Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)
meinte heute noch.«
J-J setzte ein verkniffenes, gequältes Lächeln auf. »Das dürfte ein wenig schwierig sein. Wir haben mittlerweile ein formelles Buchungssystem eingeführt, und die Termine für heute sind dicht. Der frühestmögliche Zeitpunkt, den ich dir nennen könnte, wäre in drei oder vier Tagen.«
»Ich brauche nur zwei Minuten. Könntest du mich nicht dazwischenschieben, wenn jemand sich verspätet oder gar nicht erscheint?«
Sie schüttelte den Kopf mit einem Gesichtsausdruck, der von aufrichtigem Bedauern nicht zu unterscheiden war. »Ich fürchte nein, Felix«, sagte sie. »Jeder Besuchsantrag läuft durch eine der Aufsichtskommissionen, und über deren Entscheidungen kann ich mich nicht hinwegsetzen. Nicht einmal für einen Freund.« Sie hielt inne, runzelte für einen Moment nachdenklich die Stirn, und ich wartete auf die nächste Hiobsbotschaft. »Bei einem Kollegen hingegen«, sagte sie, »wäre es etwas anderes. Wenn du in irgendeiner engen Verbindung zu der Abteilung stehen würdest, meine ich. Ich könnte Fünfe gerade sein lassen und einigermaßen sicher sein, dass die Kommission mir anschließend nicht auf die Finger klopft.«
Es war eine bittere Pille, die ich schlucken müsste, aber wenn sie sich nichts anderes wünschte als irgendein Versprechen, konnte ich mindestens ebenso überzeugend unaufrichtig sein wie sie. »Nun, ich habe zurzeit viel zu tun«, sagte ich, »aber wenn sich bei mir ein freier Termin ergibt, könnte ich rüberkommen und dir ein wenig Arbeit abnehmen.«
Jenna-Jane nickte begeistert. »Hervorragend«, sagte sie. »Es gibt da eine Sache, die du für uns tun könntest.«
»Und das wäre?« Ich war bereits aufgestanden und versuchte, das Ganze ein wenig zu beschleunigen, aber gerade in Sachen unbeweglicher Objekte und unwiderstehlicher Kräfte war J-J eine Meisterin darin, beide Seiten gegeneinander auszuspielen.
»Du kannst deinen Freund Rafael Ditko davon überzeugen, sich in unsere Obhut zu begeben.«
Mein Gesicht erstarrte, und mein Körper tat es ebenfalls mitten in der Bewegung zwischen Hinsetzen und Aufstehen. Am Ende entschied ich mich für Aufstehen, denn damit gewann ich ein wenig zusätzliche Distanz von ihr.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Das steht nicht zur Debatte.«
»Wirklich nicht?« Ihre Frage klang völlig unschuldig. »Ich wurde vor ein paar Tagen von Doktor Webb angerufen. Er schien der Meinung zu sein, dass es für Mister Ditko besser wäre, sich in einer Umgebung aufzuhalten, die dem Problem, mit dem er sich herumschlägt, besser und schneller Rechnung tragen kann.«
»J-J, nimm’s mir nicht übel, aber hier drin wäre Rafi das Problem. Du verwechselst die Trägerwelle mit dem Signal.«
Jenna-Jane war offenbar verletzt. »Das ist ein ziemlich undurchsichtiger Vergleich, Felix. Und er ist weit von der Wahrheit entfernt. Ich weiß, dass Ditko und der Dämon in ihm zwei unterschiedliche Entitäten sind. Wahrscheinlich ist mir viel deutlicher klar als dir, was das bedeutet, und wahrscheinlich kann ich auch die Mechanismen besser verstehen, die dem zu Grunde liegen. Ich würde deinen Freund niemals mit dem Passagier verwechseln, den er leider mit sich führt.«
»Nein? Du würdest nicht in Versuchung geraten, nur des Versuchs wegen Rafi mit einer Mistgabel anzustechen, um zu sehen, ob Asmodeus blutet?«
Jenna-Janes schauspielerische Fähigkeiten waren so gut wie perfekt, daher war in ihrem Gesicht kein Zeichen von Wut oder Enttäuschung zu erkennen. Sie schüttelte lediglich den Kopf, als ob diese harsche Bemerkung nur der letzte Beweis dafür war, dass es ihr eigentlich niemals bestimmt gewesen war, in einer derart grausamen und gefühllosen Welt wie dieser zu leben.
»Meine erste Sorge wäre Ditkos Wohlergehen«, sagte sie feierlich.
»Dieser Punkt ist nicht verhandelbar, Jenna-Jane.«
»Dann gilt das auch für Rosie, Felix. Ich setze dich auf die Warteliste, und du wirst innerhalb der nächsten Tage angerufen. Es sei denn, natürlich, jemand in der Aufsichtskommission äußert irgendwelche Zweifel hinsichtlich deiner Eignung für einen solchen Besuch.«
»Und gehörst auch du zu dieser Aufsichtskommission, Jenna-Jane?«, fragte ich.
»Ja. Natürlich. Ich bin eins von vier Mitgliedern der Abteilungsleitung, der drei weitere Angehörige …«
Ich hob die Hand, um ihren Redefluss zu stoppen. »Danke«, sagte ich, »ich verstehe. Grüß von mir alle von der alten Truppe, die du noch gelegentlich triffst.«
»Natürlich.«
»Und
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