Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
Vom Netzwerk:
heftiger psychosomatischer Muskelschmerzen in einem fast halbtoten Zustand befand. Es war eine süße Rache, wenn es wirklich eine war. Aber damals wusste Rosie eigentlich noch nicht, wem sie ihre lange hinausgezögerte und unerwartete Wiederauferstehung zu verdanken hatte, daher war es wahrscheinlich ein reiner Zufall.
    Auf jeden Fall ließ sich Rosie am einundzwanzigsten Tag in einen jungen Mann namens Donnie Collett aus Cambridge versetzen, und das war der Beginn eines ständigen, auf der Stelle stattfindenden Staffellaufs, der noch nicht zu Ende war. Freiwillige aus MO -Abteilungen überall im Land wie auch aus Philosophie- und Theologie-Kursen an den Universitäten, die J-J noch nicht als das durchschaut hatten, was sie war, meldeten sich für Aufenthalte bis zu einer Woche an, beschworen Rosie und boten ihr ein fleischliches Heim, so dass die Praed-Street-Ontologen hinsichtlich unseres Wissens über Leben und Tod und die Punkte, an denen beide sich über die Trennmauer hinweg die Hände reichen, bis an die Grenzen gehen konnten.
    Und dann gab es noch eine völlig andere Helfergruppe. Es waren die Leute, die vorbeikamen, um sich mit Rosie zu unterhalten und sie zu beschäftigen. Da sie tot war, konnte sie nicht schlafen. Die Person, die sie jeweils beherbergte, schlief und wachte stets erfrischt und energiegeladen auf, als hätte sie einen einwöchigen Kuraufenthalt hinter sich. Rosie selbst brauchte ständige geistige Anregung, und da J-J sich immer kategorisch geweigert hatte, ihr zu gestatten, die Abteilung zu verlassen, musste ihr diese Anregung an Ort und Stelle geboten werden. Sie schaute sich sehr oft DVD s an (Live- TV war verboten), las viele Bücher und unterhielt sich endlos mit jedem, der ihr zuhörte, wobei im Hintergrund ständig ein digitales Aufnahmegerät mitlief.
    Ich hatte ab und an zu dieser Helfergruppe gehört, und das einige Jahre lang. Vielleicht hatte ich das Gefühl, ich müsste mich dafür entschuldigen, Rosie aus der Dunkelheit des Todes geholt zu haben, ohne sie vorher um Erlaubnis zu fragen, aber ich liebte auch ihre Gesellschaft und benutzte sie manchmal als Resonanzboden für meine eigenen Theorien und Ideen. Wer und was immer sie zu Lebzeiten gewesen war – sie behauptete, sich daran nicht erinnern zu können –, auf jeden Fall hatte sie einen messerscharfen, geradlinigen Verstand. Der Tod hatte bei ihr nichts anderes bewirkt, als die Hülle zu vernichten.
    Ich hatte jedoch meine Besuche zeitlich immer dergestalt geplant, dass sich Jenna-Jane nicht in der Abteilung aufhielt und sich entweder auf einer ihrer Vortragsreisen befand oder unterwegs war, um bei Wohltätigkeitseinrichtungen mit nicht genau definierten Hilfsaufgaben weitere Gelder aufzutreiben.
    Von meinen Maulwürfen im Krankenhaus wusste ich, dass sie anwesend war, daher führte der einzige Weg, an Rosie heranzukommen, über J-J.
    Und das erste Problem bestand darin, überhaupt an sie heranzukommen. Die gesamte Anlage ähnelte mehr als je zuvor einer Festung. Am Haupteingang befand sich nun tatsächlich ein Wachtposten, dem ich mein Anliegen vortragen musste, um darauf zu warten, dass ich die Erlaubnis erhielt einzutreten. Dann, als ich durch die Flure mit ihrem vertrauten Geruch nach altem Urin wanderte, bemerkte ich Alarmknöpfe, die mit kurzen Zahlenfolgen versehen waren. Ein Hinweisschild neben jedem Knopf erinnerte alle Besucher daran, dass bei einer auch nur kurzen Missachtung der Sicherheitsvorschriften das Gebäude sofort zu verlassen sei und dass das frei patrouillierende Sicherheitspersonal im Fall einer akuten Sicherheitsstörung am Ort der Alarmmeldung zusammenkommen sollte, während sich das übrige Personal direkt zu den ihm zugewiesenen Sammelpunkten begab. Das alles rief in mir die schlimmsten Erinnerungen an das Butlin’s Ferienlager in Skegness wach, nur dass es hier etwas weniger Stacheldraht gab.
    Jenna-Jane hielt sich im kleineren ihrer beiden Büros auf. Es war das Büro mit Blick auf den offenen Arbeitsbereich der Abteilung und erinnerte an ein Bahnwärterhaus inmitten eines Labyrinths von Rangiergleisen.
    Auf dem Weg dorthin hatte ich über eine passende Formulierung meiner Bitte nachgedacht. Nicht allzu lange vorher konnte ich einfach vorbeikommen und Rosie ohne langes Palaver hallo sagen. Doch dann hatte J-J einen der Besucher dabei erwischt, wie er Nachrichten Rosies hinausgeschmuggelt hatte, und sie hatte die Kontrolle erheblich verstärkt. Mittlerweile hatte sie in ihrer Freak-Show eine

Weitere Kostenlose Bücher