Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)
Anfang an geplant gewesen, und zwar lange bevor ich ihm persönlich begegnete.
Schritte, die sich durch den Korridor in meine Richtung bewegten, rissen mich aus diesen schmerzlichen, die Vergangenheit betreffenden Grübeleien in eine noch um einiges schmerzlichere Gegenwart. DS Basquiat und ihr fröhliches Faktotum DC Fields kamen durch den Flur auf mich zu. Basquiat hatte sich eine Handtasche, die nach Prada aussah, über die Schulter gehängt und trug unterm Arm eine Aktenmappe aus Manilapappe mit einem weißen Klebeetikett, dessen Aufschrift ich nicht entziffern konnte. Sie nickte dem nächsten Uniformierten zu, der die Tür aufschloss und sie aufhielt, während sein Kollege mich über die Schwelle schob.
Der Raum war klein und kahl. Nur ein Tisch, ein paar Stühle und ein Wandregal, auf dem ein ramponiertes Tonbandgerät stand. Ich erkannte das Arrangement auf Anhieb. Ich war schon früher in polizeilichen Verhörzimmern gewesen. Niemals in einem, das als Teil einer Krankenhausabteilung getarnt war, aber in diesem Kontext erschien es durchaus logisch.
Basquiat warf die Mappe, die sie trug, auf den Tisch, hängte ihre Jacke – schwarz, kurz geschnitten und sehr elegant – über die Rückenlehne eines Stuhls und setzte sich. Aus der Handtasche angelte sie einen Kugelschreiber, den sie neben die Manilamappe legte. Fields lehnte sich ein paar Schritte von mir entfernt an die Wand. Die Polizisten gingen hinaus und schlossen die Tür hinter sich.
»Na los«, sagte Basquiat ein wenig ungeduldig zu Fields. »Licht an, Kamera läuft, Action.«
Er streckte die Hand aus und schaltete das Tonbandgerät ein. »Sicherheitsabteilung Whittington. Verhör Felix Castor«, sagte er mit pathetischer Stimme. »Vorgenommen von Detective Sergeant Basquiat unter Assistenz von Detective Constable Fields.« Er schaute auf die Uhr und fügte Datum und Uhrzeit hinzu.
»Ich verlange einen Anwalt«, sagte ich. »Bis man meine Forderung erfüllt, werde ich mich zu nichts äußern.«
Basquiat hob eine Augenbraue. »Sie sind bisher keines Vergehens beschuldigt worden«, sagte sie. »Meinen Sie nicht, dass Ihre Forderung ein wenig überstürzt ist?«
»Werde ich eines Vergehens beschuldigt?«, fragte ich.
»Natürlich werden Sie das, Castor. Sie werden des Mordes beschuldigt.«
»Wen soll ich ermordet haben?« Eine dämliche Frage, aber in diesem Moment überwog mein Bedürfnis, es zu erfahren, meinen Selbsterhaltungstrieb.
»Gute Frage«, meinte Fields höhnisch. »Kommen Sie schon mit dem Zählen durcheinander?«
Basquiat sah ihn an. Es war kein verärgerter Blick, aber ein langer, der andauerte, bis er wegsah. Die Bedeutung war unmissverständlich. Es war ihr Verhör, und seine Beiträge waren unerwünscht.
»Sie wurden in einem ausgebrannten Gebäude angetroffen«, sagte sie und sah wieder zu mir, »in Gesellschaft einer Leiche. Bei der Leiche handelte es sich um einen Mann namens Dennis Peace – ein Mann, der offenbar dem gleichen Gewerbe nachging wie Sie. Dem Exorzismus. Er wurde in die Brust und in den Bauch geschossen. Er wies außerdem Verletzungen von einem vorher erfolgten tätlichen Angriff auf, aber es war der Schuss in die Brust, der noch vor der Bauchwunde seinen Tod herbeigeführt hat. Er ist an seinem eigenen Blut erstickt.«
Ich senkte den Kopf. Ich hatte gehofft, dass Peace irgendwie lebend aus der Sache herausgekommen wäre, aber das war von Anfang an eher unwahrscheinlich gewesen. Ich empfand aufrichtiges, bitteres Mitleid mit ihm, aber der eigentliche Tiefschlag war Abbie. Was hatte Fanke mit ihr getan? Hatte er das Medaillon gefunden? Natürlich hatte er das, verdammt noch mal. Er hatte nicht halb London durchquert und kaltblütig einen Mann ermordet, um nur halb verrichteter Dinge wieder abzuziehen. Er hatte sie in seiner Gewalt. Er hatte ihre Seele. Dank mir hatte er nun alles, was er brauchte, um abzuschließen, was er begonnen hatte.
»Wir haben seitdem mit einigen Leuten gesprochen«, fuhr Basquiat lebhaft fort. »Mit ehemaligen Kollegen und Kontaktpersonen. Reginald Tang und Gregory Lockyear, ihres Zeichens ebenfalls Exorzisten, die sich ihre Unterkunft mit Peace teilten, bestätigten bereitwillig, dass Sie den Mann während der vergangenen Tage gesucht haben. Und dass Sie mit ihm in eine tätliche Auseinandersetzung auf einem Hausboot – der
Thames Collective
– verwickelt waren. Eine Frau namens Carla Rees erklärt außerdem, dass Sie versucht haben, sich mit Peace zu treffen, und sie als
Weitere Kostenlose Bücher