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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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»Matty, ich rede nicht von den kleinen Schwestern der Maria Assumpta – ich rede von eine Gruppierung innerhalb deiner Kirche, die Werwölfe benutzt, um ihre Aufträge auszuführen. Haben sie es auf unsere haarigeren Brüder abgesehen? Ist ›sich befassen‹ eine höfliche Umschreibung für ›rekrutieren‹? Und sie haben Dolche nach ihren eigenen Entwürfen anfertigen lassen. Glaubst du, sie gebrauchen sie als Brieföffner? Oder dass sie damit Kuchen schneiden? Was meinst du?«
    »Ich weiß nicht, was sie tun«, wiederholte Matty geduldig und weigerte sich wie immer, wegen mir die Beherrschung zu verlieren. »Ich werde dir jedoch erklären, weshalb die Anathemata nicht in ein aktuelles Verzeichnis von kirchlichen Gruppierungen aufgenommen werden.«
    »Rede weiter«, sagte ich. Ich wurde durch die Fernsehbilder über seiner Schulter abgelenkt. Geborstene Fenster und Polizisten in Schutzausrüstung, die in einer dichten Linie vordrangen.
    »Weil sie aufgelöst wurden«, sagte Matty mit einem Anflug von Selbstgefälligkeit. »Der neue Papst hat Zweifel an ihren Methoden und ihrer Nützlichkeit geäußert. Er hat den Vorstehern des Ordens befohlen zurückzutreten, nachdem sie ihre Mitglieder anderen Gruppen und Aufgaben zugeteilt haben. Das alles ist vor nicht allzu langer Zeit geschehen – vor nicht mal einem Jahr.«
    »Und ist es wirklich geschehen?«, bohrte ich nach. Ich blickte auf das Messer. »Denn mit diesem Ding auf dem Tisch wurde ich vor Kurzem angegriffen.«
    Seine alte Zurückhaltung brach wieder durch. »Die Prälaten des Ordens erhoben Widerspruch gegen Seine Heiligkeit. Ich nehme an, sie brachten Einwände vor …« Er zögerte und dann schien er nicht zu wissen, wie er wieder anfangen sollte.
    »Welche Einwände …«, drängte ich.
    Matty nickte kurz. »Versuch nicht, mich unter Druck zu setzen, Felix, bitte. Ich versuche, es so auszudrücken, dass es nicht zu reißerisch klingt. Sie argumentierten, dass das Auferstehen der Toten und das Erscheinen höllischer Kreaturen als Hüter der Toten ein Hinweis darauf seien, dass die Endzeit begonnen habe. Sie meinten – viele von ihnen, jedenfalls –, dass ihre geforderte Auflösung der Hölle Tür und Tor öffnen würde und dass sie ihre spirituellen Pflichten vernachlässigen würden, wenn sie es zuließen.«
    Er hatte die ganze Zeit das Messer betrachtet. Jetzt blickte er hoch und schaute mir in die Augen. Er hatte sich dazu hinreißen lassen, genau das zu äußern, was er nicht hatte aussprechen wollen, und ich war beeindruckt, wie gut er diese bittere Pille schluckte.
    »Also weigerten sie sich. In Scharen. Und sie wurden exkommuniziert.«
    Ich stieß einen langen, leisen Pfiff aus. »Das ist starker Tobak«, sagte ich.
    »Ja, Felix, das ist starker Tobak. Damit gingen ihre Seelen und ihre Leiber der kirchlichen Gemeinschaft und ihrer Fürsorge und ihres Schutzes verloren. Ihnen wurde die Möglichkeit verweigert, einen Platz im Himmel zu erlangen.«
    »Damit hatten sie nichts zu verlieren«, zog ich das Fazit aus dem Gehörten.
    Matty wollte etwas sagen, aber ich brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Matty, weißt du, wo diese Leute ihre Operationsbasis haben?«
    »Nein.«
    Ich dachte über diese einsilbige Antwort nach. Mir schien, als verbarg sich dahinter zumindest eine gewisse Anzahl von Sünden.
    »Wüsstest du, wie du mit ihnen in Verbindung treten kannst, wenn du es müsstest?«, fragte ich.
    Matt atmete lange und heftig durch die Nase aus. »Die Anathemata stehen historisch dem Douglas Ignatieff Biblical Research Trust in Woolwich nahe«, sagte er. »Ich sage historisch, weil es schon lange zurückliegt, seit jemand aus der Bewegung irgendwelche Schriften veröffentlicht oder an einer religiösen Debatte teilgenommen hat. Ich bezweifle, dass die Verbindung überhaupt noch besteht.«
    »Aber gibt es denn dort irgendjemanden, der …«
    Ich brach mitten im Satz ab, als mein Gehirn aufnahm, was meine Augen sahen, und lehnte mich nach rechts, um bessere Sicht auf den Fernseher an der Wand hinter meinem Bruder zu haben. Er zeigte eine chaotische Szene auf der nächtlichen Straße einer City: rennende Menschen; gelbliches Flackern eines weiter entfernten Feuers, und im Vordergrund die Ecke eines Gebäudes – eine Wand aus Backstein, die andere aus Glas mit einem großen Loch in der Mitte wie ein Maul voll schartiger Zähne. Die Bilder stammten von einer Handkamera, und das Licht war nicht sehr gut, aber es sah aus wie ein niedriges

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