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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Bürogebäude, mit drei weiteren Stockwerken oberhalb der Ladenfront.
    »Warte.« Ich stand auf und ging zum Fernseher. »Können Sie das lauter drehen?«, rief ich dem Kellner zu. Das Bild war noch immer verschwommen, aber ich konnte die Nachrichtenzeile am unteren Bildschirmrand deutlich lesen. Sie lautete: BELAGERUNG IN WHITE CITY .
    Der Kellner wirkte ein wenig ungehalten. »Wir lassen den Ton weg, damit die anderen Gäste nicht gestört werden.«
    »Ja, ich weiß. Nur ganz kurz. Es ist wichtig.«
    Er wartete für einen weiteren Moment, aber ich sah ihn bittend an, und er gab nach. Er fand irgendwo die Fernbedienung und richtete sie auf den Apparat. Aus dem Flüstern wurde ein leises Murmeln. »… Man befürchtet, dass sie tot sind, obgleich es offenbar die Geiseln sind, deren Schicksal zurzeit im Vordergrund steht. Die Polizei hat das Einkaufsviertel von Whiteleaf umstellt, und sie hat die Bloemfontein Road am nördlichen und am südlichen Ende abgeriegelt. Jetzt wartet man ab, ob es irgendwelche Forderungen gibt. Aber da niemand weiß, mit wem wir es zu tun haben oder ob ihre Motive politischer Natur sind und ob sie eine völlig andere Absicht verfolgen, ist es noch zu früh, um sich ein Bild davon machen zu können, was weiterhin zu erwarten ist …«
    Mir entging der Rest des Satzes, weil ich plötzlich einen Blick auf etwas erhaschte, was ich schon mal gesehen zu haben glaubte: Ein bleiches vertrautes Gesicht in dem gezackten Loch im Glas – es lehnte sich aus einem anonymen, mit Neonröhren erleuchteten Raum, hinter ihm die Gesichter zweier Männer, von denen einer anscheinend ein Küchenmesser in der Hand hielt.
    Es war Susan Book, die Küsterin der Saint Michael’s Church.
    Ich wandte mich zu Matty um.
    »Ich brauche eine Fahrgelegenheit«, sagte ich. »Bist du mit dem Wagen hergekommen?«
    Zu meiner Überraschung griff er in die Tasche und reichte mir die Schlüssel. Er hatte mein Gesicht gesehen, während ich auf den Bildschirm starrte, und ich vermutete, dass er nicht mehr nachzufragen brauchte.
    »Es ist ein Honda Civic«, sagte er. »Dunkelblau. Auf der Prince’s Avenue.«
    »Danke.« Ich nickte ihm zu, froh, dass er meine Zeit nicht mit der Aufforderung zu weiteren Erklärungen vergeudete. »Für die Leihgabe und für die Informationen. Soll ich den Wagen wieder hierher zurückbringen oder …?«
    »Drüben in Hadley Wood gibt es ein Karmeliterinnenkloster. Du kannst ihn dort hinstellen. Die Schwestern kennen mich.«
    Ein vorhersagbarer Scherz über den biblischen Sinn dieses Wortes erstarb mir auf den Lippen, während ich in Matts ernstes, besorgtes Gesicht blickte.
    »Oder lass ihn irgendwo anders stehen, wenn du musst«, sagte er. »Erklären kannst du mir später alles, Felix. Wenn es etwas Wichtiges ist, dann solltest du lieber sofort gehen.«
    Ich ging.

10
    Ich fuhr wie ein geölter Blitz durch die Colney Hatch Lane, bog in einem haarsträubenden Manöver nach links auf die North Circular ab und beschleunigte auf achtzig Sachen. Ich kam am Stanger vorbei und dachte flüchtig an die unglaubliche Veränderung, die mit Rafi stattgefunden hatte.
    Warum jetzt? Was war geschehen, um sie auszulösen? Waren die Mächte, die anscheinend so viele Londoner in den mörderischen Wahnsinn getrieben hatten, nur eine Hälfte irgendeiner kosmischen Wippe, die Rafi wieder in den Normalzustand katapultiert hatten? Und war eines der Enden dieser Wippe der Auslöser für das plötzliche Interesse an mir, das die Anathemata bekundeten? Die Verbindung war Peace. Ich suchte ihn, und das taten sie ebenfalls. Folgten sie mir nur, damit ich sie zu ihm führte, oder gab es irgendeinen anderen Grund, weshalb ich nicht einfach ausspucken konnte, ohne sie zu treffen? Und wenn zutraf, was Matty über ihre Haltung zu den Untoten hatte verlauten lassen, was beabsichtigten sie damit, dass sie Typen wie Po und Zucker auf mich angesetzt hatten?
    Ich konzentrierte mich wieder auf das, was unmittelbar vor mir lag. Ganz gleich, was in White City im Gange war, ich brauchte weitere Informationen, ehe ich mich dort hineinstürzte, das war verdammt noch mal völlig klar, denn sonst könnte das, was ich nicht wusste, schlimme Folgen für mich haben. Ich wusste noch nicht einmal, was ich tun sollte, wenn ich dort ankam – ich hatte nur so ein vages Gefühl, vielleicht geweckt durch Susan Books Anblick inmitten dieses Wahnsinns, dass diese Geschichte irgendwie mit dem zusammenhing, was Nicky beschrieben hatte: die Welle von Mord und

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