hinauf fort, so weit ich blicken konnte – wahrscheinlich bis zur Straßensperre auf dem Westway. Auf der anderen Seite stießen die Häuser fast an die Außenmauer des Einkaufszentrums. Das letzte bildete mit der Mauer einen schiefen Winkel wie ein kleines Boot, das mit einem Ozeandampfer kollidiert und ins Trudeln geraten war. Ich müsste mein Glück woanders versuchen.
    Das letzte Haus bot jedoch eine Möglichkeit. Es hatte an der Seite einen schmalen Garten und grenzte direkt an die Mauer des Einkaufszentrums. Ich schlüpfte durch das Tor, tat so, als wohnte ich dort, und spazierte hinüber zur Hausseite. Hinter dem Haus befand sich ein Zaun, der niedrig genug war, um ihn mit einem Satz zu überwinden. Dann folgte ein zweiter schmaler Streifen Gartengelände, der dankenswerterweise von dem Haus, zu dem er gehörte, durch eine Leine voller Wäsche abgeschirmt wurde. Unglücklicherweise bewegte sich eine korpulente Frau mit Raubvogelgesicht inmitten der Trockenwäsche und wollte sie vermutlich ins Haus holen. Sie hatte zwei oder drei Wäscheklammern im Mund, aber dieser klappte auf, als sie mich sah, und die Klammern fielen heraus. Ihr Aufschrei, eine Mischung aus Überraschung und Protest, verfolgte mich über den Rasenstreifen zu der höheren Backsteinmauer auf der anderen Seite. Ich nahm Anlauf, sprang und kletterte an ihr empor.
    Oben angekommen stellte ich fest, dass ich auf einen Hof blickte, in dem ungefähr ein Dutzend Lastwagen in roter und silberner Farbe parkten. Keine Spur von Streifenwagen oder Aufrührern. Direkt vor mir befand sich eine Laderampe, deren Wellblechtor nur zu drei Vierteln geschlossen war. Eine unverblümte Einladung für einen Dieb. Ich sprang leise auf der anderen Seite hinab und hörte die Stimme der Frau hinter mir kreischen: »Da war ein Mann, Arthur! Da war ein Mann im Hof!«, und eine männliche Stimme antworten: »Was

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