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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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mich warf und weiterging.
    Nur einen kurzen Moment später, während ich das Wunder der Tiefenwahrnehmung wieder entdeckte, durfte ich miterleben, wie Gary Coldwood in Sicht kam. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann klappte ich ihn ächzend wieder zu, als meine Stirn und meine Wirbelsäule von einer Schmerzwoge überrollt wurden. Abermals gaben meine Beine nach, aber ich wurde festgehalten.
    »Da ist …«, versuchte ich erneut, mich verständlich zu machen, und deutete mit einer vagen Geste dorthin, wo Peace sein musste. »… Verwundet – braucht einen Arzt.«
    »Machen Sie sich etwa Sorgen wegen des anderen Kerls, Fix?« Coldwood klang müde und angeekelt. Ein Polizeibeamter erschien neben ihm, in der Hand ein Paar Handschellen, die Coldwood mit einem Kopfnicken an sich nahm. »Das brauchen Sie nicht. Sieht so aus, als hätten Sie gewonnen. Der andere Knabe ist tot.«

18
    Sie brachten mich ins Whittington Hospital auf dem Highgate Hill, wo ich, wenn ich meinen Zustand der Deprimiertheit noch vertiefen wollte, durch das Fenster beobachten konnte, wie die Sonne über dem Grab von Karl Marx unterging. Es gab dort einen Sicherheitsflügel, in dem die Metropolitan Police Terroristen unterbrachte, die im Zuge ihrer Verhaftung angeschossen worden waren: Gitter vor den Fenstern, Polizisten vor der Tür und klumpigen Vanillepudding bis zum Abwinken.
    Sie glaubten, dass es mich schlimmer erwischt hatte, als es tatsächlich der Fall war, denn der Schlag gegen meinen Schädel hatte ihn spektakulär geöffnet – und da es in der Kopfhaut von Blutgefäßen wimmelt, hatte ich geblutet wie ein Schwein. Als sie mich jedoch in einen Rollstuhl setzten und zwecks einer Kernspintomografie in die radiologische Abteilung karrten, stellte sich heraus, dass es keine erwähnenswerte Gehirnerschütterung und keine inneren Blutungen gab. Einige Menschen sind nun mal unter einem glücklichen Stern geboren, nehme ich an.
    Wieder oben in der Sicherheitsabteilung, schoben sie mich an meinem Einzelzimmer vorbei und parkten mich ein Stück weiter im Flur, wo ich von zwei Polizisten bewacht wurde. Ich versuchte gar nicht erst, mit ihnen ein Gespräch in Gang zu bringen. Sicherlich war ihnen jegliches Fraternisieren untersagt, und ich hätte von ihnen sowieso nichts aufschnappen können, was sich für mich zu wissen gelohnt hätte.
    Während ich dort in einem dieser Krankenhausnachthemden herumsaß, die immer den Arsch heraushängen lassen, ließ ich in Gedanken die Ereignisse der letzten paar Tage mit einem Gefühl düsteren Selbsthasses noch einmal Revue passieren. Fanke hatte mit mir sein Spiel getrieben. Offensichtlich hatte er sich längst in Position gebracht – indem er sich an Pen herangemacht hatte, um Rafi im Auge zu behalten, nicht mich. Aber als die Kacke am Dampfen und ihr geplantes Menschenopfer zum zweiten Mal ein Schlag ins Wasser war, hatte er blendend improvisiert.
    Oder war es mehr als ein reiner Zufall, dass ich ihn nie als Dylan Foster kennengelernt hatte? Hatte er schon damals seine Fäden gesponnen und mich in Reserve gehalten für den Fall, dass er später einen Prügelknaben brauchte?
    So oder so hatte er mich aus zwei Gründen und nicht nur aus einem engagiert, um Peace zu suchen. Der erste war, dass er jemanden brauchte, der sich in London auskannte, und in seiner Truppe gab es niemanden, der dieser Anforderung gerecht wurde. Sie mochten auf ihre Art knallhart sein, aber sie konnten keine Spuren lesen. Sie hätten wahrscheinlich mehrere Wochen gebraucht, um Peace aufzustöbern, und genau das musste viel schneller geschehen.
    Und der zweite Grund war, dass er bereits für genügend Leichen gesorgt hatte, die sich zunehmend zu einem logistischen Problem entwickelten. Da waren die Satanisten, die Peace während der Opferfeier erschossen hatte, was schlimm genug war. Aber da waren auch noch die Torringtons, die tot in einem Vorort herumlagen, was schlimmer war. Ob er Melanie eigenhändig getötet hatte, wie ich vermutete, oder sie auf irgendeine andere Art den Tod gefunden hatte, auf jeden Fall musste die Operation angefangen haben, verräterischer und bedeutsamer auszusehen, als ihm recht sein konnte. Also warum sollte er nicht einen dritten Beteiligten ins Spiel bringen – jemanden, den er durch Pen unter Kontrolle halten konnte, ohne jemals mit ihm direkten Kontakt aufzunehmen –, der am Ende alles würde ausbaden müssen, falls die Dinge sich in Richtung Desaster entwickelten?
    Mich auszutricksen war von

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