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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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wie es sich anfühlte. Die Leute begannen zu flüchten, wegzurennen. Oder sie … brachen dort zusammen, wo sie gerade waren. Einige schienen Anfälle zu haben, denn ihre Arme und Beine zuckten und ihre Münder standen weit offen.
    Es war grässlich! Alle wollten sich vor diesem schrecklichen Lachen in Sicherheit bringen, aber ich konnte nicht denken. Ich rannte los, ohne eigentlich zu wissen wohin. Ich prallte gegen Ben – Pater Coombes –, aber er sah mich nicht, und er ist so viel größer und schwerer als ich, dass ich einfach beiseitegeschleudert wurde. Ich fand am Altargeländer Halt, so dass ich nicht stürzte, und dann konnte ich es plötzlich nicht mehr loslassen. Es war so kalt – die Kälte drang in mich ein und raubte mir jegliche Kraft. Sie haben sicherlich schon einmal auf einer Eisbahn Schlittschuhläufer gesehen, die sich an der Seite festhalten, weil sie Angst haben, sich aufs Eis hinaus zu wagen, oder? So in etwa muss ich ausgesehen haben. Ich lehnte am Geländer, in meinem Kopf drehte sich alles, und ringsum wimmelte es von Leuten, die nur umherrannten und schrien.
    Dann schaffte ich es wieder, mich zu rühren, und stolperte beinahe über eine Frau, die im Mittelgang direkt vor mir zu Boden gestürzt war. Sie war bewusstlos und hatte sich wahrscheinlich irgendwo den Kopf gestoßen. Ich konnte sie dort nicht liegen lassen. Aber sie war viel zu schwer, als dass ich sie hätte tragen können, daher schleifte ich sie zur Tür, immer nur ein kleines Stück mit Pausen dazwischen. Das Gelächter hatte mittlerweile aufgehört, aber da war immer noch ein Gefühl … angestarrt, beobachtet zu werden. Ich hatte Angst, hochzuschauen. Es fühlte sich an, als habe irgendetwas Großes – ein riesiges Monster – das Dach der Kirche abgenommen, um uns zu betrachten.«
    Susan schluckte krampfhaft und schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht daran erinnern, die Tür erreicht zu haben, aber ich habe es wohl geschafft, denn plötzlich stand ich draußen auf der Straße. Die Frau, die ich mitgeschleift hatte, war immer noch bewusstlos und lag vor mir auf dem Pflaster, und ich erkannte, dass ihre weiße Bluse mit Blut besudelt war. Ich dachte, sie sei schon tot – dass dieses lachende Ding es irgendwie geschafft hatte, sie umzubringen. Aber dann begriff ich …«
    Sie streckte die Hände aus und hielt sie hoch, damit wir sie betrachten konnten. Auf beiden Handflächen befand sich schuppige Haut. Es war jeweils ein breiter gerader Streifen, der sich quer darüber spannte, wund und feuerrot am oberen wie am unteren Rand.
    »Es war mein Blut, nicht ihres. Es musste passiert sein, als ich das Altargeländer angefasst habe. Das Metall war so kalt, dass meine Haut daran kleben geblieben ist. Deshalb fiel es mir auch so schwer loszulassen.«
    Es war eine ziemlich eindrucksvolle Demonstration. Ich hörte schweigend zu, als sie ihre Geschichte abschloss. Alle gelangten lebend hinaus, obgleich einige auf Händen und Knien krochen. Unglaublicherweise gab es nur wenige Verletzungen außer abgeschürften Ellbogen und der ein oder anderen blutenden Kopfwunde. Diejenigen, die von Anfällen heimgesucht worden waren, erholten sich sehr schnell, außer dass sie immer noch sehr blass waren und zitterten. Pater Coombes hatte die Kirche sofort abgeschlossen und Susan gebeten, den Sonntagsgottesdienst abzusagen. Danach war er geflüchtet und hatte es ganz allein ihr überlassen, Krankenwagen für die Verletzten und Traumatisierten zu rufen – wobei sie rote Blutflecken auf den Tasten ihres Mobiltelefons hinterließ – und diejenigen zu beruhigen, die immer noch hysterisch waren.
    Am Sonntag hatte er sie zu Hause angerufen. Er habe mit der Diözese gesprochen, und sie hätten ihm gestattet, einen Exorzisten zu engagieren – solange es einer war, der von der Kirche anerkannt wurde. Er hatte Susan gebeten, jemanden aus dem Branchentelefonbuch herauszusuchen.
    Aber Susan besaß kein Branchentelefonbuch, daher war sie stattdessen ins Internet gegangen, und Juliets Website sei als erste erschienen. Das überraschte mich nicht. Sie kam manchmal sogar als erste, wenn man als Suchbegriff »Chinesisches Restaurant« oder »Installateur« eingab. Ich war ziemlich sicher, dass sie irgendetwas mit Google gemacht hatte, das sowohl illegal wie auch irgendwie übernatürlichen Ursprungs war.
    Auf der Site wurden die Erteilung von Juliets kirchlichen Zulassungen – anglikanisch und katholisch – als unmittelbar bevorstehend genannt. Susan

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